Topspeeds haben in Singapur nicht unbedingt die höchste Priorität, lediglich in Monaco spielt die Höchstgeschwindigkeit eine noch untergeordnetere Rolle. Da der Marina Bay Circuit zu den langsamsten Kursen im F1-Kalender zählt, legen die Teams den Fokus auf andere Bereiche als den Topspeed. Trotz allem gibt es ein Delta von über 20 km/h zwischen dem Schnellsten und dem Langsamsten (Will Stevens, 280,5 km/h).

Die höchsten Geschwindigkeiten werden auf dem Raffles Boulevard zwischen Turn 5 und Turn 7 (der Vollgas-Knick zählt als Turn 6) erzielt. Es ist jedoch nicht alleine die Motorleistung, die hier ausschlaggebend ist: Zunächst geht es durch eine mittelschnelle Rechtskurve auf die Gerade mit Knick, die auch gleichzeitig DRS-Zone ist. Hier zählt zunächst das Tempo, das man mit auf die Gerade nimmt, also Corner-Exit-Speed. Nach dem Rechtsknick Turn 6 geht es auf ein sehr welliges Geläuf, auf dem die Boliden mit der Bodenplatte aufsitzen.

Auf dem Stadtkurs setzten die Boliden häufig auf, was auch auf den Topspeed Einfluss hatte, Foto: Sutton
Auf dem Stadtkurs setzten die Boliden häufig auf, was auch auf den Topspeed Einfluss hatte, Foto: Sutton

Wer aufsitzt, verliert Endgeschwindigkeit. Somit spielt neben den üblichen Faktoren Motorleistung und Luftwiderstand auch die Bodenfreiheit eine Rolle: Wer etwas höher fuhr, setzte weniger auf und erzielte so eine höhere Endgeschwindigkeit, hatte dann allerdings an anderer Stelle Nachteile. Schließlich sind wie immer auch DRS und die verpulverte Elektro-Energie von entscheidender Bedeutung für die Endgeschwindigkeit. Wer einen Überholversuch im Zweikampf startet, ruft womöglich die gesamte Gerade entlang Hybridenergie ab, während bei alleiniger Fahrt nur zu Beginn geboostet wird. Angesichts so vieler verschiedener Faktoren verwundert es nicht, dass sich ein buntes Bild ergeben hat.

Drei Hersteller auf ersten fünf Plätzen

Die Geradeaus-Rakete: Pastor Maldonado im Lotus E23, Foto: Sutton
Die Geradeaus-Rakete: Pastor Maldonado im Lotus E23, Foto: Sutton

Pastor Maldonado führt die Topspeedliste mit 303,1 km/h an - eine Marke, die er bereits zu Mitte des Rennens gefahren hat. Die Topplatzierung in dieser Liste zeigt das Problem des Lotus E23: Wenig Luftwiderstand, aber auch wenig Abtrieb - Gift für einen Ort, an dem die Flügel so steil wie möglich gestellt werden. Mit Valtteri Bottas kam eine weitere Mercedes-Power-Unit auf den zweiten Rang. Der Williams-Pilot fuhr 301,6 km/h und hatte damit einen relativen großen Abstand zu Maldonado. Ein Indikator dafür, dass der Venezolaner bei seinem Spitzenwert viel Elektro-Energie im Zweikampf abgerufen hat.

Mit Kimi Räikkönen und Felipe Nasr folgen zwei Ferrari-Aggregate gleichauf, bevor mit Carlos Sainz Jr. die erste Power Unit von Renault folgt. Toro Rosso bleibt weiterhin seiner Philosophie treu, möglichst hohe Topspeedwerte zu erreichen, denn auch Max Verstappen kommt mit dem achtbesten Wert unter die Top-10, obschon die PS in Dutzendware fehlen. Zum Vergleich: Daniil Kvyat mit dem Red Bull liegt nur auf Platz zwölf in dieser Wertung. Rennsieger Sebastian Vettel findet sich nicht in den Top-10 wieder. Da er nie DRS zur Verfügung hatte, landet er nur auf Rang 13 - angesichts des Sieges ein sicherlich verschmerzbares Resultat.

Die Topspeeds beim Großen Preis von Singapur

Fahrer Team Motor Topspeed
Pastor Maldonado Lotus Mercedes 303,1 km/h
Valtteri Bottas Williams Mercedes 301,6 km/h
Kimi Räikkönen Ferrari Ferrari 301,4 km/h
Felipe Nasr Sauber Ferrari 301,4 km/h
Carlos Sainz Jr. Toro Rosso Renault 300,7 km/h
Felipe Massa Williams Mercedes 300,4 km/h
Sergio Perez Force India Mercedes 300,0 km/h
Max Verstappen Toro Rosso Renault 299,3 km/h
Marcus Ericsson Sauber Ferrari 299,1 km/h
Nico Rosberg Mercedes Mercedes 298,1 km/h