Nico Rosberg hat seine Stärke im Qualifying wiedergefunden. Der Mercedes-Pilot sicherte sich zum zweiten Mal in Folge die Pole Position. Nach Suzuka startet er auch an diesem Sonntag in Sochi vom ersten Startplatz. Rosberg war in allen drei Qualifying-Sessions der schnellste Mann auf der russischen Strecke. Im Q3 distanzierte er seinen Teamkollegen Lewis Hamilton um gut drei Zehntelsekunden. Rosberg benötigte 1:37.113 Minuten für seine schnellste Runde im Sochi Autodrom. Es war seine 18. Pole Position in der Formel 1 sowie die dritte in dieser Saison.

"Nico ist zurück, das ist wichtig für ihn mit Blick auf die Psychologie und allem, was damit zusammenhängt", sagte Niki Lauda im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Wenn ich mir etwas hätte wünschen dürfen, wäre es genauso ausgegangen."

Umso größer war der Erfolg, weil die Piloten mehr oder weniger blind ins Qualifying gingen. Die beiden Trainings am Freitag fielen wegen der Diesel-Affäre sowie Regen größtenteils aus. Das 3. Training am Samstagmorgen wurde nach dem schweren Unfall von Carlos Sainz abgebrochen. "Heute war es ein guter Tag, obwohl das Wochenende schwierig war", sagte Rosberg. "Ich musste ein bisschen raten mit dem Setup. Das lief aber gut. Ich hatte eine gute Balance im Auto und fand eine gute Runde."

Rosberg setzt sich gegen Hamilton und Bottas durch, Foto: Sutton
Rosberg setzt sich gegen Hamilton und Bottas durch, Foto: Sutton

Einen Tick schneller

Für Rosberg, der in der Weltmeisterschaft zu Hamilton aufholen muss, gab es Lob aus dem Lager der Silberpfeile. "Er war heute besser", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Er war schon im 3. Training gut unterwegs und in jeder Session einen Tick schneller." Am Ende profitierte Rosberg von einem Fahrfehler seines britischen Teamkollegen, der seinen letzten Run nach einem Fehler in Kurve 13 abbrach. In der Schlussminute konnte keiner der übrigen Konkurrenten Rosberg gefährlich werden.

"Nico hat es hingebracht und ich freue mich für ihn", sagte Niki Lauda. "Vielleicht kann er morgen damit zurückschlagen." Es wäre langsam an der Zeit. Seit sechs Rennen hat Rosberg kein Rennen mehr gewonnen, zuletzt beim Österreich Grand Prix. Rosberg klang zumindest zuversichtlich vor dem Rennen im Sochi Autodrom. "Mit viel Sprit lag das Auto gut", meinte er trotz der wenigen Runden auf russischem Boden. "Es wird wieder ein Riesenkampf. Ich werde mir einen Plan für Kurve 1 zurechtlegen."

18. Pole in der Formel 1 für Rosberg, Foto: Sutton
18. Pole in der Formel 1 für Rosberg, Foto: Sutton

Wolff: Skepsis bleibt hängen

Der Start ins Rennen wird sicherlich wieder eine Schlüsselposition einnehmen beim Zweikampf der Silberpfeile. Zuletzt in Suzuka musste sich Rosberg seinem Teamkollegen geschlagen geben - nach einem harten Kampf auf den ersten Metern. Anschließend wurde Rosberg unterstellt, er sei zu weich für den Titelkampf.

"Nein", entgegnete Lauda bei Motorsport-Magazin.com. "Wenn einer innen ist, ist er der Stärkere. Er hätte aber beim Start besser wegkommen müssen. Nico wird morgen versuchen, nicht den gleichen Fehler zu machen, gut zu starten und die Pole Position umzusetzen."

Es könnten noch weitere Komponenten eine Rolle in Russland spielen, wie Toto Wolff anmerkte. "Morgen wird der Reifenabbau das Thema sein", sagte er. "Es bleibt immer eine Skepsis hängen." Aktuell beträgt Rosbergs Rückstand auf Spitzenreiter Hamilton 48 Punkte. Nachdem der beste Nicht-Mercedes knapp acht Zehntel langsamer war als Rosberg, läuft alles auf das nächste Duell zwischen Rosberg und Hamilton hinaus.

Mit der Pole hat sich der Vize-Weltmeister zumindest einen Vorteil verschafft. "Ich glaube, Nico hat zur richtigen Zeit ein Ausrufezeichen gesetzt", sagte der frühere Formel-1-Pilot Timo Glock. "Er muss morgen einen guten Start hinlegen und sich vor Lewis behaupten. Das ist alles, was er machen kann. Er muss einfach ein perfektes Wochenende hinlegen. Lewis hatte ein paar Fehler drin und sein Auto sah unruhig aus. Das könnte für Nico ein Vorteil im Rennen sein."