Warum ist Vettels Sieg so besonders?

Sebastian Vettel feierte in Singapur den 42. Sieg seiner Karriere. Mit dieser Anzahl überholte er Ayrton Senna und liegt nun auf dem alleinigen dritten Rang der ewigen Bestenliste. Außerdem war es das 75. Podium des Heppenheimers, der in Singapur jetzt bei vier Siegen hält und damit jedes zweite Rennen im Stadtstaat gewann. Ebenso imposant: Vettel stand in Singapur nun schon sechs Mal in Folge auf dem Treppchen. Verwehrt blieb dem Ferrari-Pilot allerdings der Grand Slam. Zwar startete er von der Pole Position und führte das Rennen in jeder Runde an, die schnellste Rennrunde sicherte sich allerdings Daniel Ricciardo.

Warum fiel Hamilton aus?

Hamilton musste aufgeben, Foto: Sutton
Hamilton musste aufgeben, Foto: Sutton

Lewis Hamilton verzeichnete in Runde 26 an Position fünf liegend plötzlich einen deutlichen Leistungsverlust. Der Brite konnte das Tempo der Konkurrenz nicht mehr mitgehen und da der Defekt nicht behoben werden konnte, stellte er seinen Mercedes in Runde 32 in der Box ab.

Das Problem wurde als Verlust des Turbodrucks diagnostiziert. Dieser wurde durch eine defekte Klemme zwischen dem Ladeluftkühler und dem Luftsammler ausgelöst. "Wir hatten eine kleine Metallklammer, die brach und große Auswirkungen hervorrief. Die Klammer hielt den Luftsammler zusammen. Also sie abfiel, sorgte sie für ein Turboleck", erläuterte Motorsportchef Toto Wolff. Es war Hamiltons erster Ausfall seit dem Belgien GP im Vorjahr.

Welche Probleme gab es bei Mercedes vor dem Start?

Bei Mercedes lief es schon vor dem Rennstart nicht wirklich rund. Nico Rosberg hatte auf dem Weg in die Startaufstellung mit Motoraussetzern zu kämpfen, die durch Softwareprobleme hervorgerufen wurden. "Auf den Installationsrunden ging mein Motor einige Male aus. Deshalb konnte ich nicht die gleiche Startprozedur durchlaufen, die ich schon 100 Mal geübt hatte. Ich musste mich anpassen, aber es war okay", sagte der Deutsche, der aber ohne gröbere Probleme vom Start wegkam.

Welche Aufregung gab es um Ferrari nach Rennende?

Der Jubel um Vettels Sieg uferte aus, Foto: Sutton
Der Jubel um Vettels Sieg uferte aus, Foto: Sutton

Nach Sebastian Vettels Sieg herrschte kurzzeitig Aufregung im Ferrari-Lager. Einige Ferrari-Mechaniker wollten in Richtung Podium laufen, um mit Vettel den dritten Saisonsieg zu feiern. Dabei stellte sich jedoch die Security in den Weg und verwehrte den Zutritt mit dem Hinweis, dass dort Parc fermé herrsche. Anscheinend ließen sich die Ferrari-Teammitglieder aber nicht von ihrem Plan abbringen und bahnten sich einfach ihren Weg - nicht jedoch ohne dabei erwischt zu werden.

Laut den Stewards hätten die Ferrari-Mitarbeiter Anweisungen von relevanten Offiziellen missachtet und sich unangemessen verhalten. Die Bestrafung für dieses Vergehen stellte sich am Ende als harmlos heraus. Statt eine sportliche Strafe zu kassieren, muss Teamchef Maurizio Arrivabene zum Kugelschreiber greifen. Er wurde aufgefordert, sich schriftlich bei den Betroffenen zu entschuldigen und sicherzustellen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passieren wird.

Warum war Red Bull so stark?

Der starke Auftritt von Red Bull in Singapur kam mit Ansage. Im Gegensatz zu Spa und Monza, wo die Formel 1 zuletzt gastierte, ist in Singapur nicht der Motor, sondern die Aerodynamik der entscheidende Faktor - den vielen Kurven sei Dank. Dass der RB11 über ein gutes Chassis verfügt, ist spätestens seit dem Ungarn GP kein Geheimnis, wo Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat den Sprung auf das Podium schafften.

Um nichts dem Zufall zu überlassen, wurden in Monza sogar an beiden Autos die Motoren gewechselt, nur um in Singapur straffrei optimal aufgestellt zu sein. Der Plan ging auf. Ricciardo überquerte die Ziellinie als Zweiter, während Kvyat immerhin Sechster wurde. Da Red Bull allerdings kein Sieg gelang, droht das Team zum ersten Mal seit 2008 ohne einen vollen Erfolg zu bleiben, da keine der verbleibenden Strecken dem RB11 so auf den Leib geschneidert ist wie Singapur.

Warum wurde Hülkenberg bestraft?

Nico Hülkenberg kollidierte in Runde elf mit Felipe Massa. Der Brasilianer kam aus der Box und ging etwas vor Hülkenberg in die zweite Kurve. Da der Deutsche einlenkte, kam es zum Zusammenstoß, der ihn aus dem Rennen riss und das Safety Car auf den Plan rief. Die Stewards sahen die Schuld für den Unfall bei Hülkenberg und belegten ihn mit einer Rückversetzung um drei Startplätze beim nächsten Rennen in Japan, zudem wurden ihm zwei Strafpunkte aufgebrummt.

Hülkenberg wurde aus dem Rennen katapultiert, Foto: Sutton
Hülkenberg wurde aus dem Rennen katapultiert, Foto: Sutton

Was war zwischen Button und Maldonado?

Der Restart nach der zweiten Safety-Car-Phase in der 41. Runde verlief für Pastor Maldonado und Jenson Button unangenehm. In einer Kurve trug es den Venezolaner sehr weit nach innen, er fuhr teilweise außerhalb der Strecke. Als es wieder auf die Gerade ging, stieß er mit dem McLaren zusammen und beschädigte sich den Frontflügel. "Ich habe die Innenlinie verteidigt und ich weiß nicht, wo Jenson mich da überholen will", schimpfte Maldonado nach dem Rennen.

Der Brite verteidigte sich: "Man könnte sagen, es war mein Fehler, aber er hat nicht das gemacht, was man erwartet, wenn man aus der Kurve heraus fährt." Was Button meint: Durch das partielle Verlassen der Strecke hatte Maldonado wohl verschmutzte Reifen und damit zu wenig Grip für eine in dieser Situation angebrachte Beschleunigung. Die Stewarts bestraften keinen der beiden.

Warum schieden beide McLaren-Piloten aus?

Statt der erhofften Punkte gab es für McLaren Honda in Singapur die nächste Enttäuschung. In aussichtsreicher Position liegend mussten Fernando Alonso und Jenson Button ihre Boliden abstellen - aus demselben Grund. Der Spanier machte in Runde 33 den Anfang. "Das Getriebe hatte sich überhitzt und nahm dadurch Schaden. Beide Autos waren betroffen", erklärte Alonso, der zum Zeitpunkt des Ausfalls auf Platz neun lag. Neun Runden vor Schluss musste dann auch Button aus Sicherheitsgründen abstellen. Bereits zuvor waren alle seine Chancen auf ein gutes Resultat am Heck von Pastor Maldonado abgeprallt: Button zerstörte sich seinen Frontflügel und musste einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen.

Warum hielt sich Verstappen nicht an die Teamorder?

Max Verstappen bekam auf Platz acht liegend kurz vor dem Rennende via Funk die Aufforderung, seinen Toro-Rosso-Teamkollegen Carlos Sainz vorbeizulassen. "Carlos hatte neue Reifen und wir haben gedacht, er hat eventuell eine Chance, Perez einzuholen", erklärte Teamchef Franz Tost gegenüber Motorsport-Magazin.com, was es mit dem Funkspruch auf sich hatte. Doch Sainz kam nicht nahe genug an Verstappen heran, um an ihm vorbeizufahren, und selbst wenn, der Niederländer hätte ihm nicht den Weg freigemacht.

"Weil ich das schnellere Auto auf der Strecke war", sagte der Rookie bei Motorsport-Magazin.com. Eine Entscheidung mit der Tost keine Probleme hatte. "Wenn ich eine Position tauschen will, muss ich auch zeigen, dass ich schneller bin als der andere, sonst macht es keinen Sinn", hielt der Österreicher fest.

Nur Sainz war mit der Vorgehensweise nicht einverstanden. "Nachdem ich gesehen habe, dass er zehn Runden versucht hat, zu überholen, dachte ich mir, vielleicht kann ich es in einer Runde versuchen", so der Spanier. "Und hätte ich es nicht geschafft, hätte ich die Position an Max zurückgegeben. Ich wollte nur meine Chance, aber er entschloss sich dazu, sie mir nicht zu geben. Das ist etwas, worüber wir als Team sprechen müssen."

Welche Probleme hatten die Toro-Rosso-Piloten?

Für Max Verstappen begann das Rennen denkbar schlecht. Der Niederländer würgte beim Erlöschen der Ampeln seinen Motor ab, sodass er praktisch mit einer Runde Rückstand in den Grand Prix ging. "Normal muss da Anti-Stall kommen, es müssen also einige unglückliche Umstände zusammengespielt haben, ansonsten ist das nicht möglich", ärgerte sich Teamchef Tost im Interview mit Motorsport-Magazin.com über das technische Problem. "Dass der Motor beim Start ausgeht darf es nicht geben, das muss technisch gelöst werden."

Auch Carlos Sainz, der zweite Toro-Rosso-Pilot, war vor Problemen nicht gefeit. Der Spanier verlor beim zweiten Restart zahlreiche Positionen. "Als die Safety-Car-Phase zu Ende war, hat er irgendetwas falsch bedient und ist in Neutral gekommen", schilderte Tost. Trotz der Schwierigkeiten holten am Ende beide Rookies Punkte. Verstappen wurde Achter, Sainz Neunter.

Wie verlief Rossis Formel-1-Debüt?

Trotz seines massiven Erfahrungsrückstands präsentierte sich Alexander Rossi von Beginn an stark. Im ersten freien Training fehlten ihm gerade einmal 15 Tausendstelsekunden. Verlorene Zeit nach einem Abflug machte ihm seine Aufgabe nicht einfacher, sodass er in der Qualifikation nicht so schnell war wie sein Teamkollege. Im Rennen übernahm der US-Amerikaner dafür von Beginn an die Oberhand im teaminternen Duell der beiden Manor-Piloten. In beinahe jeder Runde konnte er Will Stevens Zeit abnehmen, beendete das Rennen mit einem deutlichen Vorsprung von knapp 15 Sekunden und setzte damit ein erstes Ausrufezeichen.

Rossi gewann das teaminterne Manor-Duell gegen Stevens, Foto: Sutton
Rossi gewann das teaminterne Manor-Duell gegen Stevens, Foto: Sutton

Was war mit dem Spaziergänger auf der Strecke?

In Runde 38 stockte den Fahrern, den Teams und den Zuschauern an der Strecke und vor dem Fernseher der Atem: Ein 27-Jähriger verirrte sich auf die Strecke, watschelte seelenruhig die Leitplanke an der langen Geraden zwischen den Kurven 13 und 14 entgegen der Fahrtrichtung entlang. Die Rennleitung entschied blitzschnell und ließ Bernd Mayländer im Safety Car auf die Strecke. Der Fan kletterte daraufhin über die Absperrung und war somit in Sicherheit.

Das Safety Car wurde durch einen verrückten Fan auf den Plan gerufen, Foto: Sutton
Das Safety Car wurde durch einen verrückten Fan auf den Plan gerufen, Foto: Sutton

Die Beweggründe für den Spaziergang des lebensmüden Fans sind noch nicht bekannt. Nach seiner aufsehenerregenden Aktion wurde er festgenommen und wurde verhört. Einige nahmen die Situation locker. Wie Sebastian Vettel: "Ich wusste nicht, wie da einer auf die Strecke gehen kann. Er hat wohl nur ein Foto mit seinem Handy geschossen. Ich hoffe, es ist wenigstens scharf geworden." Manor-Sportdirektor Graeme Lowdon hat da seine eigene Theorie: "Für mich sah es so aus, als wäre der Typ nach einer durchzechten Nacht gerade auf dem Heimweg."

Andere wiederum waren besorgt über die Lücken im Sicherheitssystem. "So etwas darf nicht passieren. Daher bin ich mir sicher, dass die FIA, die für die ganzen Sicherheitsaspekte verantwortlich ist, das Ganze genauer ansehen wird, um zu verhindern, dass Zuschauer auf die Strecke kommen. Es ist offensichtlich nicht nur gefährlich für ihn, sondern auch für die Fahrer", sagte beispielsweise Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Daniel Ricciardo war insbesondere sauer, da ihm das Safety Car jegliche Ambitionen auf einen Rennsieg zerstörte. "Ich war in Versuchung, einen Schlenker zu machen, um ihm eine runterzuhauen", so der Australier. Ein Ergebnis der polizeilichen Untersuchungen steht noch aus.