Lotus kann mit der ersten Saisonhälfte nicht zufrieden sein, denn aus den Möglichkeiten des Teams wurde zu wenig gemacht. Die Punkteausbeute liegt unter den Erwartungen, vor allem bei Pastor Maldonado. Aktuell ist man in der Konstrukteurswertung das schwächste Team mit Mercedes-Motor. Doch an den nächsten beiden Rennwochenenden in Spa und Monza wollen sich die Fahrer auf der legendären Strecke beweisen.

Die Leistung der Mercedes Power Unit und der geringe Luftwiderstand des E23 seien Grund zum Optimismus vor dem Belgien-GP, sagte Nick Chester, Technischer Direktor des Teams, im Interview. Er sieht Spa als Motorenstrecke, auf der entsprechend auch Lotus seine Vorteile ausspielen könne. Maldonado ist sich ebenfalls sicher, dass die Strecke dem Auto liegt und reist eigenen Angaben zufolge entsprechend optimistisch nach Spa. "Das wird hoffentlich so eine Art Neustart für die Saison", so der 29-Jährige.

Beliebt ist die Strecke beim Team auf jeden Fall. Fahrer und Verantwortliche überboten sich gegenseitig in ihren Liebesbeteuerungen für den mit etwas über sieben Kilometern längsten Kurs im Rennkalender der Formel 1. Erfolge aus der Vergangenheit können für diese Zuneigung aber eher nicht verantwortlich sein, weder bei Lotus noch bei den beiden Fahrern.

Für Chester kommt es in Belgien besonders auf das Setup an: "Es ist ein echter Balance-Akt zwischen dem Herausnehmen von Abtrieb, um sicherzustellen, dass wir schnell auf den Geraden sind, und Managen des Autos in den Kurven, wo sich das Fahrzeug schnell zu leicht anfühlen kann, weil es an Abtrieb fehlt." Dies dürfte im Kampf gegen jene Rennställe entscheidend sein, die ebenfalls mit Mercedes-Motor unterwegs sind.

Eine weitere Unbekannte in der Rechnung ist das Wetter, das in Spa oft schwierig einzuschätzen war. Romain Grosjean: "Es ist fast ein Klischee, von der Möglichkeit zu sprechen, dass es in einem Teil der Strecke regnet, während es in einem anderen trocken ist, aber das kann passieren. Wenn das während des Qualifyings passiert, ist es eine enorme Herausforderung, das richtige Timing für seine Runde zu finden."

Lotus: Spa Bilanz

Lotus in Spa: Lotus respektive das Vorgängerteam Renault wartet noch auf einen Sieg in Spa. Das bis dato beste Ergebnis erreichte Fernando Alonso 2005 als Zweiter, während Robert Kubica (2010) und Kimi Räikkönen (2012) jeweils auf Platz drei fuhren.

Romain Grosjean in Spa: Romain Grosjean erlebte 2012 die dunkelste Stunde seiner Formel-1-Karriere. Der Franzose wurde von den Stewards als Auslöser für die verheerende Startkollision, in die nahezu das halbe Feld verwickelt war, ausgemacht und in weiterer Folge für das nächste Rennen in Monza gesperrt. Im Jahr darauf rehabilitierte sich Grosjean mit Platz acht, seiner bis dato einzigen Zielankunft, ein wenig.

Pastor Maldonado in Spa: Der Venezolaner holte bei seiner Spa-Premiere im Jahr 2010 als Zehnter einen Punkt, seither waren ihm jedoch keine Erfolgserlebnisse mehr vergönnt. Neben zwei Ausfällen steht für Maldonado ein 17. Rang zu Buche.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Lotus hat in Belgien eine Chance zur Bewährung. Pastor Maldonado steht nach seinem Strafen-Festival beim Ungarn-GP und einer eher schwachen ersten Saisonhälfte ohnehin unter besonderer Beobachtung. Aber auch das ganze Team kann und muss mit dem Mercedes-Motor in Spa vorzeigbare Ergebnisse erzielen. Die Chancen stehen gut. Sollte der Neustart in die Saison allerdings scheitern, ist mit einer signifikanten Verbesserung 2015 nicht mehr zu rechnen. (Matthias Schwerdtfeger)