Dass sich Roberto Merhi nicht ewig im Manor-Cockpit würde halten können, war bereits lange gemunkelt worden. Vor dem Singapur GP ging dann jedoch alles sehr schnell. Alexander Rossi gab offen zu, dass er am Dienstagmorgen einen Flug buchte und am Abend bereits im Flugzeug saß. "Das war ziemlich last minute", räumte er ein.

Das Ganze sei für ihn schon etwas überraschend gekommen, auch wenn er sich stets gut mit dem Team verstanden habe, für das er eigentlich bereits 2014 sein Renndebüt hätte absolvieren sollen. Damals war er in Spa bereits als Einsatzfahrer verkündet worden, letztlich ruderte das Team jedoch zurück und Max Chilton saß wieder im Cockpit.

Auch diesmal wird Rossi seinen Platz wieder abgeben. In Sochi und Abu Dhabi greift der US-Amerikaner in der GP2 ins Lenkrad, in der er noch rechnerische Chancen auf den Titel hat. "Meine GP2-Saison läuft sehr gut", erklärte Rossi und dankte seinem Team Racing Engineering. "Ich bin froh, dass sie ihre Türen geöffnet und mir dieses Programm erlaubt haben. Danke auch an Manor, denn es ist schwierig für sie, mich bei ein paar Rennen dabei zu haben und bei ein paar Rennen nicht."

Er sei mit der Lösung zufrieden und sehr dankbar. "Was mir in den letzten drei Jahren in der Formel 1 gefehlt hat, war tatsächlich Rennen zu fahren. Ich bin ein paar Mal nah dran gewesen. Es ist ein großer Schritt in dem Sinne, mich wirklich aufs Formel-1-Radar zu bringen. Ich will in diesen fünf Rennen einen guten Job machen und zeigen, dass ich fähig bin, in der Formel 1 zu fahren."

Alexander Rossi war am Donnerstag in Singapur ein gefragter Gesprächspartner, Foto: Motorsport-Magazin.com
Alexander Rossi war am Donnerstag in Singapur ein gefragter Gesprächspartner, Foto: Motorsport-Magazin.com

Das letzte Puzzleteil

Der Name Rossi wurde aufgrund seiner Nationalität bereits mehrfach im Zusammenhang mit dem Team Haas genannt, dass 2016 in die Formel 1 einsteigt. Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigte Rossi, dass er Kontakt mit Haas hatte, mehr verriet er jedoch nicht. Stattdessen betonte er immer wieder, dass es sein Ziel sei, in der Formel 1 zu fahren und dass er jede Chance nutzen werde, die sich ihm biete.

"Wenn ich in den fünf Rennen einen guten Job mache, kann ich allen zeigen, dass ich hierher gehöre und so fähig bin wie jeder andere", sagte er. "Einziger US-Amerikaner mit Superlizenz zu sein, der einen Grand Prix fährt, ist eine Nische, aber ob das zu etwas führt, muss sich noch zeigen." Er habe immer daran geglaubt, eines Tages in der Königsklasse zu fahren. "2013 und Anfang 2014 war nicht sehr positiv für mich. Aber was ich dieses Jahr geleistet habe, hat wieder mein Potential gezeigt, in die Formel 1 zu kommen."

Nun erwartet er nicht nur für seine Karriere, sondern auch für das Ansehen der Formel 1 in den USA einen massiven Schub. "Das wird in Austin etwas ganz Besonderes", meinte er. "Austin im Kalender zu haben, hat schon etwas gebracht, ein amerikanisches Team wird das fortsetzen und einen amerikanischen Fahrer zu haben, ist das letzte Puzzleteil."

Bewegliche Ziele in Singapur

Allerdings wird es für Rossi nicht gerade das einfachste Grand-Prix-Debüt, das man sich vorstellen kann. Denn der Singapur GP gilt aufgrund der klimatischen Bedingungen und der Dauer des Rennens als einer der anspruchsvollsten, wenn nicht der anspruchsvollste Grand Prix des Jahres. Rossi zeigte sich am Donnerstag vor dem Rennwochenende jedoch unbeeindruckt.

"Dafür trainiere ich jeden Tag", erklärte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ich habe schon früh gelernt, dass spät ein Anruf kommen kann und man keine Zeit hat, sich vorzubereiten. Dafür habe ich jetzt schon seit Jahren trainiert."

Zudem ist der Kurs für ihn nicht vollkommen neu. 2013 ging er in der GP2 an den Start, die er als wirklich gute Vorbereitung auf die Formel 1 betrachtet. "Die Reifen und ihre Handhabung werden nicht neu für mich sein. Es geht also nur darum, mich auf dieser Strecke an dieses Auto anzupassen. Wenn uns das gut und effizient gelingt, werden wir gut dastehen."

Konkrete Ziele wollte der 23-Jährige, der in einer Woche seinen 24. Geburtstag feiert, nicht nennen. Er sprach von beweglichen Zielen. "Natürlich will ich meinen Teamkollegen schlagen. Ich habe aber auch Respekt davor, dass er schon das ganze Jahr fährt und einen guten Job macht", sagte er. Er spüre nur den Druck, den er sich selbst mache.