Kimi Räikkönen startet den Großen Preis von Italien von Platz zwei. Zum ersten Mal seit China 2013 - damals noch für Lotus im Einsatz - beginnt der Iceman damit ein Rennen aus der ersten Startreihe. Im Qualifying in Monza nutzte Räikkönen seinen zweiten Versuch im Q3, um Teamkollege Sebastian Vettel noch von Platz zwei zu verdrängen.

Selbst die Pole Position war nicht völlig außer Reichweite. Auf Lewis Hamilton fehlten gerade einmal 0,234 Sekunden - weit weniger als erwartet. "Wenn wir uns das ansehen, sind wir durchaus ein wenig überrascht, dass wir so gut dabei sind, weil wir um unsere Schwächen bei diesem Streckenlayout wussten. Es ist eine große Überraschung, dass wir so stark sind verglichen mit Mercedes. Aber das ist nicht der beste Platz, den es zu erreichen gibt. Wir sind nicht glücklich, Zweiter oder Dritter zu sein", sagte Räikkönen. Vettel auf Rang drei lag 0,05 Sekunden hinter dem Finnen, Rosberg auf P4 fehlten 0,07 Sekunden.

Sofort brandete auf den Tribünen im Autodromo Nazionale Monza frenetischer Jubel unter den Tifosi herauf, Räikkönens Freundin Minttu ballte in der Box die Faust und strahlte über beide Ohren. "Danke, das war ein gutes Qualifying", kommentierte der Finne zunächst noch ganz trocken am Funk. Später dann mehr: "Das war das beste Qualifying für das Team, es ist so schön, dass es hier passiert, mit all den Tifosi hinter uns", sagte Räikkönen.

Räikkönen: Top-Chance auf ein starkes Heimrennen

"Die Umstände haben im Qualifying gepasst, es ist schön hier zu sitzen, das Heimrennen von Ferrari ist der beste Platz dafür. Im Rennen haben wir jetzt alle Chancen, um den Fans ein tolles Rennen zu liefern", frohlockte der Iceman.

"Ich bin nicht beunruhigt wegen Ferrari, denn es überrascht mich nicht. Die Motorentwicklung, die Ferrari gemacht hat, ist nur noch zwei, drei Zehntel hinter Ferrari", sagte Niki Lauda. "Die Ferrari auf zwei und drei sind sehr, sehr gut. Das muss man ihnen lassen", lobte der Mercedes-Aufseher. Auch Toto Wolff warnte vor der Scuderia: "Die sind extrem stark, wir müssen sie ernst nehmen. Der Unterschied war geringer als erwartet. Sie haben ja auch einen neuen Motor drin und das die ganzen Tage nur heruntergespielt. Und siehe da, jetzt kommen sie mit dem tollem Motor und liefern tolle Topspeed-Werte."

Räikkönen startet in Monza vor Vettel, Foto: Sutton
Räikkönen startet in Monza vor Vettel, Foto: Sutton

Räikkönen: Freitags machst du, was du willst

Der Finne kommentierte diese Einschätzung Wollf später. "Die Leute reden immer so viel über den Freitag, aber es ist nur Freitag - du tust da, was auch immer du willst und es geht nicht nur um Rundenzeiten", verteitigte Räikkönen die Verschleierungstaktik Ferrraris. "Es macht keinen Sinn, zu sagen, wir wären gestern schlecht gewesen - wir haben nur unsere normalen Sachen erledigt und wenn du damit Zehnter wirst, macht es keinen Unterschied. Im Qualifying hat es funktioniert, das ist alles was zählt."

Dass er seinen Samstagsfluch nun beendet hat, sei unterdessen nicht nur wegen des Heimrennens für Ferrari passend. "Die erste Kurve kann hier mitten im Feld ziemlich chaotisch sein", erinnert Räikkönen an die enge Schikane. "Deshalb ist das Beste, dass wir jetzt viel weniger Ärger in der ersten Kurve haben werden und uns das eine gute Chance im Rennen gibt. Aber es bedeutet nicht, dass wir morgen jeden schlagen können. Wir müssen einen guten Job machen", sagte Räikkönen.

Danner: Kimi kann halt Auto fahren

Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner zog den imaginären Hut vor Räikkönen. "Der Kimi kann schon Auto fahren, ist doch gut, dass er auch mal vorne ist", sagte Danner.

"Ferrari wird morgen sicher angreifen. Bei jedem britischen Team existiert so etwas wie ein Heimrennen nicht. Aber bei einem italienischen Team schalten sich die Emotionen ein. Ein italienisches Team wird von den Emotionen geleitet. Hier sind so viele Fans, die stehen zu Hunderten da draußen und warten auf Fotos und Autogramme, selbst ich werde hier angesprochen und muss zig Autogramme schreiben, da kramen sie alte Fotos von mir raus. Das ist super. Und diesen Fans wollen die Italiener etwas bieten. Deshalb werden sie morgen angreifen und etwas riskieren", ergänzt der Experte.