25 Sekunden lang stehen die Fahrer in Spa zwischen der La Source und dem Ende der langen Kemmel-Geraden vor Les Combes auf dem Gas - wenn sie in Eau Rouge nicht lupfen. Weitere 20 Sekunden Vollgas verlangt der 7,004 Kilometer lange Kurs im dritten Sektor den Motoren ab. Insgesamt sind es 65 Prozent Vollgasanteil oder 73 Sekunden - der höchste Wert des Jahres. Renault nennt den Kurs in den belgischen Ardennen deshalb den härtesten im gesamten Rennkalender überhaupt, was die Belastung der Power Units betrifft.

"Spa repräsentiert den härtesten Test des Jahres für die Power Units. Die Vollgaszeit ist so groß wie in Monza, aber es sind die Kurven, die Höhenunterschiede und die Länge, welche die Schwierigkeit erhöhen", ergänzt Renaults Director of Operations, Remi Taffin. Besonders für Renault eine große Herausforderung also. Die Motoren der Franzosen spielen in der Formel 1 nur in der zweiten Liga hinter Mercedes und Ferrari - doch von hinten droht zunehmend Honda aus Liga drei aufzusteigen.

Renault stapelt tief und hofft auf Glück

Die Chancen für ihre Kundenteams Red Bull und Toro Rosso schätzt Renault daher verhalten ein - wenngleich es durchaus positive Aspekte gebe. "Wir sind realistisch, was die bevorstehende Herausforderung und die aktuelle Stärke der Konkurrenz betrifft. Aber das Doppelpodium in Ungarn und unser Sieg im vergangenen Jahr in Spa zeigen, dass alles möglich ist. Deshalb fahren wir mit dieser Einstellung dort hin: Auf den Job konzentrieren, das Beste geben, was wir können und unseren Vorteil aus den gegebenen Bedingungen ziehen", sagt Taffin.

In der Tat produziert der Grand Prix von Belgien generell außergewöhnliche Rennen. Die Safety-Car-Wahrscheinlichkeit ist mit 80 Prozent außerordentlich hoch, Crash-Potential hat nicht nur das vergangene Jahr bewiesen und dasselbe gilt für die typischen Wetterkapriolen.

2014 siegte Daniel Ricciardo in Spa, Foto: Sutton
2014 siegte Daniel Ricciardo in Spa, Foto: Sutton

Renault verspricht Verbesserungen

Vorbereitung fällt aufgrund dieser Zufallsfaktoren schwer. Für Renault kein Problem - die vier Wochen Pause füllten sich auch so von selbst mit Arbeit. "Im Gegensatz zu den Teams, die ihre Fabriken schließen musste, haben wir die gesamte Sommerpause hindurch gearbeitet und unser Entwicklungsprogramm vorangetrieben", sagt Taffin.

"Die Prüfstände sind ganz normal gelaufen und wir haben nennenswerte Performance-Arbeit für den Rest der Saison und auch Konzepte für nächstes Jahr erledigt. Die Resultate sind gut", verspricht Taffin. Ein gewisser Daniel Ricciardo könnte also, vielleicht nicht Sonntag, aber bald, wieder genauso breit grinsen wie bei seinem Vorjahressieg.