Italien ist im Jubelrausch. Der überzeugende Sieg von Sebastian Vettel in Singapur hat eine Euphorie auf der Apenninenhalbinsel ausgelöst - die ganze Nation steht wieder hinter Ferrari. Und erwartet weitere Erfolge. "Jetzt träumt Ferrari von der unmöglichen Aufholjagd", titelt La Stampa. "Der Erfolg in Singapur trägt das Siegel historischer Momente", überschlägt sich La Repubblica. Und Corriere dello Sport schreibt sogar: "Nach diesem Erfolg kann Vettel geradeaus auf das Paradies zusteuern." Viele Italiener blenden die Umstände aus, dass der Stadtkurs ganz besondere Anforderungen stellt. In Japan könnte es auf den Boden der Tatsachen zurückgehen.

Cesare Fiorio, der einst das Ferrari-Team leitete, warnt vor zu hohen Erwartungen. "Es ist immer gestattet zu träumen, aber man muss auch die Füße auf dem Boden behalten", sagte der 76-Jährige gegenüber Rai. "Singapur war die passendste Strecke für Ferrari verglichen mit allen, die noch ausstehen." Ferrari konnte die Mercedes-Schwäche ausnutzen, lediglich Red Bull stellte einen ebenbürtigen Gegner in den Straßenschluchten dar.

In Japan geht es nun zurück auf permanente Rennstrecken, die silberne Macht wird voraussichtlich zurückschlagen, Italien kann nur hoffen. Auch Fiorio klammert sich an einen Strohhalm Hoffnung: "Weil Japan so dicht auf Singapur folgt, könnte das bedeuten, dass Mercedes nur wenig Zeit haben wird, die Probleme zu beheben."

Nachdem er selbst mit mäßigem Erfolg zwischen 1989 und 1991 das Ferrari-Team geleitet hat, bewundert Cesare Fiorio die schnelle Wiederauferstehung des Teams nach den gewaltigen Personalrochaden in vergangenen Winter: "Die Ingenieure und Designer haben das Auto mit unglaublicher Geschwindigkeit entwickelt, einen Rückstand aufgeholt, der [in Australien] hoffnungslos [groß] aussah und Ferrari auf ein Niveau gebracht, das dicht an dem von Mercedes dran ist."