Red Bull Racing zeigte beim Großen Preis von Belgien trotz des Leistungsdefizits des Renault-Motors eine starke Vorstellung, die Daniil Kvyat mit Platz vier unterstrich. Daniel Ricciardo schied hingegen in aussichtsreicher Position liegend mit einem Defekt des Energierückgewinnungssystems aus. Das Team plant nun, beide Piloten beim nächsten Rennen in Monza mit neuen Motoren auszustatten, was eine Strafversetzung in der Startaufstellung zur Folge hätte - die bereits zweite nach dem Österreich GP.

Der strategische Hintergedanke ist klar: Auf dem italienischen Highspeedkurs halten sich die Erfolgsaussichten ohnehin in Grenzen, dafür rechnet man sich beim nächsten Rennen in Singapur, wo die Aerodynamik der entscheidende Faktor ist, gute Chancen aus und will daher dort über möglichst frische Aggregate verfügen. Red Bulls bisher einzige Podiumsplatzierungen in dieser Saison stammen vom Hungaroring, einer Strecke, die Singapur recht ähnlich ist.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir beide Autos mit neuen Motoren ausstatten werden", sagte Teamchef Christian Horner nach dem Rennen in Spa. "Wir wollen nicht mit alten Motoren oder irgendwelchen Risiken nach Singapur reisen, weil das unsere nächste Chance ist, um zu glänzen", weiß der Brite um die Bedeutung des Nachtrennens für sein Team.

Renault unterfinanziert?

Ob Red Bull auch noch 2016 mit Renault-Motoren antreten wird, ist fraglich. Zwar bezeichnete Horner einen möglichen Wechsel zu Mercedes-Power-Units als "Spekulationen", dass er mit dem Status quo nicht zufrieden ist, wollte er aber nicht verheimlichen. "Es gibt einige sehr fähige Leute, aber es wirkt unterfinanziert", meinte er mit Blick auf den französischen Partner.

Renault-Probleme: Ricciardos Red Bull blieb in Spa stehen, Foto: Sutton
Renault-Probleme: Ricciardos Red Bull blieb in Spa stehen, Foto: Sutton

"Man kann den Einsatz und das Engagement von Mercedes und Ferrari sehen - eine enorme Menge von Ressourcen wird eingesetzt", warf Horner einen Blick in Richtung der Konkurrenz. Bei Renault ortete der Brite hingegen sowohl einen Mangel an Equipment, Personal als auch Finanzen.

Red Bull wartet auf Entscheidung von Renault

In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, wie Renaults Zukunft in der Formel 1 aussieht. Der französische Autobauer erwägt den Kauf eines bestehenden Teams - Lotus und Force India stehen hoch im Kurs -, was womöglich das Ende der Motorenpartnerschaft mit Red Bull zur Folge hätte. Der Ausrüstervertrag läuft zwar noch bis zum Ende der Saison 2016, einer vorzeitigen Auflösung wäre aber wohl zumindest das Team nicht abgeneigt.

"Wir haben einen Vertrag mit Renault. Renault wird demnächst bekanntgeben, was die Pläne für die Zukunft sind, und dann werden wir unsere Überlegungen anstellen", betonte Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com und hielt fest, dass Red Bull in diese Überlegungen der Franzosen nicht involviert sei.

Dass er mit der gegenwärtigen Situation nicht glücklich ist, wollte Marko gar nicht erst abstreiten. "Nachdem es sich um eine Motorenformel handelt, will man natürlich das beste Triebwerk haben, und das ist derzeit Mercedes", hielt der Österreicher fest. "Bei dem aktuellen Reglement macht der Motor den Unterschied aus."

Die nächste Ausbaustufe des Renault-Motors ist für den Großen Preis von Russland in Sochi im Oktober geplant.