Ende September haben Sauber und Force India neue Wege eingeschlagen, um für mehr Gerechtigkeit in der Formel 1 zu sorgen. Die beiden kleinen Teams legten bei der EU-Kommission Beschwerde gegen verletztes Wettbewerbsrecht ein. Das Ziel: Alle F1-Teams sollen die gleichen Möglichkeiten haben, in der Königsklasse anzutreten. Monisha Kaltenborn sprach am Rande des Russland Grand Prix erstmals über die Hintergründe der Beschwerde, die die Formel 1 aufrütteln soll.

"Wir wollen gegen die Regelmacher und Privilegien angehen, die unserer Auffassung nach dem Sport schaden", sagte die Sauber-Teamchefin am Freitag in Sochi. "Wir sagen das schon seit einer Weile, und das ist jetzt der logische nächste Schritt. Wir erhoffen uns dadurch, dass die Kommission eine ordentliche Untersuchung beginnt." Warum sich die beiden Teams ausgerechnet Ende September für diesen Schritt entschieden, habe laut Kaltenborn keinen speziellen Grund. Vielmehr handele es sich um einen fortlaufenden Prozess.

Monisha Kaltenborn ist nicht happy mit den Zuständen in der F1, Foto: Sutton
Monisha Kaltenborn ist nicht happy mit den Zuständen in der F1, Foto: Sutton

Gleichheit für alle?

Konkret ärgerte sich Kaltenborn – seit geraumer Zeit – über die ihrer Ansicht nach unfaire Machtverteilung innerhalb der Formel 1. Vor allem die Strategy Group, der die fünf großen Rennställe permanent angehören, ist ihr seit langem ein Dorn im Auge. Der Schweizerin missfällt, dass die kleineren Teams kaum Mitspracherecht haben. Ein Thema, das schon häufig diskutiert, jedoch nie konsequent angegangen wurde – bis jetzt.

Der Weg vor die EU-Kommission könnte einschneidende Folgen haben. "Wir hoffen, dass sie dem Sport ein Fundament geben, das es den Teams erlaubt, auf gleicher Basis miteinander in Wettbewerb zu treten", erklärte Kaltenborn. "Sie sollen sich auch anschauen, warum die unfairen Bedingungen – wir betrachten sie als unfair – überhaupt auferlegt worden sind."

Kaltenborn auf Konfrontationskurs mit den Großen, Foto: Sutton
Kaltenborn auf Konfrontationskurs mit den Großen, Foto: Sutton

Die Gründe für die Beschwerde

Wogegen die beiden Teams ganz konkret Beschwerde eingereicht haben, wollte Kaltenborn nicht im Detail aufzählen; laufende Verhandlungen als Argument. Es seien eben die grundlegenden Dinge, die es den kleinen Teams schwer machen, in der Formel 1 mitzuhalten. Dazu zählen unter anderem die Vergabe der Stimmrechte, Prozesse bei Regeländerungen und natürlich die Verteilung der Einnahmen.

Kaltenborn sprach in diesem Zusammenhang von einem Missbrauch von Dominanz, der sich durch die Verteilung von Privilegien in diesen Bereichen entwickelt habe. Eine klare Kampfansage an den Rechtehalter sowie Bernie Ecclestone, der mit seinem so genannten "Bernie Money" wesentlichen Einfluss auf die Machtverhältnisse in der F1 nehmen kann. Der Chef selbst blieb in dieser Angelegenheit gelassen. Angst habe Ecclestone vor einem möglichen Eingreifen der EU-Kommission nicht.

Kaltenborn sorgt sich um die Zukunft der Formel 1, Foto: Sutton
Kaltenborn sorgt sich um die Zukunft der Formel 1, Foto: Sutton

Bernie hat keine Angst

"Überhaupt keine! Ich betreibe kein Kartell", argumentierte Ecclestone in Sochi. "Angst haben müssen Leute, die Dinge tun, die sich nicht tun sollten. Wir müssen sehen, was die EU-Kommission denkt. Die Teams haben Verträge und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand diese Verträge brechen wird." Möglicherweise sieht Bernie auch keine direkte Gefahr, weil lediglich zwei Teams konkret wurden in ihrem Handeln.

Auch Kaltenborn musste sich die Frage gefallen lassen, warum sie gemeinsam mit Force India nicht weitere kleine Rennställe mit ins Boot holen konnten. Zumindest informiert seien restlichen Teams gewesen, versicherte Kaltenborn. Und weiter: "Es ist ihre Entscheidung, sich nicht zu beteiligen und es, zumindest für den Moment, nicht zu unterstützen. Ich denke aber nicht, dass es jemanden gibt, der das nicht unterstützen würde. Aber sie müssen wahrscheinlich auch eine öffentliche Position beziehen."