Wie gut ist das Red-Bull-Chassis wirklich? Diese Frage beschäftigt die Motorsportwelt bereits die ganze Saison 2015. Zu Beginn des Jahres sah es nicht gut aus, denn Toro Rosso konnte den Mutterteam richtig zusetzen. Zu den üblichen Problemen mit dem leistungsschwachen Motor kamen bei Red Bull Racing auch noch Umstellungsschwierigkeiten auf einen neuen Bremsenlieferanten hinzu. Doch im Laufe der Saison konnten sich die Bullen immer weiter verbessern und waren sogar auf der Highspeed-Strecke von Spa-Francorchamps, auf der das Fahrzeug eigentlich nicht konkurrenzfähig sein sollte, auf einem Niveau mit Williams.

Mittlerweile, so glaubt Daniil Kvyat, der in der WM-Wertung derzeit drei Punkte vor dem hoch gehandelten Teamkollegen Daniel Ricciardo liegt, ist das Red-Bull-Chassis auf einem mit Mercedes vergleichbaren Niveau. Allerdings könne Red Bull das nicht zeigen. "Es ist keine Überraschung, dass wir das Auto nicht so einstellen, wie wir es gerne hätten", sagt der Russe gegenüber Motorsport.com. "Aber wir lernen mehr und mehr, wie wir uns darauf einstellen können."

Gerade in Spa und Monza mussten die Bullen enorme Kompromisse eingehen, um das PS-Defizit zu kompensieren: "Andere Teams haben nicht diese Begrenzungen, denen wir unterliegen. Aber selbst mit diesem Beschränkungen sind wir noch immer konkurrenzfähig, was schön zu sehen ist."

Bremsen-Debakel in Malaysia: Red Bull fehlten die Testkilometer, sagt Kvyat, Foto: Sutton
Bremsen-Debakel in Malaysia: Red Bull fehlten die Testkilometer, sagt Kvyat, Foto: Sutton

Schwache Performance zu Saisonbeginn wegen Testdefizit

Das ist aber nicht immer in dieser Saison so gewesen: Nach den ersten Rennen, in denen man Toro Rosso nur knapp hinter sich lassen konnte, gab das Red-Bull-Team sogar offen zu, dass das Chassis nicht mehr so konkurrenzfähig sei wie noch Zeiten der vier Weltmeisterschaften mit Sebastian Vettel. "Ehrlich gesagt waren wir sehr verwirrt zu Beginn der Saison", gibt auch Kvyat zu. Der 21-Jährige hatte einen extrem schweren Stand in den ersten Rennen und geriet sogar in Kritik, doch seit Monaco setzt er seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo massiv unter Druck.

"Wir konnten mit unserer geringen Zahl an Testkilometern unser Chassis nicht richtig zum Arbeiten bringen", so der Mann aus der Millionenstadt Ufa in der Republik Baschkortostan weiter. Den Wendepunkt sieht er beim Beginn der Europa-Saison: "Da haben wir die Charakteristiken des Chassis verstanden und es besser geformt. Jetzt würde ich sagen, dass es wieder da ist, wo es hingehört: Bei den allerbesten."

Hoffen auf Renault-Update

Der Europa-Auftakt war für Kvyat der entscheidende Wendepunkt, Foto: Sutton
Der Europa-Auftakt war für Kvyat der entscheidende Wendepunkt, Foto: Sutton

Darauf will er auch für den Rest der Saison aufbauen: "Es ist schön zu sehen, dass wir diesen Standard wieder erreicht haben und hoffentlich können wir so weitermachen. Was uns momentan fehlt, ist ein bisschen Leistung. Aber die Jungs haben gelernt, auch damit umzugehen. Wir lernen mehr und mehr, wie wir mit dem Leistungsdefizit umgehen und sind mittlerweile auf Strecken konkurrenzfähig, die uns nicht wirklich entgegenkommen."

Was Daniil Vyacheslavovich Kvyat sich für die letzten Rennen wünscht, ist die neue Ausbaustufe der Power Unit von Renault. "Es wäre gut, noch ein bisschen Hilfe von unserem Motorenlieferanten [den Namen Renault verschweigt er das ganze Interview über bewusst] zu erhalten, um auch in Power-Sektoren stärker zu sein, wo uns derzeit die Konkurrenzfähigkeit fehlt. Aber sie wissen, was sie tun, und hoffentlich kommt die modifizierte Version bald. Aber natürlich muss sie zunächst einmal funktionieren." Renault wird allerdings die Verwendung der verbliebenen Token so weit wie möglich hinauszuzögern, da man bereits alles für den Werkseinsatz in der kommenden Saison vorbereitet.