Die Formel 1 ist teuer. Das ist keine Neuigkeit, wird am Beispiel von Mercedes aber besonders deutlich. Das Weltmeisterteam schrieb in der vergangenen Saison einen Verlust von 103,7 Millionen Euro, nachdem es 2013 noch 68,8 Millionen gewesen waren. Ausschlaggebend für die Vergrößerung des Minus waren zum einen die massiven Regeländerungen, aber auch die Erfolgsboni für die Mitarbeiter schlugen nicht unwesentlich zu Buche.

Trotz der Verluste sieht man die Lage in der Führungsetage des Silberpfeil-Teams jedoch entspannt. "Das Team operiert als Tochter von Daimler in der gleichen wirtschaftlichen Realität wie der Konzern und andere Unternehmen. Es muss das Ziel des Managements und der Eigentümers sein, unter sinnvollen Kosten den größtmöglichen Erfolg zu erzielen", erklärte Motorsport-Chef Toto Wolff gegenüber der dpa. "Das Team hat sich vor einigen Jahren im Gegensatz zu anderen Teams stark auf die Vereinbarung für eine Kostenbremse verlassen. Andere haben frühzeitig ihre Investitionen in Mitarbeiter und Technik raufgeschraubt, das haben wir in den letzten zwei Jahren gemacht. Damit haben wir das aufgeholt, was andere früher schon gemacht haben. Und ich meine alle großen Teams."

Wolff ist davon überzeugt, dass die Kosten für Daimler mit dem Gewinn weiterer Weltmeisterschaften stark sinken werden, bis zu einem Punkt, an dem der Rennstall für den Automobilkonzern kostenneutral ist. Wann dieser Zeitpunkt erreicht sein wird, konnte Wolff allerdings nicht genau beantworten. "Die Formel 1 ist ja nicht statisch. Neue technische Regularien bedeuten neue Kosten", erklärte er. "Das Ziel, dass sich die Kosten abwärts bewegen, ist für uns in Stein gemeißelt. Aber Sie dürfen auch den enormen Marketingwert des Teams nicht vergessen, den man den tatsächlichen Kosten gegenüberstellen muss. Das Modell Formel 1 funktioniert, wenn man erfolgreich ist. Die Rendite für die Marke ist absolut gewährleistet."

Erfolge werden nicht zur Routine

Mercedes kann bereits in Russland die erfolgreiche Titelverteidigung in der Konstrukteurs-Wertung feiern, wenn man drei Punkte mehr als Ferrari macht. Angesichts des bisherigen Saisonverlaufs ein durchaus realistisches Szenario. "Wenn wir die Konstrukteursmeisterschaft gewinnen, ob in Sochi oder in Austin, ist es eine Bestätigung, dass die Struktur, die wir aufgebaut haben, nicht nur einmal funktioniert, sondern wir den Erfolg wiederholen können. Das ist natürlich erfreulich", weiß Wolff.

Trotz der vielen Erfolge, die das Silberpfeil-Team in den letzten anderthalb Jahren feierte, werden die Triumphe aber nicht zur Gewohnheit. "In der Formel 1 entscheiden wenige Augenblicke, wenige Details über Sieg und Niederlage. Es ist jedes Wochenende wieder ein neuer Kampf ums Gewinnen", so Wolff. "Es mag vielleicht das ein oder andere Mal einfacher aussehen, aber es gibt Wochenenden wie in Singapur, wo uns wenig gelingt. Daher gab es den Gedanken der Routine überhaupt nie. Unsere Haltung ist immer, dass unser Glas eher halbleer ist als halbvoll. Das bringt uns immer wieder dazu, unsere Mannschaft, unsere Struktur zu optimieren."