Ohne Spesen nichts gewesen - so könnte man das Italien-Wochenende aus McLaren-Sicht zusammenfassen. Wäre man in Woking geblieben, hätte man sich zumindest eine weitere Blamage erspart. Obwohl Honda einmal mehr Power-Unit-Komponenten wechselte, starteten Fernando Alonso und Jenson Button in Monza weiter vorne, als sie sich eigentlich qualifiziert hatten - weil Renault noch mehr Komponenten tauschte.

Und die beiden McLaren-Piloten konnten ihre 'guten' Startpositionen zunächst auch nutzen. Button stürmte von Platz 15 sogar auf Platz neun nach vorne, Alonso konnte sich von 16 immerhin auf zwölf verbessern.

Dann ging es aber fast so schnell nach hinten, wie es am Start nach vorne ging. "Ich habe nur noch darauf gewartet, überholt zu werden", gab Jenson Button zu. "Du schaust die ganze Zeit nur noch in den Spiegel, weil du an Stellen überholt wirst, von denen du eigentlich glaubst, dass es dort unmöglich ist."

McLarens Problem: Es kann nicht genügend elektrische Energie rekuperiert werden, um die MGU-K maximal anzutreiben. Zwischen den Kurven fünf und sieben standen Button und Alonso keinerlei Zusatz-PS aus der MGU-K zur Verfügung. Das ist der Bereich zwischen der zweite Schikane und Ausgang der Lesmo-Kurven. Das allein macht ein Power-Defizit von 160 PS aus. "Dazu kommt der Nachteil, den wir beim Verbrennungsmotor haben", erklärt Button.

"Wenn du den Knopf drückst, damit du die Power hast, ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Aber wenn man das macht, entlädt man die Batterie und bekommt auf den Geraden keine Energie mehr. Da die richtige Balance zu finden, ist sehr schwierig", so Button.

Auch Duell zwischen Teamkollegen nicht vergönnt

Am Ende hätte es immerhin noch ein spannendes Duell mit seinem Teamkollegen geben sollen. McLaren setzte bei Button und Alonso auf unterschiedliche Strategien. Button fuhr auf Softs los, der Spanier auf Medium. "Er war deshalb zu Beginn des Rennens fast eine Sekunde schneller", meint Alonso. In der zweiten Rennhälfte drehte sich das Bild um.

Button hätte gerne wieder gegen seinen Teamkollegen gekämpft, Foto: Sutton
Button hätte gerne wieder gegen seinen Teamkollegen gekämpft, Foto: Sutton

Neun Runden vor Ende des Rennens war Alonso an Button dran. "Wir hatten drei Runden lang einen guten Kampf, aber dann musste er das Auto abstellen", trauerte er zumindest einem fairen Zweikampf hinterher. "Ich habe in den letzten Runden einen Leistungsverlust gespürt und sollte das Auto abstellen, um weiteren Schaden zu verhindern", fügt Alonso an.

Es scheint, als wäre McLaren selbst die kleinsten Freuden nicht vergönnt. "Das wäre ziemlich spaßig geworden", so Button. "Für andere Autos ist es einfach, uns zu überholen - aber es ist nicht einfach für uns, uns gegenseitig zu überholen, deshalb hätte es Spaß gemacht."

Boullier: Spa und Monza schmerzhaft

Spaß, den auch die Herren am Kommandostand nicht hatten. "Wir wussten immer, dass unserem Auto Monza und Spa-Francorchamps nicht am besten liegen würden und das hat sich auf beiden Strecken auch bestätigt", musste Eric Boullier gestehen. "Hier in Italien wurden wir für unseren Einsatz nicht belohnt und das ist hart für alle."

McLarens Renndirektor weiter: "Es waren für uns stressige Tage - das war von außen wahrscheinlich so offensichtlich wie es für uns intern schmerzhaft war - aber wir werden jetzt nach Woking und Sakura zurückkehren und hart arbeiten. Wir sagen keine großartigen Dinge für Singapur voraus, aber wir hoffen, dass uns die Charakteristik eines Straßenkurses besser liegt."