Was ein verrückter Trainingfreitag beim Russland GP in Sochi. Die Morgensession durch langwierige Reinigungsarbeiten wegen eines Diesellecks an einem Streckenfahrzeug stark verkürzt und nachhaltig behindert, die Nachmittagseinheit durch Starkregen fast komplett ins Wasser gefallen. Noch krasser kam es für Romain Grosjean, der im ersten Training noch dazu sein Cockpit abermals für Testfahrer Jolyon Palmer räumen musste. Das Resultat: Keine Trainingsrunde für den Franzosen am gesamten Freitag.

Wie heute das Auto gewesen sei? "In der Garage", stellt Grosjean lapidar fest. Schadenfreude, dass Palmer, nicht er durch das Diesel-Problem betroffen war, empfindet der Franzose nicht, scherzt aber auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com: "Ich habe so einem Typ gesagt, 'kipp ein bisschen Diesel auf die Strecke' - das war eine gute Strategie."

"Nein im Ernst - eigentlich hatten wir sogar geplant, dass ich am Morgen fahre und Jolyon im FP2, weil wir wussten, dass später der Regen kommen würde. Leider hat es da dann sofort angefangen", kommentiert Grosjean gegenüber Motorsport-Magazin.com seinen Null-Runden-Tag. "Ich habe getanzt, gesungen, ein paar Selfies gemacht - das wars heute. Ein leichter Tag. Aber so habe ich natürlich sehr wenig gelernt, außer, dass es schön ist, eine warme Hospi mit gutem Catering zu haben",ergänzt der Lotus-Pilot.

Vorbild MotoGP: Grosjean fordert Verbesserungen im Vorlauf

Während er mit alledem zumindest die Fans in den Sozialen Medien begeistern konnte, sieht Grosjean dennoch ein Problem für die Zuschauer an der Strecke. Man müsse eine Lösung für solche Situationen finden, um mehr Action sicherzustellen. "So wie es jetzt ist, ist es nicht perfekt. Wir müssen vielleicht überlegen, ob wir die Session verschieben sollten, wenn es nass ist. Aber meistens funktioniert es ja. Allerdings sind wir auf manchen Strecken auch durch die Reifen limitiert. Das ist Fakt, da können wir manchmal nicht viel fahren und warten auch lieber bis die Strecke sauberer ist.

Was man sonst noch tun könnte? "Wir könnten Weinproben machen", scherzt Grosjean, bevor er seinen konstruktiven Vorschlag unterbreitet. "Wenn du der MotoGP auf Instagram folgst, siehst du, dass sie ein paar Sachen mit kleinen Bikes machen. Sie machen Sachen für die Fans. Vielleicht können wir da was ähnliches in der Formel 1 hinbekommen. Aber das ist auch schwierig: Wir wollen ja kein zusätzliches Risiko in Kauf nehmen", sagt Grosjean.

Dass er wegen Jolyon Palmer viel Trainingszeit verliert, will Romain Grosjean inzwischen nicht mehr großartig behindern, Foto: Sutton
Dass er wegen Jolyon Palmer viel Trainingszeit verliert, will Romain Grosjean inzwischen nicht mehr großartig behindern, Foto: Sutton

Grosjean: Mangelnde Trainingszeit kein Riesenproblem

Rein sportlich gesehen störe es ihn inzwischen nicht mehr großartig, andauernd so viel Trainingszeit zu verlieren. Sei es durch Palmers Einsätze oder äußere Faktoren. "Wir sind an einem Punkt, an dem wir recht gut wissen wie wir das Setup einstellen müssen, sodass es nicht viel ausmacht eine Session zu verlieren. Natürlich ist sowas nie ideal. Aber es ist eben so und ich kann damit leben", sagt Grosjean.

Einzig an diesem Wochenende mache es allerdings einen Unterschied, da viele Dinge zusammengekommen seien. "Unser Arbeitsaufwand wird morgen viel größer ausfallen als gewöhnlich, wir werden viel zu tun haben. Denn wir wissen jetzt nichts - wir wissen nichts über den Reifenabbau oder was die Bremsen betrifft. Es liegt also in puncto Setup alles im Unbekannten. Es wird hier ein bisschen schwieriger, weil es auch eine neuere Rennstrecke ist. Hoffentlich kriege ich ein paar Runden zusammen", sagt Grosjean.

"Heute konntest du fast komplett vergessen, abgesehen von einem Shakedown mit ein paar Runden am Morgen. Deshalb wird es morgen vor dem Qualifying im FP3 viel Arbeit geben", bestätigt Alan Permane, Trackside Operations Director bei Lotus.

Pastor Maldonado beklagt, dass Mercedes Lotus nicht den besten Motor gibt, Foto: Sutton
Pastor Maldonado beklagt, dass Mercedes Lotus nicht den besten Motor gibt, Foto: Sutton

Maldonado zum Diesel-Vorfall: So krass noch nie erlebt

Teamkollege Pastor Maldonado setzte wegen des Regens am Nachmittag ebenfalls komplett aus, schaffte morgen allerdings zumindest neun Runden. Dennoch war der Venezolaner alles andere als zufrieden mit seinem Tag. "Es war ziemlich frustrierend, weil wir im FP1 ja alles machen wollten. Die Wettervorhersage war für den Nachmittag ja nicht gut. Das habe ich vorher noch nie so erlebt. Vielleicht mal bei einem Motor- oder Getriebeschaden, aber nie so heftig. Wir waren da sehr langsam und die Autos sind gerutscht wie auf Eis. Diesel ist ja noch schlechter als normales Benzin", sagt Maldonado zu Motorsport-Magazin.com.

Noch mehr stört Maldonado allerdings etwas völlig anderes: Mercedes stellte seinen Kunden nicht die aktuelle Spezifikation seiner Power Unit zu Verfügung. "Sowas habe ich nicht erwartet. Ich habe erwartet, dass Mercedes uns die volle Performance liefert. Denn es war eine klare Verbesserung von ihnen. Warum nicht für die anderen Teams?", poltert ein enttäuschter Maldonado. "Aber gut - es ist nicht so relevant. Wir müssen einfach versuchen, sehr hart mit dem zu pushen, was wir haben."

Palmer: Trotz allem ein wertvoller Tag

Und Testpilot Palmer? Trotz seiner massiv gestörten Session und ebenfalls nur neun Runden zieht der ein positives Fazit: "Es war gut, einen Eindruck vom Sochi Autodrom im F1-Auto zu bekommen, auch wenn unsere Session zerpflückt war. Es waren sehr schwierige Bedingungen, aber trotzdem wertvoll für mich."