Fernando Alonso machte während des Rennens in Japan seinem Ärger am Team-Funk Luft. Er sprach von einem 'GP2-Motor' in seinem Heck - auch wenn er nie in der GP2 fuhr - und ließ einen Aufschrei der Frustration heraus. Nach dem Rennen klang der Spanier allerdings deutlich gefasster und betonte, dass seine Reaktion nicht als Provokation an Honda gedacht war, sondern lediglich seinen Frust ausdrückte.

Besonders schmerzte ihn, wie mühelos die Konkurrenten an ihm vorbeizogen, selbst wenn sie alles andere als optimal fuhren. "Man fährt durch die Kurven und sieht, dass sie spät bremsen, Fehler machen, du Zeit aufholst - aber auf den Geraden ziehen sie dann wieder weg. Das ist frustrierend", klagte er. "Wenn sie einen schon bei der Hälfte der Geraden überholen und nicht erst bei den Bremspunkten, dann fühlt man sich wie in einer anderen Rennserie."

Alonso sah sich gegenüber der Konkurrenz machtlos, Foto: Sutton
Alonso sah sich gegenüber der Konkurrenz machtlos, Foto: Sutton

Er selbst versuche stets, so perfekt wie möglich zu fahren und auf die Reifen zu achten. "Auf der Geraden hält man dann im Spiegel nach ihnen Ausschau und sie sind schon neben dir. Das Leistungsdefizit, das wir haben, ist wie eine andere Kategorie", erläuterte Alonso und gab zu: "Ich fühle mich in den Rennen manchmal beschämt."

Wie ein Samurai ohne Schwert

Teamkollege Jenson Button nahm ihn in Schutz und bat um Verständnis: "Für uns beide ist es so hart, weil wir es gewohnt waren, an der Spitze mitzukämpfen. Wir sind so daran gewöhnt, zu kämpfen, wohingegen wir jetzt nicht kämpfen. Es ist wie ein Samurai ohne Schwert."

Von McLaren-Chef Ron Dennis gab es für Alonso sowohl Verständnis als auch Kritik. "Ich denke, er hat seiner Frustration Luft gemacht. Er musste die Kommentare nicht machen, das war nicht besonders konstruktiv", sagte er. "Wir sind hier in Japan, Suzuka, auf Hondas Heimstrecke, wir hatten den Präsidenten der Motorenabteilung von Honda da, den Chef der Entwicklungsabteilung, den CEO von Honda Motors - die drei mächtigsten Menschen, die vollkommen entschlossen sind, eine Weltmeisterschaft zu gewinnen und ihre Kurve ist viel steiler als sie erwartet hatten. Aber ihr Bestreben und Engagement sind nicht geringer geworden."

Dennis versicherte, er werde letztlich nicht allzu sauer auf Alonso sein. "Ich werde es nicht billigen, aber ich werde unsere Fahrer auch nicht kritisieren, weil sie ziemlich frustriert sind. Ich werde das hinter verschlossenen Türen klären."

Auf die Frage, was er von Honda erwarte, antwortete Alonso: "Wir müssen geduldig sein und verstehen, dass wir in den verbleibenden Rennen nicht viel tun können. Der Motor ist eingefroren, es gibt keinen Spielraum, um viel zu verbessern. Unsere Hoffnungen ruhen auf nächstem Jahr." An der Struktur der Power Unit müsse sich viel ändern, was jedoch mittelfristige Arbeit sei.

"Es ist hart, so Rennen zu fahren und frustrierend. Aber positiv ist, dass beide McLaren ins Ziel gekommen sind", spielte er auf den Doppelausfall in Singapur an, für den ein überhitztes Getriebe verantwortlich zeichnete. "Positiv ist, dass wir die Zuverlässigkeit verbessern. Wir verbessern unsere Schwachpunkte. Wir wiederholen keine Fehler wie das überhitzte Getriebe in Singapur", unterstrich Alonso.

In naher Zukunft einziger Mercedes-Herausforderer

Auf Fragen nach seiner eigenen Zukunft und der von Button reagierte Alonso ausweichend. "Die Priorität ist jetzt, über die Rennen nachzudenken, die noch vor uns liegen und das Auto für nächstes Jahr bestmöglich vorzubereiten. Wir müssen uns in einigen Bereichen verbessern: Aerodynamik, Mechanik, Zuverlässigkeit, Performance, Energierückgewinnung... Es gibt viele Bereiche, die wir in den Griff bekommen müssen und das ist die Priorität."

Ob er das Team verlassen würde, wenn sich bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi keine Verbesserungen zeigen würden? "Nein, ich glaube nicht, dass es in Abu Dhabi besser sein wird. Die verbleidenden Rennen werden hart. Wir schauen auf nächstes Jahr. Meine Intention ist sicherlich, zu bleiben und zu gewinnen. Ich bin mir sicher, wir werden zusammen gewinnen. Die Frage ist: wann? Wir versuchen, die harte Zeit so kurz wie möglich zu halten."

Auch an einen Titelgewinn mit McLaren glaubt der 34-Jährige nach wie vor. "Ich denke, dies ist das einzige Team, das Mercedes in naher Zukunft herausfordern wird", erklärte er im Brustton der Überzeugung.