Nach dem verregneten Freitag war der Samstag in Suzuka trocken. Deshalb gab es im dritten Freien Training zum Japan GP auch jede Menge Action. Die nutzlosen 180 Minuten des Vortages mussten aufgeholt werden. Entsprechend gibt es auch die ersten sinnvollen Longrun-Daten. Das Qualifying gab Aufschluss über die Performance-Ordnung. Motorsport-Magazin.com konnte also jede Menge Daten für den Favoriten-Check sammeln.

Nur Ferrari fuhr im Regen etwas mehr, Foto: Sutton
Nur Ferrari fuhr im Regen etwas mehr, Foto: Sutton

Interessant war schon die Herangehensweise im dritten Freien Training. Die meisten Teams fuhren erst ihre Longruns, erst am Ende wurden Performance-Runs gefahren. Red Bull machte es andersrum: Erst das Vergnügen, dann die Arbeit. Deshalb sind auch diese Daten wieder nicht ganz perfekt für den Vergleich.

Auch bei der Reifenwahl waren sich nicht alle Teams einig. Mercedes fuhr beispielsweise nur auf den Prime-Reifen längere Stints. Die Konkurrenz konzentrierte sich vor allem auf die Arbeit mit den weicheren Pneus. Die sind laut Pirelli auch deutlich schneller: 0,8 Sekunden pro Runde. Aber der Reifenabbau in Suzuka ist nicht gering.

Pirelli rechnet mit zwei Stopps

Vor allem die Vorderachse wird speziell im ersten Sektor hart rangenommen. Mit den extrem hohen Drücken, die Pirelli für den Japan GP vorschreibt, könnte der Reifenabbau ein entscheidender Faktor sein. Die Italiener rechnen mit zwei Stopps, in Ausnahmefällen sogar mit drei. Obwohl die härtesten Reifenmischungen zum Einsatz kommen.

  • Schnellste Strategie: Zwei Stopps
  • Drei Stopps möglich, aber nicht wahrscheinlich
  • Schnellste Zwei-Stopp-Strategie: Medium - Medium (16-18) - Hart (33-35)

Den mit Abstand stärksten Longrun der Verfolger zeigte Valtteri Bottas. Allerdings war Bottas zweifelsohne mit deutlich weniger Benzin an Bord unterwegs als die Konkurrenz. Auch wenn das Longrun-Bild viel zu deutlich ausfällt: Williams ist in Suzuka zweite Kraft hinter Mercedes, zumindest auf eine Runde. Normalerweise ist Ferrari auf die Distanz stärker.

Im Verhältnis brechen die Rundenzeiten bei den Roten auch weniger schnell ein als bei Williams. Doch fraglich bleibt, wie viel leichter Bottas bei seinem Run war. So ist der direkte Vergleich zwischen Williams und Ferrari sinnlos.

Ferrari im Longrun schneller als Red Bull

Interessanter ist der Vergleich zwischen Ferrari und Red Bull. Kimi Räikkönen begann seinen Longrun auf nagelneuen Mediums und schaffte über acht Runden hinweg einen Schnitt von 1:39,1 Minuten. Teamkollege Vettel war bereits im Schnitt 0,3 Sekunden pro Umlauf langsamer. Daniel Ricciardo musste sich allerdings deutlicher geschlagen geben: Mit 1:39,9 fehlten dem Red-Bull-Piloten bereits acht Zehntelsekunden. Da hilft auch die Tatsache, dass Ricciardo mit vier Runden alten Reifen begann, nicht besonders viel. In Singapur war es noch genau andersrum.

Bei den Longruns muss Red Bull eher auf die Konkurrenz aus dem eigenen Haus aufpassen. Max Verstappen fuhr über zwölf Runden starke Zeiten. Am Ende seines Runs hatten die Medium-Pneus des Niederländers bereits 20 Runden auf dem Buckel. Im Schnitt reichte es trotzdem für starke 1:40,0 Minuten. Schade, dass Verstappen wegen des technischen Defekts und seiner Startplatzstrafe nur von 18 aus ins Rennen geht. Aber Sainz ist von Platz zehn aus noch ein heißer Kandidat.

Mercedes wieder zurück in eigener Liga

Mercedes fährt dagegen wieder in einer eigenen Liga. Singapur war tatsächlich nur ein Ausrutscher. Der Vorsprung im Qualifying von vier Zehntelsekunden auf Bottas war noch schmeichelhaft für die Konkurrenz. Die Addition Rosbergs bester Sektorzeiten ergibt eine um knapp drei Zehntelsekunden schnellere Zeit.

Generell präsentierte sich der Deutsche in Suzuka bisher stark. Nach Österreich und Spanien vielleicht sein stärkstes Wochenende in diesem Jahr. Auch wenn Lewis Hamilton meinte, er hätte auf Pole Position fahren können, hätte ihm die rote Flagge nicht seinen letzten Run zerstört: Rosberg hatte kurz zuvor seine persönliche Bestmarke im ersten Sektor gesetzt, die lediglich 0,001 Sekunden langsamer war als Hamiltons Bestzeit. Dabei hatte der Deutsche zuvor immer im ersten Streckenabschnitt verloren.

Pos Sektor 1 Sektor 2 Sektor 3
1 Hamilton 33,144 Rosberg 41,458Rosberg 17,734
2 Rosberg 33,145 Hamilton 41,528Hamilton 17,842
3 Bottas 33,351 Bottas 41,658Massa 17,912
4 Ricciardo 33,428 Vettel 41,736Vettel 17,915
5 Massa 33,433 Räikkönen 41,755Räikkönen 17,918
6 Vettel 33,580 Massa 41,770Grosjean 17,979
7 Kvyat 33,652 Ricciardo 41,832Bottas 17,989
8 Räikkönen 33,657 Grosjean 42,146Hülkenberg 18,055
9 Grosjean 33,826 Kvyat 42,187Perez 18,068
10 Sainz 33,837 Hülkenberg 42,202Maldonado 18,094

Rosberg ist nach mehreren bitteren Niederlagen in Japan in Bestform. Schon im vergangenen Jahr machte er hier einen guten Eindruck, verlor das Rennen dann aber bei schwierigen Bedingungen. Doch auch bei schwierigen Bedingungen war er am Freitag besser als Hamilton unterwegs. Es bleibt der Unsicherheitsfaktor Start. Gut für Rosberg: Mit 545 Meter ist der Sprint bis zur ersten Kurve nicht übermäßig lang und Überholen auf der Strecke im gleichen Auto schwer bis unmöglich.

Was passiert im Regen?

Das alles gilt freilich nur für trockene Bedingungen. Völlig ausgeschlossen ist ein nasser Sonntag allerdings nicht. Auch im Regen machte Mercedes noch eine gute Figur, der F1 W06 Hybrid sollte unter allen Bedingungen das beste Autos sein. Aber: Der Vorsprung schmilzt und die Fehlergefahr ist höher.

Mercedes muss sich auch auf einen anderen Gegner einstellen: Red Bull ist im Nassen deutlich stärker als im Trockenen. Wir haben Ihnen gestern die Speed-Messung in Suzuka erklärt. Der Topspeed wird am Ende von R130 gemessen. Im Trockenen wird die Kurve voll gefahren, im Regen nicht.

Speed Trap im nassen FP2

Fahrer Team Motor Topspeed
Lewis Hamilton Mercedes Mercedes 272,9 km/h
Daniil Kvyat Red Bull Renault 272,7 km/h
Nico Rosberg Mercedes Mercedes 271,8 km/h
Sebastian Vettel Ferrari Ferrari 269,7 km/h
Daniel Ricciardo Red Bull Renault 269,4 km/h
Nico Hülkenberg Force India Mercedes 268,8 km/h
Carlos Sainz Toro Rosso Renault 268,7 km/h
Max Verstappen Toro Rosso Renault 266,9 km/h
Sergio Perez Force India Mercedes 266,4 km/h
Pastor Maldonado Lotus Mercedes 262,4 km/h

Während im Nassen beide Red Bull und beide Toro Rosso in den Top-10 lagen - Daniil Kvyat sogar auf Rang zwei, nur 0,2 km/h hinter Lewis Hamilton -, sieht die Welt bei Vollgas ganz anders aus. Im Qualifying war Ricciardo als bester Renault 14. Ihm fehlten knapp 17 Stundenkilometer auf den Bestwert von Nico Rosberg. Eindrucksvoller kann man die Stärken und Schwächen eines Autos nicht aufzeigen.

Speed Trap im trockenen Qualifying

Fahrer Team Motor Topspeed
Nico Rosberg Mercedes Mercedes 315,5 km/h
Lewis Hamilton Mercedes Mercedes 315,1 km/h
Romain Grosjean Lotus Mercedes 311,5 km/h
Felipe Massa Williams Mercedes 310,8 km/h
Sergio Perez Force India Mercedes 309,6 km/h
Kimi Räikkönen Ferrari Ferrari 309,2 km/h
Pastor Maldonado Lotus Mercedes 309,1 km/h
Sebastian Vettel Ferrari Ferrari 308,8 km/h
Nico Hülkenberg Force India Mercedes 308,5 km/h
Valtteri Bottas Williams Mercedes 308,3 km/h

Williams mit Problemen im Regen

Williams hingegen ist im Regen der Verlierer. Auch wenn Rob Smedley erst kürzlich meinte, die große Regenschwäche des Boliden sei ausgemerzt, perfekt ist der FW37 unter diesen Bedingungen noch nicht. Ferrari sah am Freitag stärker aus, Toro Rosso ebenfalls. Allerdings fuhren Felipe Massa und Valtteri Bottas am Freitagnachmittag nicht besonders viel.

Williams hatte schon 2014 im Regen von Suzuka große Probleme, Foto: Sutton
Williams hatte schon 2014 im Regen von Suzuka große Probleme, Foto: Sutton

Für Ferrari ist der Regen weder besonders gut, noch besonders schlecht. Für Mercedes wird es wohl so oder so nicht reichen, dafür könnte es an den Williams vorbeigehen. Aber: Dafür droht auch Gefahr von hinten durch Red Bull und auch Toro Rosso, sollte sich die Jugend so weit nach vorne kämpfen können.

Fazit: Vorne an der Spitze könnte es eine eindeutige Angelegenheit werden. Dahinter wird es spannend und es kommt vor allem auf das Wetter an. Red Bull und Toro Rosso führen einen Regentanz auf, während Williams den Sonnengott anbetet. Ferrari ist irgendwo zwischen den Wetterfronten gefangen.