Was bereits seit längerer Zeit vermutet worden war, ist jetzt offiziell: Nach dem Abschluss einer mehrjährigen Liefervereinbarung tritt das Manor Marussia F1 Team ab der Saison 2016 mit Mercedes-Benz-Hybrid-Power an. Der Mercedes-Benz-Hybrid-Antrieb hat seit der Einführung der neuen Generation an Power Units im Jahr 2014 den Maßstab in der Formel 1 gesetzt und bis heute insgesamt 27 Siege und 2.208 Weltmeisterschaftspunkte erzielt.

Die Vereinbarung sieht vor, dass Mercedes AMG High Performance Powertrains (HPP) mit Sitz in Brixworth das Manor Marussia F1 Team mit Mercedes-Benz Power Units beliefert. Die Power Unit setzt auf Fluid-Techniklösungen, die vom Mercedes-Benz Technologiepartner PETRONAS entwickelt wurden. Während der Laufzeit des Abkommens erhält das Manor Marussia F1 Team jeweils die Power Units des aktuellen Jahres.

"Ich bin hocherfreut, unsere neue Power Unit Partnerschaft mit Mercedes-Benz ab der Saison 2016 bekannt geben zu dürfen", sagt Manor-Teamchef John Booth. "Obwohl viele Faktoren in die Auswahl eines Motorenpartners, der uns dabei helfen soll, unsere langfristigen Ziele zu erreichen, eingeflossen sind, spricht die Stärke des Pakets von Mercedes-Benz letztlich für sich selbst."

Lotus fährt ab 2016 mit Renault-Motoren, Foto: Sutton
Lotus fährt ab 2016 mit Renault-Motoren, Foto: Sutton

"Die Saison 2015 war für uns in jeder Hinsicht ein Jahr des Umbruchs. Obwohl wir nicht die fortschreitenden Fortschritte erzielen konnten, die dem Team in den vergangenen Jahren gelungen sind, haben wir ein starkes Fundament errichtet, auf dem wir aufbauen können. Zusammen mit dem Potential unseres 2016er Autos, das wir im Windkanal erkennen können, wird uns die Mercedes-Benz Power Unit dabei helfen, ab der nächsten Saison zu einer aggressiven Performance-Steigerung zurückzukehren", so Booth weiter.

Der Deal zwischen Manor und Mercedes hat zur Folge, dass Lotus 2016 mit Renault-Motoren fahren wird, da Mercedes neben dem eigenen Werksteam auch Williams und Force India als Kunden mit Power Units beliefert, und vier Teams das erlaubte Maximum darstellen. Lotus und Renault haben jüngst eine Absichtserklärung unterschrieben, um den Rennstall wieder in ein Werksteam umzuwandeln.

Trennung von Ferrari, Partnerschaft mit Williams

Manor trennt sich damit vom bisherigen Motorenpartner Ferrari, von dem das Team seit 2013 den Antriebsstrang bezog. "Ich möchte mich an dieser Stelle bei der Scuderia Ferrari für die Unterstützung unseres Teams in den vergangenen beiden Jahren bedanken. 2014 haben wir gemeinsam den wichtigen ersten Punktgewinn des Teams erlebt und 2015 unterstützte uns Ferrari auf eine Weise, die weit über die Anforderungen unserer Partnerschaftsvereinbarung hinausging", sagt Booth. "Offen gesagt, hätten wir nicht ins Starterfeld zurückkehren können, wenn sie nicht alles gegeben hätten, um den MR03B zu unterstützen - und das zur gleichen Zeit, zu der sie sich auf ihr eigenes Paket für 2015 konzentrierten."

Außerdem wird Manor die frühere technische Partnerschaft mit Williams Advanced Engineering wiederaufnehmen, und von Williams Getriebe- und Aufhängungskomponenten beziehen. "In Kombination mit den Mercedes-Benz Power Units sind wir überzeugt von der Stärke unseres neuen Antriebs-Pakets und was dieses für die langfristige Zukunft unseres Teams bedeutet", erklärt Booth.

Mercedes will Performance steigern

"Es ist uns eine große Freude, das Manor Marussia F1 Team im Kreise der Kunden von Mercedes AMG High Performance Powertrains begrüßen zu dürfen. Sie sind ein Team von echten Racern mit einem großartigen Spirit und einer beeindruckenden Entschlossenheit, ihre Ziele zu erreichen", sagt Andy Cowell, Managing Director bei Mercedes AMG HPP. "Wir pflegen starke Beziehungen zu allen unseren Kundenteams und sind stolz darauf, bei der Technik und der Betreuung ein Niveau zu bieten, das den hohen Ansprüchen von Mercedes-Benz entspricht."

Auch Force India und Williams fahren mit Mercedes-Motoren, Foto: Sutton
Auch Force India und Williams fahren mit Mercedes-Motoren, Foto: Sutton

"Darüber hinaus sollte es uns diese Vereinbarung erlauben, unseren Kundenstamm auch 2016 bei drei Teams zu halten, was für uns die optimale Anzahl an Kunden mit Blick auf die technischen und logistischen Kapazitäten ist", ergänzt der Brite. "Wir haben uns bei der Power Unit für die Saison 2016 Steigerungen bei der Performance und der Zuverlässigkeit zum Ziel gesetzt und freuen uns darauf, diese auch unseren neuen Kunden vom Manor Marussia F1 Team zugänglich zu machen."

Wehrlein zu Manor?

Auch bei Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ist die Freude über die neue Partnerschaft groß. "Mercedes-Benz verfolgt in der Formel 1 eine klare Philosophie, die auf unserem Silberpfeil-Werksteam und der Belieferung von unabhängigen Kundenteams mit Power Units basiert, die den Maßstab setzen", betont der Österreicher.

"Wir glauben, dass diese Herangehensweise die Formel 1 eingehend stärkt und im gesamten Feld für ein höheres Wettbewerbsniveau sorgt. In Erwartung der Übernahme des Lotus F1 Teams durch Renault freuen wir uns sehr, Manor Marussia als neuen Kunden von Mercedes-Benz bekannt geben zu dürfen", so Wolff weiter. "Das Team ist ausdauernd und besitzt einen fantastischen Wettbewerbsgeist. Wir sind alle gespannt darauf, zu sehen, welche Fortschritte sie im nächsten Jahr mit ihrem neuen Auto und der Mercedes-Benz Hybrid Power Unit machen können."

Der Motorenvertrag zwischen Manor und Mercedes dürfte auch Pascal Wehrlein freuen. Der DTM-Pilot, der unmittelbar vor dem Gewinn der Meisterschaft steht, schielt mit einem Auge auf das Manor-Cockpit. Toto Wolff hält den Ball aber vorerst flach: "So sehr uns Pascal am Herzen liegt, er hat die Chance, die DTM zu gewinnen und dann werden wir sehen, ob wir ihn in der Formel 1 unterbringen."