Mit einem weinenden und einem lachenden reiste Lotus aus Belgien ab. Doch das lachende Auge wegen des Podiums von Romain Grosjean überstrahlte letztendlich das frühe Ausscheiden von Pastor Maldonado, der den E23 früh in der Boxengasse abstellen musste.

Inzwischen ist auch klar, warum der Venezolaner nicht über Runde zwei hinauskam. Maldonado war zuvor so hart über die Randsteine in Eau Rouge gefahren, dass das Steuerventil der Kupplung dabei seinen Dienst quittierte. 17 G hat der Datenschreiben beim Überfahren aufgezeichnet. "Auch wenn wir das Auto neustarten konnten, als Pastor in die Box kam, haben wir das Ausmaß des Schadens gesehen und beschlossen, das Auto aus dem Rennen zu nehmen", erklärt der Technische Direktor Nick Chester.

Maldonado ist zuversichtlich, dass es in Monza nicht mehr zu einem solchen Zwischenfall kommen wird: "Wir sind die Daten durchgegangen und wir denken, zu wissen, was wir machen müssen, um solche Situationen zu vermeiden. Spa ist eine sehr einzigartige Strecke. Daher ist es unwahrscheinlich, dass dieselben Umstände zu solch einer Situation führen werden."

Grosjean trotz Getriebetauch auf dem Podium

Während Pastor Maldonado seine siebte Startposition nicht nutzen konnte, fuhr Romain Grosjean trotz Rückversetzung wegen eines Getriebeschadens auf Position drei und holte somit das erste Lotus-Podium seit dem US GP 2013. Der Franzose geht nicht von einem einmaligen Ausrutscher nach oben aus: "Auf dem Papier sollte unserem Auto Monza besser liegen als Spa, daher wäre theoretisch wieder ein Podium möglich."

Am Ende profitierte Grosjean vom Reifenplatzer von Sebastian Vettel. Der Ferrari-Pilot fuhr auf einer Einstopp-Strategie und konnte den von hinten heraneilenden Grosjean schon einige Runden in Schach halten. Zwei Runden vor Rennende platzte Vettels rechter Hinterreifen und Grosjean erbte Platz drei. "Es ist nur schade, dass er auf der Strecke das Problem mit dem Reifen hatte, denn ich habe mich darauf gefreut, mit ihm um die Position zu kämpfen", meint Grosjean. "Ich bin davon überzeugt, dass ich mir den letzten Podestplatz gesichert hätte."

Zweiter Versuch mit Spa-Flügel

Grund zum Optimismus gibt es auch dank der Aero-Abteilung in Enstone. Schon in Spa wurde am Freitag ein neuer Frontflügel getestet. Allerdings gab es davon nur einen, der am Auto von Jolyon Palmer und Romain Grosjean zum Einsatz kam. Grosjean vertraute für den Rest des Wochenendes aber auf die alte Variante. In Italien kommt der neue Flügel wieder zurück und soll erneut getestet werden.

Lotus konnte nicht einfach aus Belgien abreisen, Foto: Sutton
Lotus konnte nicht einfach aus Belgien abreisen, Foto: Sutton

Der sportliche Aufschwung bei Lotus ist insofern erstaunlich, als der Rennstall mit akuten finanziellen Sorgen zu kämpfen hat. In Ungarn wurden die Reifen aufgrund ausstehender Zahlungen an Pirelli nicht pünktlich geliefert, in Belgien durfte Lotus nicht mit dem gesamten Equipment abreisen, weil der ehemalige Ersatzfahrer Charles Pic Forderungen gegen das Team geltend machte.

"Das ist die schlimmste Saison, die wir finanziell je hatten. Die Autos auf die Strecke zu bekommen, ist jedes Wochenende ein großer Kraftakt. Da das Podium zu erreichen, ist unglaublich", sagte Alan Permane, Trackside Operations Director zu Sky Sports. Inzwischen konnte das gesamte Equipment aus Belgien weggebracht werden. Teamchef Federico Gastaldi gibt sich kämpferisch: "Wir haben Herausforderungen zu bestehen, aber wir sind ein Team. Wir haben viele Male gezeigt, dass wir Kämpfer sind und es mit übermächtigen Gegnern aufnehmen können. Wir sind jetzt Fünfter in der Konstrukteurswertung und das macht mich stolz auf jeden in Enstone."

Lotus: Monza Bilanz

Lotus in Monza: Kimi Räikkönen holte 2012 mit einem fünften Rang die beste Rennplatzierung für das unter diesem Namen firmierende noch junge Lotus-Team heraus. Für den Vorgängerrennstall Renault erreichten Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella 2005 die Plätz zwei und drei.

Romain Grosjean in Monza: Grosjean bestritt 2009 seinen ersten Monza Grand Prix und kam lediglich als 15. ins Ziel. 2012 musste der Franzose das Rennen auslassen, da er infolge des Startunfalls von Spa gesperrt worden war, an seiner Stelle trat Jerome D'Ambrosio an. Im Jahr darauf klappte es mit Rang acht dann endlich mit den ersten Zählern, wohingegen der Franzose in der letzten Saison als 16. an den Punkterängen deutlich vorbeischrammte.

Pastor Maldonado in Monza: Schon vier Mal war der Venezolaner in Monza am Start, Punkte sammelte er aber noch keine. Für Maldonado stehen je zwei elfte Plätze und zwei 14. Ränge zu Buche, was immerhin bedeutet, dass er noch nie ausgeschieden ist.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ja, Lotus und vor allem Romain Grosjean waren in Spa stark. Aber aus eigener Kraft nicht stark genug für das Podium. Grosjean profitierte mehr vom Ausfall von Daniel Ricciardo als vom Reifenplatzer Vettels - denn Vettel hatte zuvor vom VSC und den durcheinandergewürfelten Strategien profitiert. Trotzdem dürfte auch in Monza ein Top-Ergebnis drinnen sein, zumal sich Red Bull wegen des Power-Defizits wohl noch etwas schwerer tun dürfte. (Christian Menath)