Ferrari ist die letzte Hoffnung für Red Bull als Lieferant für Power Units, nachdem Renault die Trennung vom Brauseteam bekanntgegeben hat und Mercedes nicht liefern wird. Doch die Italiener stehen in einer Zwickmühle: Sollte Red Bull keine konkurrenzfähigen Motoren bekommen, könnten gleich zwei Teams aus der Formel 1 verschwinden, was nicht im Interesse von Ferrari ist. Da aber Dietrich Mateschitz nur aktuelles Material akzeptiert, müsste Ferrari einen direkten Gegner stark machen, was auch nicht im Interesse der Roten liegt.

Bernie Ecclestone glaubt daher: Sergio Marchionne hat Angst. Zwar sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner noch in Singapur, dass der Vertragsabschluss kurz bevorstehe. Doch in den Straßenschluchten waren die Red Bull plötzlich mit der schwächelnden Renault-Power-Unit auf einem Niveau mit den Roten. "Diese Performance hat der Sache nicht gut getan", sagt Bernie Ecclestone gegenüber Autosport. Auch der F1-Zampano ist zunehmend beunruhigt, nicht nur vier Autos, sondern auch eines der wichtigsten Teams der vergangenen zehn Jahre zu verlieren.

Ecclestone, der mitgeholfen hat, die beiden Parteien an einen Tisch zu bringen, hat das Problem längst realisiert: "Für die Formel 1 würde er [Marchionne] Red Bull liebend gern mit einem guten Motor konkurrenzfähig machen, aber er will keinen Schaden über das Team bringen, für das er verantwortlich ist. Wenn Red Bull einen vernünftigen Motor bekommt, werden sie definitiv konkurrenzfähig sein. Das ist ein überdeutlicher Fakt und er hat Angst, dass dies sein Team verärgern könnte."

"Das Ferrari-Team wird so etwas sagen wie ‚Hey, was wäre [in Singapur] passiert, wenn sie unteren Motor gehabt hätten?‘, weil Red Bull sie mit einer Power Unit herausgefordert hat, der es an Leistung fehlt", so der 84-Jährige weiter. "Deshalb sind sie jetzt besorgt darüber, was passiert, wenn Red Bull dieselbe Motorleistung hat wie sie." Dabei hält er diese Sorge aber für unberechtigt. "Ehrlich gesagt sollten sie sich meiner Meinung nach keine Sorgen machen, weil dieses Rennen ein Fahrer-Rennen ist, bei dem zusätzliche 40 PS nichts ausmachen würden."

Andererseits sei sich Marchionne auch der Tatsache bewusst, dass der Verlust von zwei Teams der Formel 1 schaden würde. "Es liegt jetzt an Sergio, sich zu entscheiden und ich bin mir sicher, dass es sehr bald aussortiert sein wird - auf die eine oder andere Art und Weise", erwartet Ecclestone eine baldige Entscheidung. Das Problem für Red Bull wären im Falle eines Ausstiegs allerdings bestehende Verträge mit der FOM. Red Bull kann nur aussteigen, wenn das Team verkauft wird. Einzig Audi wäre eine mögliche Lösung, doch erstens hat Ingolstadt bereits dementiert und zweitens wäre im Falle eines Audi-Einstiegs ein F1-Verbleib von Red Bull sinnvoller.