In Enstone dürften Begeisterungsstürme ausgebrochen sein: Romain Grosjean fuhr in Spa-Francorchamps ein formidables Qualifying und stellte seinen Lotus E23 sensationell in 1:48.561 Minuten auf den vierten Startplatz - die beste Qualifying-Performance der Saison. Doch die Sektkorken werden auch ungeachtet der Situation abseits der Strecke auf den Flaschen bleiben, denn aufgrund seines Getriebewechsels geht es für den Franzosen auf den neunten Platz zurück. Pastor Maldonado rundete ein gelungenes Qualifying ab und fuhr die achtbeste Zeit in 1:48.754 Minuten. Durch die Strafe gegen Grosjean startet er am Sonntag von Platz sieben.

Spitzen-Qualifying von Grosjean mit bitterer Pille

Kind und Überlebensinstinkt wetteifern in Eau Rouge, Foto: Sutton
Kind und Überlebensinstinkt wetteifern in Eau Rouge, Foto: Sutton

"Das war ein großartiges Qualifying!", jubelte Grosjean, dessen ursprünglicher Plan von seiner eigenen Leistung gründlich durchkreuzt wurde: "Wir hatten eigentlich gedacht, dass wir in Q2 rausfliegen und dann jenseits von P16 starten würden. Dann hätten wir jede Menge Reifen übrig gehabt. Aber es lief richtig gut, in Q3 habe ich alles gegeben und das ist dabei rausgekommen." Es sei definitiv ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, fügte er mit einem Lächeln hinzu. Er betonte noch einmal, dass der Lotus E23 ein potenzielles Siegerfahrzeug wäre, würde man ihn konsequent entwickeln.

Woher kommt diese Leistungsexplosion nach der Sommerpause? "Es ist ein bisschen von allem", glaubt der 29-Jährige. "Es liegt teils am Motor, der über einen guten Qualifying-Modus verfügt. Force India ist ja auch sehr stark, aber wir konnten sie schlagen. Wir arbeiten so hart wie möglich als Team und versuchen uns Session für Session zu verbessern." Hinzu kamen einige Änderungen, die im dritten freien Training am Vormittag ausprobiert wurden. Zwar kam er dort nur auf Rang 16, sammelte aber wertvolle Daten mit viel Sprit. "Wir haben gestern Abend viel Brainstorming betrieben. Zwischen FP3 und dem Qualifying haben wir nichts mehr geändert, weil es gut war."

Vielleicht lag es auch an Romain Grosjean selbst: Im zweifachen Familienvater kam nämlich das Kind wieder hoch: "Jedes Mal, wenn man Eau Rouge mit 300 km/h durchfährt, hat man ein Grinsen im Gesicht. Es gibt da immer Aspekte: Den Überlebensinstinkt, der einen zum Lupfen zwingen will, und das Kind, das sagt: ‚Komm, die geht voll!‘ Das ist eine Herausforderung." Er selbst habe im freien Training mit vollen Tanks jedoch lieber erst einmal gelupft, gab er zu. Für das Rennen sieht er rosige Perspektiven: "Unsere Rennpace ist besser das diejenige im Qualifying. Mit einem guten Setup und schönen Überholmanövern sind ordentlich Punkte drin."

Auto ganz gelassen: Pastor Maldonado hat eine gute Ausgangsposition fürs Rennen, Foto: Sutton
Auto ganz gelassen: Pastor Maldonado hat eine gute Ausgangsposition fürs Rennen, Foto: Sutton

Maldonado angetan von Verbesserungen

Pastor Maldonado ließ das Auto diesmal ganz, konnte aber nicht ganz so glänzen wie Grosjean. Dennoch zeigte der Venezolaner eine solide Leistung und stellte den Boliden in die vierte Startreihe. Er zeigte sich begeistert von den Fortschritten: "Zu Beginn des Wochenendes hatten wir nicht die beste Pace. Das Team hat einen super Job gemacht, diese Probleme in den Griff zu bekommen und mir und Romain ein richtig starkes Auto hinzustellen. Das ist der Dank für die harte Arbeit von allen." Auch er sieht gute Perspektiven für sein Team im Rennen: "Ich denke, wir werden morgen konkurrenzfähig sein und mit der richtigen Strategie sollten wir ein richtig gutes Resultat holen können."

Alan Permane, der für den operativen Ablauf bei Lotus verantwortlich ist, ergänzte: "Die freien Trainings [am Freitag] waren aus unterschiedlichen Gründen immer wieder unterbrochen, weshalb wir nicht so viele Longrun-Daten holen konnten wie wir normalerweise täten. Deshalb haben wir im dritten freien Training einiges an Arbeit fürs Rennen erledigt und sind froh, dass wir unsere Probleme mit der Stabilität des Hecks lösen konnten und unseren Verschleiß verbessert haben. Wir erwarten, mit beiden Fahrzeugen gute Punkte zu holen."