Als Williams-Pilot Felipe Massa beim Italien GP als Dritter seinen Pokal entgegennahm, brandete unter den tausenden Tifosi tosender Jubel auf. Die italienischen Fans hatten den kleinen Brasilianer, der acht Jahre für die Roten fuhr, nicht vergessen.

"Meine Geschichte bei Ferrari war wunderschön, intensiv und ehrlich. Das hat der Applaus, den ich auf dem Podest in Monza bekommen habe, gezeigt. Aber es war Zeit sich wieder wichtig zu fühlen", nennt Massa gegenüber der italienischen Zeitschrift La Repubblica nun einen Grund für seinen Abschied aus Maranello.

"Lasst uns sagen, dass ich das Richtige zur richtigen Zeit getan habe", wirbt der Williams-Pilot um Verständnis für seinen Weggang nach der Saison 2013. "Es war Zeit für einen Wandel." Zwar musste sich Massa in seiner Debüt-Saison bei Williams dem mit reichlich Vorschusslorbeeren ausgestatteten Teamkollegen Valtteri Bottas geschlagen geben, in diesem Jahr überzeugt Massa gegen den Finnen allerdings auf ganzer Linie.

Felipe Massa wurde von den Tifosi gefeiert, Foto: Sutton
Felipe Massa wurde von den Tifosi gefeiert, Foto: Sutton

Alonso Verpflichtung bricht Massa

Trotz seines Erfolgs lässt den Williams-Piloten seine Zeit bei Ferrari nicht los. "Zu Beginn war ich wichtig. Dann änderten sich die Dinge als Alonso kam. Ich schaute mich um und sah, dass ich plötzlich nicht mehr die Macht über die Dinge, die Details, hatte. Und unser Sport lebt von den Details", erklärt Massa. In der Formel 1 könnten die Dinge nur verändert werden, wenn der Fahrer die Stärke dazu hätte. Diese Kraft habe er mit der Verpflichtung Alonsos verloren, gibt der Brasilianer zu.

"Das offensichtlichste Symptom war, dass ich mich nicht mehr wichtig gefühlt habe", erklärt der 34-Jährige. "Es war den Leuten um mich herum anzusehen. Es war unmöglich glücklich zu sein." Die Größte Demütigung habe er in der Saison 2010 erfahren, als er beim Deutschland GP durch eine von Ferrari verordnete Stallorder seinen Teamkollegen habe ziehen lassen müssen, gesteht Massa.

Durch dei Stallorder beim Deutschland GP in der Saison 2010 erlitt Felipe Massa seine größte Demütigung, Foto: Sutton
Durch dei Stallorder beim Deutschland GP in der Saison 2010 erlitt Felipe Massa seine größte Demütigung, Foto: Sutton

Einen kleinen Seitenhieb in Richtung des Spaniers kann sich der Williams-Pilot jedoch nicht verkneifen. Die Verpflichtung des Asturiers sei für Ferrari schlichtweg "falsch" gewesen, trotzdem habe er sich in dieser Zeit selbst hinterfragt.

"Ich habe mich oft gefragt, ob ich weniger freundlich sein soll. Härter und egoistischer. Aber dann guckst du auf dich selbst und ziehst Bilanz", so Massa weiter. "Ich habe viele Dinge erlebt. Ich war mit Legenden wie Schumacher und einem 'Goldenboy' wie Bianchi befreundet." Er habe eine Menge gewonnen und alles in allem habe er die Zeit genossen, zieht Massa eine Zwischenbilanz seiner Formel-1-Zeit.