Nach dem Rennen auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Monza verabschiedet sich die Formel 1 aus Europa und verlässt die Lombardei in Richtung Asien. Der enge Stadtkurs in Singapur steht im krassen Gegensatz zum altehrwürdigen Kurs im königlichen Park. Grund zur Sorge für Branchenprimus Mercedes? Motorsport-Magazin.com blickt Team für Team auf die Chancen der Rennställe.
Mercedes
Für Mercedes-Pilot Lewis Hamilton sind in Singapur gleich mehrere Bestmarken in Reichweite. Er könnte seinen 41. Sieg feiern und würde damit sowohl mit Sebastian Vettel als auch Ayrton Senna gleichziehen. Mit einer Pole Position würde er sogar zusammen mit Senna neuer Rekordhalter in der Kategorie Pole Positionen in Serie. Der Erfolgshunger des Briten dürfte auch auch beim Nachtrennen in den Häuserschluchten nicht zu stillen sein. Zwar nutzt den Mercedes-Piloten die starke Power-Unit auf dem winkligen Kurs weniger als noch in Monza, dennoch dürfte die Hackordnung auch in Asien unverändert bleiben.
Ferrari
Nach dem zweiten Rang von Sebastian Vettel und der furiosen Aufholjagd von Kimi Räikkönnen vor heimischer Kulisse stehen die Chancen auf dem Marina Bay Circuit für Ferrari nicht allzu schlecht. Weniger die reine Leistung, sondern vor allem Abtrieb und das Können des Fahrers sind auf der fünf Kilometer langen Stadtrundfahrt gefragt. Sebastian Vettel – noch in Diensten von Red Bull – fuhr im vergangenen Jahr auf Platz zwei, Räikkönen landete auf Platz acht. Ferrari dürfte in jedem Fall zu den Podiums-Favoriten gehören.
Williams
Felipe Massas Podiumsbesuch und Valtteri Bottas' vierter Platz beim Rennen in Monza dürften die Truppe von Frank Williams beflügelt haben. Ob der FW37 allerdings auch mit dem engen Layout des Stadtkurses in Singapur zurecht kommt, bleibt abzuwarten. Im vergangenen Jahr landete der Brasilianer auf dem fünften Rang, der Finne Bottas verpasste die Punkteränge mit Platz elf äußerst knapp. Mit Ferrari und Red Bull wird sich Williams höchstwahrscheinlich um die Plätze hinter Mercedes streiten.
Red Bull
In Singapur ist die reine Motoren-Power nicht so sehr gefragt wie in den vergangenen Rennen in Italien und Belgien. Das dürfte Red Bull mit ihrem anfälligen und leistungsschwachen Renault-Aggregat in die Karten spielen. Zudem wechselte das Team schon in Monza die Motoren und kassierte somit auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke die fällige Rückversetzung im Grid. Red Bull könnte in der Nacht von Singapur ein positives Signal setzen und um Plätze im vorderen Mittelfeld kämpfen.
Force India
Auf das Steckenpferd Topspeed kann Force India in Singapur nicht setzen, da der Stadtkurs nur eine lange Gerade zu bieten hat. Dennoch kann das britisch-indische Team nach zwei guten Wochenenden in Spa und Monza mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein nach Asien reisen. Nico Hülkenberg sollte darauf Bedacht sein, seinen Teamkollegen Sergio Perez in der WM-Wertung nicht davonziehen zu lassen. Der Mexikaner präsentiert sich in bestechender Form, so dass der Emmericher den größten Gegner im eigenen Rennstall hat. Punkte sind trotz verlorengegangenen Topspeed-Vorteils machbar.
Torro Rosso
Wie der große Bruder Red Bull musste Toro Rosso auf den Highspeed-Kursen praktisch chancenlos dabei zusehen, wie die Konkurrenz Zählbares auf das WM-Konto verbuchen konnte. Nun können die Jungspunde Max Verstappen und Carlos Sainz Jr. Wiedergutmachung betreiben. Einzige Gefahr ist die Unerfahrenheit der Youngster, die im Leitplankenlabyrinth Marina Bay Circuit für ein schnelles Aus sorgen könnte.
Sauber
Marcus Ericsson dürfte mit reichlich Rückenwind nach Südostasien reisen. Der Schwede sammelte mit Rang neun in Italien zwei wichtige WM-Zähler und eine gehörige Portion Selbstvertrauen. Das Aerodynamik-Update, das das Team aus Hinwil mit nach Singapur bringen möchte, soll den nötigen Abtrieb bringen. Ob sich der Aufschwung allerdings bewahrheitet, bleibt abzuwarten, schließlich wird das Update erstmals im freien Training am Freitag getestet.
Lotus
Nach dem Doppel-Aus beim Italien GP will Lotus wieder Punkte mitnehmen. Schließlich starteten die beiden Piloten in Monza von den Rängen Acht und Zehn und das Gesamtpaket scheint nach dem dritten Rang von Grosjean in Spa zu stimmen. Pastor Maldonados Bilanz auf dem Marina Bay Circuit ist allerdings düster: In Singapur holte der Venezolaner noch nie Punkte. Auch Teamkollege Romain Grosjean holte im Jahr 2012 lediglich einen siebten Platz. Sollte das Team fehlerfrei durch das Wochenende kommen, könnten Punkte möglich sein.
McLaren
Die Motoren-Strafen sind abgesessen. Das ist die gute Nachricht für das waidwunde Team aus Woking. Mut macht außerdem die Performance beim Ungarn GP, bei dem für Fernando Alonso bei einem chaotischen Rennverlauf der fünfte Platz heraussprang. Sollten die Honda-Aggregate beim Nachtrennen in Singapur fehlerfrei laufen und Fortuna ein Einsehen haben, dürfte McLaren-Honda mit einem WM-Zähler zufrieden sein.
Manor
Große Sprünge können dem kleinen Team aus Dinnington in Singapur wohl nicht zugetraut werden. Vielmehr kommt es auch auf dem Marina Bay Circuit darauf an, das Auto fehlerfrei durch den Leitplankenwald zu steuern. Roberto Merhi und Will Stevens sollten es tunlichst vermeiden ihre Boliden in die Begrenzungen zu stopfen, um die Kosten des Teams nicht in die Höhe schießen zu lassen. Punkte sind für Manor auch in Singapur reine Utopie.
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