Das am schlechtesten gehütete Geheimnis der Formel 1 ist endgültig gelüftet worden: Renault und Red Bull stehen unmittelbar vor der Trennung. Der französische Autohersteller wird die beiden Teams (Red Bull Racing und Toro Rosso) trotz eines bestehenden Vertrags für 2016 nicht weiter beliefern. Das verkündete Carlos Ghosn auf der IAA in Frankfurt. Doch noch immer wollte er nicht bestätigen, dass Renault Lotus kaufen und als Werksteam an den Start gehen werde.

Es gäbe keinen Grund, die Partnerschaft fortzuführen, sagte der 61-Jährige. Deshalb befinde sich Renault jetzt in Verhandlungen mit Red Bull über die Auflösung des Vertrags. In solcher Deutlichkeit hat dies bislang noch keiner bestätigt, erst in Monza sagte Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Nein, wir haben einen Vertrag bis 2016. Wie wir damit umgehen werden, ist derzeit noch nicht fix." Die Vorzeichen scheinen sich nun geändert zu haben. Ghosn bekräftigte: "Wir haben deutlich gemacht, dass Red Bull nicht mit uns als Motoren-Lieferant rechnen soll."

Noch immer hüten hingegen wollte er das nächste schlechte Geheimnis: Dass Renault das Lotus-Team zurückkaufen werde, ist noch immer nicht bestätigt. "Unsere Zukunft wird das Resultat einer detaillierten Analyse und Neuverhandlungen sein", so Ghosn. "Wir werden entweder aussteigen oder unser eigenes Team an den Start bringen." Nichts Neues also an dieser Front. Allerdings bewahrte Renault bereits das Lotus-Team vor einer Zahlungsunfähigkeit und muss dies womöglich am Freitag wieder tun. Eine endgültige Verkündung des Deals hängt vom Ausgang der Verhandlungen mit Bernie Ecclestone ab.

Die werksseitige Rückkehr wollte Ghosn noch immer nicht bestätigten, Foto: Sutton
Die werksseitige Rückkehr wollte Ghosn noch immer nicht bestätigten, Foto: Sutton

Zukunft von beiden Beteiligten noch offen

Red Bull und Renault haben sich spätestens zu Beginn der Saison 2015 heillos zerstritten, seit die Franzosen bei der Entwicklung der Power Unit hoffnungslos Mercedes und seit diesem Jahr auch Ferrari hinterherhängen. Zuvor gewann Red Bull viermal mit Renault-Motoren die Weltmeisterschaft, doch Renault fühlte sich nicht genug gewürdigt. "Wenn man gewinnt, kümmert sich niemand um den Motor, wenn man verliert, wird man kritisiert", klagte Ghosn. Dass der Motor in einer Zeit, zu der alle Motoren nahezu gleichgeschaltet waren, eine wesentlich kleinere Rolle spielte als in der neuen Power-Unit-Ära, erwähnte er nicht.

Red Bull steht unterdessen ein halbes Jahr vor Saisonstart 2016 ohne Motorenlieferant da. Lange Zeit strecken Christian Horner und Helmut Marko die Finger nach Mercedes-Aggregaten aus, doch Stuttgart sperrte sich, einen direkten Konkurrenten zu beliefern. Somit bleibt Red Bull nur noch die Möglichkeit Ferrari. Sergio Marchionne legte in Monza ein neues Angebot vor, nachdem eine Offerte zu Saisonmitte über B-Material noch ausgeschlagen wurde. Doch die Verhandlungsposition von Red Bull ist nach dem Nein von Mercedes deutlich geschwächt. Angesichts eines nun diskutierten Reglements zu Kundenmotoren kann es nun sogar passieren, dass Red Bull mit Vorjahresmotoren fahren muss.