Pro: Force India eine sichere Bank

Nico Hülkenbergs Vertragsverlängerung bei Force India ist die absolut richtige Entscheidung. Der Deutsche hat nun Planungssicherheit und kann sich voll auf die Saison 2015 konzentrieren. Hätte er das Angebot seines aktuellen Arbeitgebers ausgeschlagen, dann wäre er womöglich sogar ganz vom Fahrerkarussell der Formel 1 heruntergefallen und ab 2016 überhaupt nicht mehr in der Königsklasse unterwegs. Denn dass er für die nächste Saison in einem anderen Team unterkommt, ist keineswegs sicher.

Hülkenberg will seinen Le-Mans-Titel verteidigen, Foto: Sutton
Hülkenberg will seinen Le-Mans-Titel verteidigen, Foto: Sutton

Ein weiterer Vorteil: Als Force-India-Fahrer kann er auch 2016 bei den 24 Stunden von Le Mans antreten. In diesem Jahr hatte Hülkenberg das prestigeträchtige Rennen für sich entscheiden können und im Anschluss betont, wie wichtig ihm die Teilnahme sei. Wäre der 28-Jährige zum Beispiel ins Cockpit des neugegründeten Haas-F1-Teams gestiegen, das sehr Ferrari-nah ist, hätte sich ein Rennen für Porsche in Le Mans schwieriger gestaltet. Sein aktueller Teamchef Vijay Mallya hat dagegen bereits Bereitschaft signalisiert, seinen Piloten auch beim nächsten Mal wieder dort starten zu lassen.

Ein ebenfalls nicht zu unterschätzendes Argument ist die konstante, vertraute Umgebung. Hülkenberg fährt die nächsten beiden Jahre in einem Team mit inzwischen gewachsenen Strukturen, das ihm vertraut und dem er vertraut und in dem er sich offensichtlich wohl fühlt. Außerdem: In der mittlerweile stark gewachsenen Riege der finanzschwachen Teams in der Formel 1 ist Force India im Vergleich mit anderen potentiellen Arbeitgebern fast schon eine sichere Bank.

Contra: No Risk, no Fun

Lieber den Spatz auf der Hand, als die Taube auf dem Dach - das hat sich wohl auch Nico Hülkenberg gedacht. An sich eine legitime Denkweise, doch trotzdem hätte das Pokerspiel Sinn gemacht. Gut, der Ferrari-Sitz war weg, aber trotzdem sind noch einige Variablen auf dem Markt. Was passiert mit Lotus? Tut sich vielleicht bei Williams noch etwas? Für das Cockpit bei Haas stand Hülkenberg wohl in der Pole Position. Was passiert, wenn er sich verpokert? Klar, die Frage darf erlaubt sein. Aber dann hätte Hulk noch immer das Auffangbecken Porsche gehabt. Man kann schlechter abgesichert sein.

Hülkenberg hätte bei Haas nicht nur Ferrari-Kopfhörer bekommen, Foto: Sutton
Hülkenberg hätte bei Haas nicht nur Ferrari-Kopfhörer bekommen, Foto: Sutton

Ein wirkliches Gegen-Argument kann man bei Force India nicht bringen. Doch es gibt Argumente für andere Teams. Haas beispielsweise: Das Team beginnt bei Null. Hülkenberg hätte den Rennstall von der Wiege auf prägen können, seine ganze Erfahrung mit in das Projekt einbringen können. Und dann wäre da noch die enge Verbindung zu Ferrari. Wenn das Räikkönen-Cockpit dann frei wird, könnte diese Beziehung ein gutes Argument für den Deutschen sein.

Dass der Le-Mans-Sieger gleich für zwei Jahre verlängert hat, verschafft ihm etwas Ruhe und Kontinuität. Doch wenn der Vertrag ausläuft, ist Hülkenberg 30. Nicht das ideale Alter, um bei einem Top-Team vorzusprechen. Und das muss - mit seinem Talent - noch immer das erklärte Ziel sein. Die zwei Jahre zeigen auch, dass er mit dem Ferrari-Cockpit abgeschlossen hat. Es ist schwer vorstellbar, dass Ferrari Räikkönen nach 2016 noch einmal verlängern wird. Noch weniger ist es denkbar, dass Ferrari Hülkenberg dann aus seinem Vertrag kauft oder ein Jahr auf ihn wartet. Hülkenberg hätte noch etwas pokern sollen.