Erst Pirelli, dann Charles Pic, dann die britischen Steuerbehörden: Das Lotus-Team ist derzeit Stammgast vor den Insolvenzgerichten in London. Vor dem Großen Preis von Italien gab es bereits ein erstes Verfahren mit der britischen Steuerbehörde HMRC, die das Team in die Insolvenz schicken will. Bei diesem half Renault mit Geldern aus, weil der französische Konzern wieder werksseitig in die Formel 1 einsteigen und das Team, das er einst besaß, wieder übernehmen möchte. Lotus gab sich zuversichtlich: Man werde sich mit Renault geeinigt haben, bevor es in eine nächste rechtliche Runde gehen würde, hieß es seitens Lotus.

Doch das scheint nicht zu passieren. Zwar ließen sich die Richter noch umstimmen, nicht schon am Montag wieder vor dem Höchsten Gericht in London erscheinen zu müssen, doch nun ist laut der Gazzetta dello Sport ein Termin für Freitag anberaumt, wenn in Singapur die ersten Trainings unter Flutlicht stattfinden. Die HMRC will Lotus erneut in ein Insolvenzverfahren schicken. Geschäftsführer Matthew Carter sagt dazu: "Niemand will, dass das Team in die Insolvenz geht. Wir müssen sicherstellen, dass alle ausbezahlt werden."

Wo bleibt die Rettung? Renault lässt Lotus zappeln, Foto: Sutton
Wo bleibt die Rettung? Renault lässt Lotus zappeln, Foto: Sutton

Trotzdem muss das Lotus-Team nun auf weitere Hilfen von Renault hoffen. Die Franzosen haben bereits einen Vertrag unterschrieben, 65 Prozent des Teams für 65 Millionen Euro zu kaufen, doch noch ist dies nicht unter Dach und Fach, weil Renault mit Bernie Ecclestone um Millionenbeträge pokert.

Teamchef Federico Gastaldi bettelt förmlich um eine schnelle Übernahme des Teams: "Wir würden großen Gefallen an jeglicher Gelegenheit finden, wieder ein Werksteam zu sein und würden sie sehr begrüßen", sagte er gegenüber Reuters. "Es wäre fantastisch für den gesamten Sport und äußerst positiv für Enstone, wenn sie zurückkehren." Renault hatte das damalige Benetton-Team bereits 2001 gekauft und ein Jahr später zum Werksteam gemacht, stieg aber Ende 2010 werksseitig aus der Formel 1 aus - der letzte Teil im Massen-Exodus der Hersteller im Zuge der Wirtschaftskrise von 2008.