Neue Motoren - eine Ausdrucksweise, die in der modernen Formel 1 für Verwirrung sorgen kann. Frisch oder wirklich neu? Also nur bislang unbenutzte, oder technisch weiterentwickelte. Schon im vergangenen Jahr gab es verschiedene Spezifikationen, allerdings beschränkten sich die Änderungen 2014 auf Zuverlässigkeits-Upgrades. Mit dem Token-System in diesem Jahr sind auch Performance-Updates möglich.

Mercedes brachte das große, sieben Token schwere Update in Monza. Vom neuen Wunder-Motor war die Rede. Die Kunden mussten sich aber noch gedulden. Doppelt bitter, weil man in Monza gerne frische Motoren einsetzt. Hätten die Kunden allerdings einen frischen Motor eingebaut, wäre die Kapazität für dieses Jahr erschöpft gewesen. Das Update hätte also entweder gar nicht mehr, oder nur unter Strafe kommen können.

Frisch, aber nicht neu

Also geduldeten sich die Kunden. Sauber kennt dieses Spiel ebenfalls. Weil Ferrari die Token nicht auf einmal zog, haben die Schweizer quasi doppelten Verzug. In Sochi bauen nun Sauber, Lotus, Force India und Williams ihre planmäßig letzten Aggregate ein.

Die Kundenteams müssen mit älteren Spezifikationen Vorlieb nehmen, Foto: Sutton
Die Kundenteams müssen mit älteren Spezifikationen Vorlieb nehmen, Foto: Sutton

Frisch sind die Aggregate, doch gänzlich neu nicht. Sauber bekommt die gleichen Power Units wie schon die Rennen zuvor. Die letzte Ausbaustufe, die Ferrari beim Italien GP brachte, bleibt also dem Werksteam vorbehalten. Sauber guckt in die Röhre.

Auch bei Mercedes ist der Kunde nicht König. Williams und Force India bekommen zwar eine überarbeitete Version, aber nicht die komplett überarbeitete, die das Werksteam einsetzt. "Wir haben von Mercedes gehört, dass es keinen so großen Unterschied machen soll", beruhigt Sergio Perez. "Das Team macht sich deshalb keine Sorgen, den Motor noch nicht zu haben."

Bottas in der Zwickmühle

Für Valtteri Bottas ist die Situation doppelt kompliziert. Toto Wolff ist nicht nur Mercedes-Benz-Motorsportchef sondern auch noch sein Manager. Er muss also besonders vorsichtig sein. "Obwohl es nicht die neueste Spezifikation ist, ist es ein sehr guter Motor und konkurrenzfähig", meint der Finne. McLaren und Red Bull würden wohl zustimmen.

Bottas glaubt aber nicht, dass Mercedes die neueste Spezifikation nicht herausrückt, um dadurch einen Vorteil zu haben. "Wir wären ja in der Lage, Ferrari besser herauszufordern und das würde ihnen helfen", gibt Bottas zu bedenken. Ein nicht zu vernachlässigender Einwand. "Ich bin darüber nicht enttäuscht. Sie würden uns den bestmöglichen Motor geben, um Ferrari zu schlagen."

Über die genauen Gründe, warum Mercedes das komplette Update zurückhält, kann nur gerätselt werden. "Vielleicht ist es Zuverlässigkeit", glaubt Bottas. Auch Perez glaubt an diese These. Bei Nico Rosberg gab es schon am ersten Einsatzwochenende in Monza Probleme. Allerdings soll es nicht an der Power Unit selbst, sondern an der Kühl-Peripherie gelegen haben.

Das Problem, dass unterschiedliche Motorspezifikationen im Umlauf sind, ist hausgemacht. Das Reglement schreibt eigentlich vor, dass nur eine Motorenspezifikation pro Hersteller homologiert werden darf. Damit könnten Kunden eigentlich nicht mit schlechterem Material abgespeist werden. Ein sinnvoller Passus.

Allerdings wurde dieser Passus durch die Token-Änderungen weitgehend außer Kraft gesetzt. Eigentlich sollten die Teams nur im Winter Tokens ziehen dürfen, für 2015 gilt die Ausnahmeregel. Nicht fair? "Das Leben ist nicht immer fair - und wir sind in der Formel 1." Eine nüchterne und ehrliche Analyse von Valtteri Bottas.