Da stockte den Zuschauern der Atem: In der letzten Minute des Qualifyings zum Großen Preis von Japan sorgte Daniil Kvyat für einen vorzeitigen Abbruch. In Kurve zehn kam der Russe etwas weit von der Linie auf den Kunstrasen. Dabei verlor er die Kontrolle über seinen RB 11, schlug seitlich in den Reifenstapel ein und überschlug sich einmal. Benommen und mit zittriger Stimme konnte er per Funk die Zuschauer beruhigen. "Ich bin okay", sagte er.

Unfallursache: Fahrfehler

Kvyat hatte nach dem Unfall weniger Schmerzen als Sorgen um sein Auto: "Ich empfinde eher Enttäuschung als Schmerz. Das war ein Anfängerfehler von mir. Ich kam mit beiden Reifen aufs Gras. Dort gibt es keine Auslaufzone, daher lag das Ende auf der Hand." Eine Rückversetzung droht, denn das Getriebe wird aller Voraussicht nach ausgewechselt. "Es sieht wirklich schlecht aus. Ich muss mich bei meinen Leuten entschuldigen, denn der Unfall bedeutet für die Jungs Überstunden. Wir starten jetzt von P10 aus. Aber ich weiß noch nicht, was da noch passieren wird."

Red Bull-Sportchef Dr. Helmut Marko war erleichtert. "Er hat gesagt, er ist okay. Das Chassis wurde durch den Einschlag stark belastet. Ich hoffe, wir müssen das Chassis nicht wechseln, sonst droht uns eine Rückversetzung", sagte er. Wie aus den Aufnahmen ersichtlich, ging dem Unfall ein Fahrfehler von Daniil Kvyat voraus. "Er ist in der Kurve aufs Gras gekommen, dabei wurde das Auto instabil. Er konnte es trotz Gegenlenkens nicht mehr in den Griff bekommen. Letztlich war es ein Fahrfehler. Aber zum Glück ist nichts passiert." Die Frage steht nun im Raum, ob es Red Bull schaffen wird, den Boliden des Russen für das Rennen zu reparieren. Marko macht sich darüber keine sorgen: "Wir kriegen das Auto sicher renntauglich. Die Frage ist, was wir wechseln müssen und das kann bedeuten, dass wir in der Startaufstellung bis zu zehn Startplätze verlieren."

Bei Red Bull ist man optimistisch, das Auto bis zum Rennen wieder repariert zu bekommen, Foto: Sutton
Bei Red Bull ist man optimistisch, das Auto bis zum Rennen wieder repariert zu bekommen, Foto: Sutton

Auch Teamchef Christian Horner ist zunächst froh darüber, dass der verunfallte Kvyat offensichtlich unverletzt geblieben ist: "Das wichtigste ist, dass er okay ist. Es ist ein Beleg der Stärke des Autos, das so einem Einschlag standhalten kann." Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff kennt die Tücken der Kurve zehn, die Vollgas gefahren wird und unscheinbar wirkt. "Das ist eine absolut schnelle Ecke und wenn man da in die Leitplanken geht, kann das böse ausgehen. Zum Glück wurde genug Energie abgebaut", sagte Wolff.

Niki Lauda hat den Unfall ebenfalls genau mitverfolgt. "Kvyat hat einen Fehler in der Kurveneinfahrt gemacht. Er hat dann etwas zu sehr überkorrigiert und dann ist das so geendet. Glücklicherweise gibt es diese Autos heute", sagte der Österreicher. Doch trotz aller Sicherheitsbestimmungen hat der RB 11 zwei Reifen verloren. "Ihm ist aber nichts passiert. Das Genick wird ihm morgen bestimmt weh tun, aber er konnte eigenständig aussteigen", so Lauda. Der ehemalige F1-Weltmeister bezweifelt im Gegensatz zu Marko, dass Red Bull das Auto bis zum Rennen fahrtauglich bekommen wird: "Das Auto ist total zerstört. Die Frage ist, ob sie es reparieren können. Denn durch den Unfall ist wirklich sehr viel kaputt gegangen."

Update: Daniil Kvyat wird das Rennen von der Boxengasse aufnehmen. Wie Red Bull-Teamchef Christian Horner gegenüber britischen Medien erklärt, werde man das Chassis des Russen aus Sicherheitsaspekten austauschen.