Treffen der italienischen Giganten: Beim Großen Preis von Italien in Monza wollen Ferrari und Pirelli sich über Vorkommnisse beim Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps aussprechen. Grund dafür ist der Reifenplatzer bei Sebastian Vettel, der nur wenige Meter nach Eau Rouge das Rennen des Ferrari-Piloten beendete und eine heftige Reaktion bei diesem Auslöste. La Repubblica sprach gar von einem Krieg, der zwischen den beiden Parteien ausgebrochen sei. Dass es soweit kommt, wollen Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene und sein Technischer Direktor James Allison gemeinsam mit Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery in Monza verhindern.

Vettel war nicht der einzige Fahrer, der einen Reifenschaden bei über 300 km/h erlitt; Nico Rosberg teilte das Schicksal, bei ihm geschah es aber bereits im freien Training. Der Mercedes-Pilot kann seinen Landsmann verstehen und schrieb in seiner Bild-Kolumne: "Wir Fahrer sind Kontroll-Freaks. Das ist ein Horror-Gefühl, wenn du nur noch Passagier bist und die Kontrolle verlierst. Nach so einem Erlebnis musst du dich erst mal sammeln. Daher weiß ich auch, wie Sebastian sich gefühlt hat, als bei ihm erst der Reifen und danach der Kragen geplatzt ist."

Hembery beklagt andauernde Kritik

Andere kritisierten Ferraris Entscheidung, gegen den Rat von Pirelli eine Einstopp-Strategie zu versuchen, heftig, obschon Ferrari darauf pocht, dass Pirelli versprochen habe, dass die Reifen 40 Runden halten sollen. Paul Hembery klagte gegenüber Bild: "Einmal sind den Fahrern die Reifen zu hart, dann zu weich. Die FIA hängt dazwischen. Wir sind immer die Dummen."

Völlig aufgelöst: Auch Nico Rosberg erlitt in den Ardennen einen Reifenschaden, Foto: Sutton
Völlig aufgelöst: Auch Nico Rosberg erlitt in den Ardennen einen Reifenschaden, Foto: Sutton

Darüber hinaus nutzt er den Anlass, sich dafür stark zu machen, die maximale Anzahl an Runden auf einem Reifensatz zu begrenzen, was Ende 2013 schon einmal abgelehnt worden war. Unter den Verlierern einer solchen Maßnahme wären alle Teams, die ein reifenschonendes Auto gebaut haben, darunter Ferrari. Auch bei der freien Reifenwahl in der Saison 2016 müssten solche Faktoren von den Teams bei der Wahl bedacht werden.

Alles in allem will Hembery aber die Wogen glätten: "Er [Vettel] hat in der vorletzten Runde einen Podiumsplatz verloren, aber wir werden uns hinsetzen und ruhig miteinander reden." Das Ziel sei eine gute Kooperation mit Ferrari, fügte er gegenüber Marca hinzu. "Setzen wir uns also hin und reden miteinander, um die besten Lösungen zu finden." Auch Arrivabene kündigte einen fairen Dialog anstelle eines öffentlichen Disputs an.

Skandale könnten Michelin entgegenkommen

Im Hintergrund reibt sich unterdessen Michelin die Hände: Die abermaligen Diskussionen um Pirelli, die wie vom Formula One Management gewünscht extra stark verschleißende Reifen bauen, um die Show zu verbessern, könnten den Franzosen bei ihren Ambitionen, ab 2017 die Formel 1 als Einheitsreifenlieferant zu beliefern, helfen. So sagte David Coulthard: "Die Formel 1 verdient das Beste und die derzeitigen Reifen sind das nicht."

Allerdings hat Pirelli in Bernie Ecclestone einen großen Fan, der die Herangehensweise von Michelin, möglichst langlebige Reifen zu verwenden, verdammt. Der Grund: Die Rennen würden zu langweilig werden. Weitere Schlagzeilen sollte Pirelli dennoch in nächster Zeit in Anbetracht der Ausschreibung für 2017 vermeiden. Das Glück der Italiener: So hohe Belastungen wie in Spa-Francorchamps treten für die Reifenkonstruktion auf keiner anderen Strecke auf.