Der Aufreger des Freitags, als am Auto von Nico Rosberg bei rund 300 Stundenkilometern der Reifen platzte, bleibt ohne Folgen. Pirelli bestätigte am Samstagvormittag, dass der Schaden nicht durch ein strukturelles Versagen verusacht wurde. Stattdessen geht der Reifenhersteller davon aus, dass möglicherweise ein Trümmerteil den Reifenplatzer am Mercedes verursacht hat.

Pirelli hat keine Bedenken zur Haltbarkeit der Reifen, Foto: Sutton
Pirelli hat keine Bedenken zur Haltbarkeit der Reifen, Foto: Sutton

"Wir haben eine gründliche Untersuchung durchgeführt, um herauzufinden, was mit Nicos Reifen passiert ist", bestätigte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Diese Untersuchung schließt ein Problem mit der Reifenstruktur aus. Auf Grundlage der verfügbaren Informationen und Daten gehen wir davon aus, dass der Schaden durch eine Außenwirkung verursacht wurde." Weitere Reifenschäden werden im Verlauf des Wochenendes demnach nicht mehr erwartet.

"Wir hatten in der Telemetrie keine Anzeichen für ein Problem. Der Luftdruck und die Temperaturen waren normal", erläuterte Hembery. Nur die Kamera, die glücklicherweise genau auf diesen Reifen ausgerichtet war, gab Anhaltspunkte zur Ursache des Reifenschadens. "Wir haben so etwas bisher weder in der Formel 1 noch bei unseren Tests gesehen", fügte der Brite hinzu.

Deshalb sei für Pirelli die Aufklärung auch so wichtig gewesen. "Wir haben alle Kerbs überprüft, um die Quelle zu finden", so Hembery. Er erinnerte an den Belgien GP vor zwei Jahren, wo ein Skidblock einen Reifenschaden verursachte und tatsächlich durch Zufall gefunden wurde, verglich die Suche nach einem solchen Trümmerteil jedoch mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Smart-Reifen oder Überwachung als Lösung

Gleichzeitig musste Pirellis Motorsportdirektor eingestehen, dass man bei der Konstruktion der Reifen zumindest sinnvoll nichts ändern könnte: "Wir könnten auch kugelsichere Reifen herstellen, aber die wären nicht gut und bringen keine Leistung." Was sich der Reifen-Verantwortliche vorstellen könnte, wäre eine Live-Überwachung der Reifen während der Fahrt.

"Das war der Vorteil der ganzen Kameras, denn ohne sie wären wir wohl nie zu einem Schluss gekommen. Die Teams könnten die Reifen so dauerhaft überwachen. Dadurch hätte das Problem bei Rosberg schon knapp vier Kilometer vorher festgestellt werden können."

Eine Alternative wäre auch die Einführung sogenannter Smart-Tires in den Sport, an denen Pirelli seit geraumer Zeit arbeitet. Diese Reifen stellen Probleme selbstständig fest und melden diese. Die genaue Ursache wäre aber auch mit einem solchen schlauen Pneu beinahe unmöglich zu finden. "Normalerweise schneiden Trümmer direkt durch die Lauffläche und führen zu einem Druckverlust", betont Hembery. "In diesem Fall wurde die Struktur jedoch nur beschädigt, was zu diesem Schaden führte."