Es war ein ungewöhnliches Bild, das der Große Preis von Singapur bot: Ferrari und Red Bull bestimmten das Geschehen, Mercedes war nur dritte Kraft. Lewis Hamilton musste gar einen Nuller verbuchen, der aber angesichts seines WM-Vorsprungs verschmerzbar war. Angesichts der erstaunlichen Formschwäche machten schnell Verschwörungstheorien die Runde: So habe Pirelli absichtlich schlechte Reifen geliefert, behaupten manche. Entsprechende Theorien wurden aber selbst von den Mercedes-Fahrern zurückgewiesen.

Mika Häkkinen hat eine wesentlich banalere Erklärung: Ein Wochenende, in dem schlicht "der Wurm drin" ist, hatte der Finne selbst erlebt, wie er gegenüber Ilta Sanomat aussagt: "Ich erinnere mich, das ich dasselbe Problem mal beim Großen Preis von Argentinien hatte." Konkret spricht Häkkinen über das Rennen in Buenos Aires 1998. McLaren hatte die ersten beiden Rennen der Saison dominiert und der Finne zwei Siege eingefahren. Doch beim dritten Rennen in Argentinien siegte urplötzlich Michael Schumacher.

Was war passiert? McLaren brachte die Vorderreifen schlicht nicht zum Arbeiten: "Obwohl wir eindeutig das beste Auto im Feld hatten, hatten wir einfach vorne keinen Grip. Das Auto ist in jeder Kurve gerutscht." Ein wirklicher Grund für dieses Problem konnte nie gefunden werden. Deja vu 17 Jahre später: "Mercedes hatte ähnliche Probleme in Singapur und sie wussten einfach nicht, was sie tun sollten. Ich habe mir die Gespräche im Team angehört und einen wirklichen Grund konnten auch sie nicht finden."

Mika Häkkinen erlebte zu seiner aktiven Zeit ähnliche Probleme wie Mercedes in Singapur, Foto: Sutton
Mika Häkkinen erlebte zu seiner aktiven Zeit ähnliche Probleme wie Mercedes in Singapur, Foto: Sutton

Allerdings rechnet Häkkinen wie viele andere auch mit einer Normalisierung der Verhältnisse in Suzuka: "Singapur ist ein ziemlich spezielles Pflaster und die Strecke hat ihnen einfach nicht gelegen. Ich denke, sie werden in Suzuka wieder an der Spitze liegen, aber Ferrari und Red Bull werden jetzt wesentlich enthusiastischer und motivierter sein." Er selbst musste anno 1998 übrigens zwei Rennen warten, um zurückzuschlagen: Beim an Argentinien anschließenden Großen Preis von San Marino schied Häkkinen aus, aber immerhin siegte sein Teamkollege David Coulthard. Erst in Barcelona schlug er selbst eindrucksvoll zurück.

Großes Lob für Verstappen

Sehr beeindruckt zeigt sich der zweifache Weltmeister, der am kommenden Montag 47 Jahre alt wird, von Rookie Max Verstappen, der zwei Tage später seinen 18. Geburtstag feiern wird. "Verstappen wird nächste Woche gerade einmal 18, aber dieser Junge entwickelt sich zu einem knallharten Profi." Überhaupt finde er die schnelle Entwicklung junger Menschen heutzutage erstaunlich, "und ich meine nicht bloß die Fahrer." Häkkinen hat nicht weniger als fünf Kinder, von denen das älteste derzeit 14 Jahre alt ist.

Zurück zu Verstappen: Der Toro-Rosso-Pilot weigerte sich in Singapur, eine Teamorder zu befolgen und Carlos Sainz Jr. durchzuwinken. "Kein Fahrer lässt gerne irgendwen vorbei, egal, ob es um die Weltmeisterschaft geht oder nur ein paar Punkte", zeigt Häkkinen, der selbst in Australien 1998 auf unkonventionelle Weise von David Coulthard vorbeigelassen wurde, Verständnis.