Im vergangen Jahr reiste Nico Rosberg noch mit 22 Punkten Vorsprung nach Singapur, in diesem Jahr sind es 53 Punkte Rückstand. Die Weltmeisterschaft hat er dennoch noch nicht aufgegeben: "Ich habe die Wahl: Daran glauben oder nicht." Der Deutsche hat sich für Letztes entschieden. "Im Sport kann immer alles passieren. Ich konzentriere mich auf mein Wochenende und dann sehe ich, was Lewis macht."

Und der Teamkollege zieht nicht nur auf, sondern auch neben der Strecke sein Ding durch. Für Rosberg ist das Selbstbewusstsein des Briten einfach zu erklären: "Klar ist man das, wenn man 252 Punkte hat." Er selbst kommt zuweilen immer mehr ins Grübeln. Vor allem, wo er die Zeit im Qualifying auf Hamilton verliert. "Es ist kein einzelner Bereich, wo er schneller ist", verraten die Telemetrie-Analysen Rosberg.

Doch auch psychisch geht das Duell in die nächste Runde. Auf ein Interview seines Teamkollegen angesprochen meinte der Herausforderer nur: "Keine Ahnung, ich weiß nicht, was er denkt, weil ich nicht so viel mit ihm spreche. Nur das Nötigste. Früher haben wir mehr gesprochen, da waren wir noch gute Freunde."

Auf der Strecke hat das psychische und sportliche Duell keine Auswirkungen - noch. Obwohl Lewis Hamilton seinen Vorsprung theoretisch ohne einen einzigen weiteren Sieg nach Hause fahren könnte, gibt sich der Brite kämpferisch wie eh und je. Selbst im direkten Zweikampf mit Rosberg will er nicht zurückstecken, obwohl es für ihn deutlich mehr zu verlieren gibt. "Ich fahre wie immer", sagte er zu Motorsport-Magazin.com.

Nico Rosberg hingegen hat nicht mehr besonders viel zu verlieren. Auch wenn der Vorsprung auf Sebastian Vettel nur 21 Punkte beträgt, sollte der Ferrari-Pilot eigentlich keine große Konkurrenz sein. Trotzdem würde der Vize-Weltmeister noch nicht All-In im direkten Zweikampf mit Hamilton gehen. "Dafür ist es noch zu früh. Wann der richtige Zeitpunkt ist, weiß ich noch nicht."

Rosberg: Nicht nur Hamilton auf dem Schirm

Doch beim bevorstehenden Rennen in Singapur hat Rosberg auch andere Konkurrenz auf dem Schirm. "Ich erwarte Überraschungen. Red Bull ist ein Kandidat, sie könnten schnell sein. Sie waren in Ungarn schnell und auch in Spa in den Kurven. Ferrari natürlich auch."

Speziell das Abschneiden von Red Bull wird spannend, zählt Singapur doch zu den langsamsten Kursen des Kalenders. Das Power-Defizit des Renault-Aggregats wird demnach nicht so schwer wiegen wie noch zuletzt in Monza und Spa. Zumal dem einstigen Serienweltmeister vorerst keine Strafen mehr drohen, weil bereits in Monza neue Power-Unit-Komponenten in den Umlauf gebracht wurden.

Im vergangenen Jahr war die Konkurrenz zumindest im Qualifying überraschend nah an den Silberpfeilen dran. Auch 2014 war Red Bull der große Konkurrent mit Leistungsdefizit. Daniel Ricciardo fehlten nicht einmal zwei Zehntelsekunden auf die Pole. Felipe Massa fehlten als Sechstem nur 0,3 Sekunden. Bei einer Rundenzeit von mehr als 1:45 Minuten knappe Abstände.