Am 29. September ist es endlich soweit: Das neue Haas Team gibt bekannt, mit welcher Fahrerpaarung man die Debüt-Saison 2016 bestreiten wird. Fest steht laut Teambesitzer Gene Haas, dass ein Ferrari-Ersatzpilot zum Zug kommen wird, da das Team über eine technische Partnerschaft mit der Scuderia verfügt, und man auf den Faktor Erfahrung setzen will. Motorsport-Magazin.com nimmt sechs Kandidaten unter die Lupe, die zuletzt für eines der beiden heiß begehrten Cockpits gehandelt wurden.

Romain Grosjean (29)

Verabschiedet sich Grosjean von Lotus?, Foto: Sutton
Verabschiedet sich Grosjean von Lotus?, Foto: Sutton

Pro: Haas ist auf der Suche nach einem Piloten mit Erfahrung. Romain Grosjean bringt diese mit, und zwar in Form von fünf Saisonen als Stammpilot und zehn Podiumsplätzen. Und der WM-Siebente aus dem Jahr 2013 ist wohl auf der Suche nach neuen Herausforderungen, nachdem sein Rennstall Lotus aktuell mit gravierenden Finanzproblemen zu kämpfen hat. Zudem hat der Franzose wohl auch noch nicht die Hoffnung auf ein Engagement bei der Scuderia aufgegeben. Mit einer Verpflichtung beim Ferrari-Kundenteam Haas hätte Grosjean auch endlich einen Fuß in der Tür. Und ab 2017 sollte das Stammcockpit von Kimi Räikkönen bekanntlich frei werden...

Contra: Viel spricht nicht gegen einen Deal mit Haas. Außer, dass Lotus wohl etwas dagegen hätte. Grosjean hat bei seinem Rennstall einen Vertrag bis 2016. Ob Haas den 29-Jährigen aus diesem rauskaufen kann und will, ist unklar, wobei es bei der aktuellen Finanzsituation von Lotus und der weiterhin nicht fixen Übernahme durch Renault als äußerst wahrscheinlich gilt, dass man seinen Piloten für eine gewisse Summe ziehen lassen würde.

Jean-Eric Vergne (25)

Vergne will zurück in die Formel 1, Foto: Ferrari
Vergne will zurück in die Formel 1, Foto: Ferrari

Pro: Gene Haas hat klargestellt, dass er einen Ferrari-Testfahrer engagieren wird. Jean-Eric Vergne zeigt in dieser Saison neben der Formel E zwar nur im Simulator sein Können, jedoch hat er gegenüber Scuderia-Kollege Esteban Gutierrez den Vorteil, dass er ein Jahr mehr Formel-1-Erfahrung mitbringt. Drei Saisonen hat der Franzose vor seinem Ferrari-Engagement für Toro Rosso absolviert. Und in dieser Zeit auch 51 WM-Punkte gesammelt.

Contra: Sollte Gene Haas Romain Grosjean für sein Team engagieren, sinken wohlmöglich die Chancen für Landsmann Vergne. Denn dass der amerikanische Rennstall letztendlich zwei Franzosen unter Vertrag nimmt, gilt als unwahrscheinlich. Womöglich wechselt Vergne zu Lotus, wo er Grosjeans Platz einnimmt.

Esteban Gutierrez (24)

Gibt es 2016 wieder zwei Mexikaner in der Formel 1?, Foto: Ferrari
Gibt es 2016 wieder zwei Mexikaner in der Formel 1?, Foto: Ferrari

Pro: Auch Esteban Gutierrez hat gute Karten, dank seines Jobs als Ferrari-Testfahrer in diesem Jahr. Mit zwei Saisonen bei Sauber bringt der Mexikaner ebenfalls Formel-1-Erfahrung mit. Zudem durfte der 24-Jährige im Vergleich zu Konkurrent Jean-Eric Vergne in diesem Jahr zwei Testtage für die Scuderia absolvieren. Und auch seine Mitgift in Form von potenten Sponsoren spricht für ein Engagement des Mexikaners.

Contra: Der 24-Jährige kämpft im Rennen um das zweite freie Cockpit wohl hauptsächlich gegen Jean-Eric Vergne. Im Vergleich zu seinem Konkurrenten bringt der Mexikaner jedoch weniger Erfahrung und weniger WM-Punkte mit.

Kevin Magnussen (22)

Plant Magnussen den Absprung von McLaren?, Foto: Sutton
Plant Magnussen den Absprung von McLaren?, Foto: Sutton

Pro: Für den Dänen spricht zum einen sein Talent - wer bei seinem Formel-1-Debüt den Sprung auf das Podium schafft, ist definitiv begabt. Zudem verfügt Magnussen über viel Wissen von seiner momentanen Tätigkeit im McLaren-Simulator, was gerade für ein junges Team wie Haas von enormem Wert sein kann. Und auch Technologie-Partner Ferrari ist sicherlich interessiert, was sich in Woking und bei Honda tut.

Contra: Magnussen verfügt nicht über jenes Maß an Erfahrung wie Grosjean, Gutierrez und Vergne, und Erfahrung ist Haas bekanntermaßen wichtig. Zudem steht der Däne in keinem Nahverhältnis zu Ferrari und ob ihn McLaren wirklich zur Konkurrenz gehen lassen würde, ist zumindest fraglich. Da kann Renndirektor Eric Boullier noch so oft betonen, dass man Magnussen keine Steine in den Weg legen werde, sollte er ein Angebot bekommen, Einsatzfahrer zu werden.

Alexander Rossi (23)

Rossi: US-Amerikaner beim US-Team?, Foto: Sutton
Rossi: US-Amerikaner beim US-Team?, Foto: Sutton

Pro: Für den aktuellen Manor-Piloten spricht vor allem seine Nationalität. Haas hat von Anfang an betont, dass ein US-Amerikaner im Cockpit zwar keine Pflicht ist, man allerdings durchaus gerne einen solchen unter Vertrag nehmen würde. Rossi ist diesbezüglich der einzig realistische Kandidat, da es derzeit keine anderen Amerikaner gibt, die für ein Formel-1-Cockpit in Frage kommen. Dass der 23-Jährige auch Talent hat, zeigt sein zweiter Zwischenrang in der GP2-Meisterschaft.

Contra: Rossis größter Malus ist zweifelsfrei die fehlende Formel-1-Erfahrung. Daran ändern auch seine fünf Renneinsätze für Manor im Herbst nichts. Zudem betrieb der Amerikaner mit seinem Crash im Singapur-Training nicht die beste Werbung in eigener Sache, wenngleich nicht davon auszugehen ist, dass Haas die Fahrerentscheidung von einem einzelnen Fahrfehler abhängig macht. Förderlich war der Crash kurz vor der Bekanntgabe dennoch nicht.

Max Chilton (24)

Chilton hofft auf ein Comeback im F1-Cockpit, Foto: Sutton
Chilton hofft auf ein Comeback im F1-Cockpit, Foto: Sutton

Pro: Der Brite, der laut eigener Aussage Gespräche mit Haas führte, hat immerhin 35 Grand-Prix-Starts (und nur drei Ausfälle) auf der Visitenkarte stehen und weiß aus seiner Zeit bei Marussia beziehungsweise Manor ganz genau, welche Herausforderungen auf ein neues Team in der Formel 1 zukommen. Hinzu kommt, dass Chilton ein Konsortium von Geldgebern hinter sich weiß, das ihm im Laufe seiner Karriere bereits einige Türen geöffnet hat.

Contra: Vergleicht man Chilton mit seinen Rivalen um ein Cockpit, sprechen abgesehen von der möglichen Mitgift, auf die Haas allerdings nicht unbedingt angewiesen ist, kaum Argumente für ihn. Der Brite hat weniger Erfahrung als Grosjean, Gutierrez, Vergne und Magnussen und verfügt im Gegensatz zu Rossi auch nicht über die "richtige" Staatsbürgerschaft. Sollte Chilton den Zuschlag erhalten, wäre es eine Überraschung. Ein Verbleib in der WEC bei Nissan beziehungsweise der IndyLights Series ist da schon realistischer.