Anders als in Suzuka, darf sich Lotus in Russland wieder über ein Motorhome freuen. Dennoch herrscht in Enstone alles andere als Ruhe vor. Noch immer wurde die Übernahme durch Renault nicht endgültig vollzogen, bislang besteht offiziell nur eine Absichtserklärung. Zumindest sportlich lief es in Japan gut für Lotus, sowohl Romain Grosjean, als auch Pastor Maldonado kamen in die Punkte.

In Sochi möchte das Team nun natürlich gerne daran anknüpfen. Gute Erinnerungen an die Premiere im vergangenen Jahr hat Maldonado aber nicht. "Letztes Jahr war ein schreckliches Wochenende für uns. Wir waren nicht konkurrenzfähig, der fehlende Speed tat uns weh. Wir hatten daher den Abtrieb reduziert, der war dann aber zu gering für diese Strecke", erinnert sich der Venezolaner an das Dilemma 2014. Für das diesjährige Wochenende ist er jedoch optimistischer. "In diesem Jahr haben wir mehr Power, wir haben mehr Abtrieb am Auto - hoffentlich können wir konkurrenzfähiger sein als letzte Saison", so Maldonado.

Über allem steht jedoch die unsichere Zukunft des Teams. Ein Umstand, den sich Maldonado nicht antun müsste, wäre er Ende 2013 nicht von Williams in Richtung Lotus abgewandert. Während Williams im vorderen Feld kämpft und eine sichere Zukunft hat, sieht es bei Lotus anders aus. Seine damalige Entscheidung hat er reflektiert, aber nicht bereut. "Vielleicht waren die Entscheidungen nicht die besten, aber gleichzeitig hat man als Sportler immer diesen Hunger, man hat immer eine Erwartung in seinem Leben. Und an einigen Punkten muss man Entscheidungen treffen, wohin es geht", gibt er Einblicke in seine damalige Gedankenwelt.

2012 gewann Maldonado in Barcelona, Foto: Sutton
2012 gewann Maldonado in Barcelona, Foto: Sutton

Dementsprechend hadert er nicht lange mit seiner Entscheidung sondern sieht auch das Positive. "Man muss Verantwortung übernehmen, mit all der Leidenschaft, die man hat. Das habe ich getan. Es war vielleicht nicht die beste Entscheidung, aber ich arbeite sehr hart, mit dem ganzen Team. Wir haben nicht die Möglichkeiten, die andere Teams haben, besonders aus ökonomischer Sicht. Aber auf der anderen Seite habe ich viel gelernt, zusammen mit dem Team und habe eine andere Philosophie kennengelernt", erläutert der 30-Jährige.

Diesen Weg nicht mehr mitgehen wird Maldonados aktueller Teamkollege Romain Grosjean. Der Franzose wechselt 2016 zum Neueinsteiger Haas. Ein Teamwechsel oder gar ein Abschied aus der Formel 1, zum Beispiel nach Amerika, kam für Maldonado nicht in Frage. Auch wenn er jenseits des Atlantiks mehr Erfolg hätte haben können. "Natürlich kann man da Erfolg haben, aber momentan genieße ich es, in der Formel 1 zu sein. Ich denke, es gibt noch viel zu tun von meiner Seite und ich verdiene es, mein wahres Potenzial zu zeigen", gibt er sich selbstbewusst.

Bittere Erkenntnis: Siege nicht möglich

Dass er dabei nicht um Siege mitfahren kann, musste er sich selbst erst klar machen. "Man muss das akzeptieren. Das ist unglücklich uns ziemlich seltsam, aber mit den Jahren lernt man mehr und mehr. Und man muss dann akzeptieren, dass man nicht gewinnen kann und dass man nicht gegen Leute kämpfen kann, die das doppelte oder dreifache Budget haben", so Maldonado, der sich Änderungen innerhalb der Formel 1 erhofft, um das Feld enger zusammenzuschieben. "Momentan ist der Unterschied ziemlich groß. Ich persönlich wünsche mir engeres Racing."