Während er abseits der Strecke immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich zieht, hat Kimi Räikkönen in sportlicher Hinsicht in seiner zweiten Ferrari-Zeit lange nicht viel erreicht. Zunächst stand er im Schatten von Fernando Alonso, dann passierte ihm dasselbe mit Sebastian Vettel in dieser Saison. Doch der Finne erhielt einen Vertrag für ein weiteres Jahr und scheint seitdem aufzublühen: In Monza stellte er seinen Ferrari in die erste Startreihe und verpasste nur wegen des verpatzten Starts ein Topresultat. Mit der Aufholjagd fuhr er sich aber in die Herzen der Tifosi.

Schrecksekunde beim Start

Grund genug für Mika Häkkinen, seinem Landsmann weiteren Rückenwind zu geben: "Es war schön, dass Kimi endlich einmal im Zeitfahren erfolgreich war", schreibt er in seinem Hermes-Blog. "Beim Tempo kann Kimi zeigen, dass er nicht irgendeine Nummer zwei bei den Fahrern ist." Ihm selbst sei der Atem gestockt, als Räikkönens Ferrari aus der ersten Reihe nicht losfuhr. "Wenn ein Auto in der ersten Reihe nicht wegkommt, dann ist das eine völlig andere Lage, als wenn man im Mittelfeld stehen bleibt. Aus den hinteren Reihen drängen die Autos mit einem Tempo von 250 km/h nach vorn." Der stehengebliebene Fahrer könne nichts tun als auf die Reaktionsschnelle der Gegner zu hoffen. "Wenn da jemand auffährt, dann kracht es, und zwar gewaltig."

Perfekte Zusammenarbeit: Vettel und Räikkönen bringen Ferrari nach vorn, Foto: Sutton
Perfekte Zusammenarbeit: Vettel und Räikkönen bringen Ferrari nach vorn, Foto: Sutton

Er kenne das Gefühl aus eigener Erfahrung, so der 46-Jährige weiter. "Aber zum Glück ist niemals jemand auf mein Auto aufgefahren." Allerdings erlebte er selbst die Folgen mit, als es beim folgenschweren Rennwochenende in Imola 1994 zum Startcrash kam, der mehrere Menschen ins Krankenhaus beförderte. "Ich habe noch gut in Erinnerung, wie es zu so einem Aufprall auf den Benetton von Jyrki Järvilehto [besser bekannt als JJ Lehto] gekommen war. Also zum Glück ist Kimi in dieser Situation nichts passiert und er konnte sogar noch Punkte erringen."

Paarung Vettel-Räikkönen funktioniert

Ferrari entschied sich vor allem aus Gründen der Konstanz für Kimi Räikkönen, nachdem es in den vergangenen zwei Jahren in Maranello drunter und drüber gegangen war. Die Personalie Sebastian Vettel habe auch einen positiven Einfluss auf Kimi Räikkönen gehabt, glaubt Teamchef Maurizio Arrivabene. "Sebastian hat den Enthusiasmus zu Ferrari gebracht", so der 58-jährige Italiener. "Er hat uns viele Male daran erinnert, dass wir an einem Strang ziehen und - das Wichtigste - er kooperiert sehr gut mit seinem Teamkollegen." Vettel hatte sich im Vertragspoker für einen Verbleib Räikkönens stark gemacht. Häkkinen warnt jedoch, dass bei weiteren Erfolgen des Iceman sich das Verhältnis schnell ändern könne.

Arrivabene hingegen glaubt nicht an solche Szenarien: "Seb ist ein großartiger Champion, aber auch jemand, der der dabei hilft, das Team gemeinsam mit Kimi zu stabilisieren." Der Effekt ist spürbar und wird auch von der Fachwelt wahrgenommen: "Ich sehe ein wesentlich besseres Ferrari-Team als in den letzten Jahren", sagt Jean Alesi gegenüber RTL Radio. Der Franzose ist im Herzen noch immer Ferrari-Anhänger.