Die Formel 1 macht Sommerpause. Genau der richtige Zeitpunkt für Motorsport-Magazin.com, um Halbzeitbilanz zu ziehen. Auch wenn Halbzeit genau genommen nach 34,5 Runden beim Ungarn war. In diesem Jahr gab es bei Manor in der ersten Saisonhälfte kein Wunderrennen wie noch im vergangenen Jahr in Monaco, weshalb das Team zur Sommerpause noch ohne WM-Zähler auf dem zehnten Rang der Konstrukteure verweilt.

Merhi kam den Punkten mit einem zwölften Platz am nächsten, Foto: Sutton
Merhi kam den Punkten mit einem zwölften Platz am nächsten, Foto: Sutton

Das Auto:
Der aktuelle Bolide, der MR03, ist eigentlich nur ein Interimsbolide, der dem aktuellen Regelwerk entspricht. Ursprünglich war für die zweite Saisonhälfte ein neues Auto geplant, doch diese Planungen werden wahrscheinlich nicht einzuhalten sein. Ob eine tatsächliche 2015er Spezifikation kommt, bleibt abzuwarten.

Umso überraschender ist, dass die Pace des MR03 gar nicht mal so schlecht ist. Problemlos nahmen die beiden Manor-Piloten die 107-Prozent-Hürden und qualifizierten sich für jedes Rennen, bei dem sie auch teilnahmen. Denn nach dem Kraftakt, nach der überstandenen Insolvenz wieder anzutreten, schaffte es das Team nicht, die Fahrzeuge rechtzeitig zum Start in Melbourne fertig zu stellen. Die Boliden waren zwar anwesend, aber nicht fahrbereit.

20142015
Punkte zur Pause (2014 ein Rennen mehr) 2 0
Punkte/Rennen zur Pause 0,2 0
WM-Position zur Pause 9 10
WM-Position am Ende 9
Siege zur Halbzeit 0/11 0/10
Podien zur Halbzeit 0/22 0/20

Die Fahrer:
Will Stevens durfte bereits beim Saisonfinale 2014 zeigen. Damals trat der Brite für Caterham an, die es trotz der angemeldeten Insolvenz zum Rennen schafften. Der Brite wechselte nach dem Aus des Teams zu Manor und ist dort Stammpilot. Zu Beginn der Saison war er besonders in der Qualifikation überlegen, doch er konnte sich nicht so sehr verbessern wie sein Teamkollege.

Roberto Merhi sitzt seit Beginn der Saison auf einem wackeligen Stuhl. Bei jedem Rennen muss er damit rechnen, dass er durch einen Konkurrenten ersetzt wird, dessen Sponsoren mehr für das Cockpit bezahlen. Trotzdem gab der Spanier sein Bestes und arbeitete neben der Teilnahme an der Formel Renault 3,5 hart an seiner Leistung in der Königsklasse, was dazu führte, dass er in den letzten Rennen immer die Nase vorne hatte.

Will Stevens Roberto Merhi
Punkte 0 0
WM-Position 20 19
Quali-Duell 5 4
Durchschnittliche Startposition 19,1 (o. Strafen)
18,4 (m. Strafen)
19,3 (o. Strafen)
18,7 (m. Strafen)

Das Team:
Das Team von John Booth hat keinen leichten Stand. Nach der Insolvenz im vergangenen Jahr wurde das Hinterbänklerteam durch einen Investor doch noch gerettet. Da die Rettung jedoch erst spät erfolgte, war es ein wahrer Kraftakt noch rechtzeitig wieder ein funktionierendes Team zusammenzustellen. Das ist jedoch geglückt und mit Stevens und Merhi hat das Team sich keine schlechte Fahrerpaarung ausgesucht.

Ausblick 2. Hälfte:
Wenn kein neues Auto kommt, sieht es in Sachen Punkte sehr schlecht aus. Sofern es kein Chaos-Rennen wie in Silverstone gibt, wo noch mehr Fahrer ausfallen, wird Manor dieses Jahr wieder ohne Punkte abschließen. Den Fahrern bleibt daher nur zu hoffen und so viele Runden wie möglich zu fahren, um zumindest die Entwicklung des aktuellen Autos voranzutreiben.

Meinungen zur ersten Manor-Hälfte

Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner meint:
Manor ist viel besser, als ich dachte. Vor allem, wenn man bedenkt, wann sie mit dem Projekt begonnen haben. Da muss ich ganz ehrlich sagen: Respekt. Minardi war weiter hinten.

Motorsport-Magazin.com meint:
Dass Manor überhaupt noch fährt, ist ein kleines Wunder. Noch überraschender ist, dass sie trotz Interims-Boliden keinerlei Probleme haben, sich für die Rennen zu qualifizieren. Dabei fährt das Team sogar noch den alten Ferrari-Motor. Das neue Aggregat der Scuderia würde dem Team sogar noch einiges mehr an Leistung bringen. Es stellt sich die Frage, ob Manor mit echtem 2015-er Boliden und aktuellem Ferrari-Motor nicht sogar im hinteren Mittelfeld kämpfen könnte.