Red Bulls Gedeih und Verderb in der Formel 1 hängt von Ferrari ab. Diese Formulierung mutet zwar martialisch an, nach der Absage von Mercedes, dem vierfachen Weltmeisterteam Motoren zu liefern, bleibt aber nur mehr die Scuderia als möglicher Partner für 2016. Einen Abschluss gibt es bislang allerdings nicht, weil sich Ferrari und Red Bull über die Motorenspezifikation uneinig sind. Während Red Bull naturgemäß aktuelle Aggregate will, möchten die Italiener lediglich Antriebsstränge aus dem Vorjahr liefern.

Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz fordert noch im Oktober eine Entscheidung und droht, sich mit seinen beiden Rennställen - Red Bull Racing und Toro Rosso - aus der Formel 1 zurückzuziehen. Dass in diesem Falle Ferrari die Schuld träfe, sieht man in Maranello jedoch keineswegs so. "Red Bull hat keinen Motor für 2016 und es scheint als wären wir schuld, aber so ist das nicht", stellte Teamchef Maurizio Arrivabene gegenüber der brasilianischen Zeitung Globo klar.

Mit Manor, das zu Mercedes wechselt, hat Ferrari zwar ein Kundenteam verloren, dafür stößt Haas neu hinzu. In der Kürze der Zeit auch noch weitere neue Teams mit aktuellen Power Units auszustatten, sei laut Arrivabene schlicht und ergreifend nicht möglich. "Alles, was wir machen, müssen wir planen", hielt der Italiener fest. "Die Überarbeitung des Power-Unit-Programms und der Produktion, um ein weiteres Team zufriedenzustellen, würde es erfordern, dass wir alles ändern, was wir bisher geplant haben."

Arrivabene verteidigt Ferraris Position, Foto: Sutton
Arrivabene verteidigt Ferraris Position, Foto: Sutton

Red Bulls Anfrage kam zu spät

Arrivabene vertritt die Ansicht, dass sich Red Bull mit seiner Vorgehensweise selbst in eine Sackgasse manövriert hat. "Ich bin davon überzeugt, dass sie sich sicher waren, sie würden 2016 Mercedes-Motoren bekommen. So sehr, dass sie nicht nur den Vertrag mit Renault gekündigt haben, sondern auch jenen mit Infiniti und Total." Erst als Mercedes eine Absage erteilte, sei Red Bull auf Ferrari zugekommen.

"Hätten sie das beispielsweise im Juni getan, hätten wir Zeit gehabt, um uns das anzusehen. Aber nach Monza für Gespräche zu uns zu kommen...", schüttelte Arrivabene den Kopf. "Um über ein viertes Team nachzudenken, bräuchten wir von uns trainierte Ingenieure, die die Motoren überwachen, so wie wir es mit Sauber und Manor machen. Und diese Jungs könnten nicht junge Leute sein, die gerade die Universität verlassen haben. So ist die Formel 1 nicht."

Red Bulls Aussichten auf aktuelle Ferrari-Motoren in der Saison 2016 sind also schlecht, wie auch Arrivabenes abschließendes Statement belegt: "Wenn mich unser Präsident [Sergio Marchionne] morgen anrufen und sagen würde 'Gebt ihnen die Motoren', müssten wir alles ändern, was wir vor langer Zeit sehr vorsichtig geplant haben." Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit, wie man sie sich bei Red Bull vorstellt.

Toro Rosso könnte mit alten Motoren leben

Im Lager von Toro Rosso könnte man übrigens mit veralteten Ferrari-Motoren leben, wie Teamchef Franz Tost gegenüber der russischen Publikation Championat verriet. "Wir wissen, dass es spät ist. Die Option 2016 die 2015er-Spezifikation von Ferrari zu verwenden, wäre für uns akzeptabel", so der Österreicher.