"Die Formel 1 ist ganz anders als sie es noch vor zehn oder vielleicht fünf Jahren war." Diese Meinung vertritt Claire Williams, die stellvertretende Teamchefin von Williams. Hierbei steht aber nicht, wie so oft der sportliche Aspekt der Königsklasse im Fokus, sondern das gestiegene Ansehen von Frauen im Motorsport. "Motorsport ist keine reine Männerwelt", so Williams gegenüber dem Tagesspiegel.

Es gebe sehr viele einflussreiche Frauen im Motorsport, zieht die Tochter von Sir Frank Williams wohl auch sich selbst als Beispiel für Frauen in der Formel 1 heran. Probleme mit ihren männlichen Kollegen hatte Williams noch nie. "Ich musste mich nie mit irgendeiner Art Genderdiskriminierung auseinandersetzen. Ich glaube, dass ich meinen Job genauso gut machen kann wie ein Mann. Ich fühle mich nicht unterlegen, weil ich eine Frau bin", meint Williams

Neben Claire Williams gehört auch Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn zu eben jenen Frauen, die sich in der männlich geprägten F1-Welt durchgesetzt haben. Beim eigenen Team sei die Frauenquote gestiegen, so Williams. "Wir haben Mechanikerinnen, Ingenieurinnen und Aerodynamikerinnen. Acht Prozent von unseren Ingenieuren sind Frauen", berichtet die 39-Jährige. "Das klingt wenig, aber vor vier Jahren lag der Anteil der Frauen hier bei null. Wir sind noch nicht am Ziel, es gibt noch viel zu tun, aber es wird besser. Es braucht einfach Zeit."

Susie Wolff ist seit 2015 offizielle Testfahrerin bei Williams, Foto: Sutton
Susie Wolff ist seit 2015 offizielle Testfahrerin bei Williams, Foto: Sutton

Keine Sponsoren für Wolff

Trotz der steigenden Anzahl an Frauen, die bei den Teams angestellt sind oder gar im Cockpit sitzen, sind Sponsoren, die speziell das weibliche Klientel ansprechen, rar gesät. So holte Williams im Jahr 2012 die jetzige Testfahrerin Susie Wolff zum Team aus Grove. Ziel war es der heute 32-Jährige ein Renn-Cockpit zu verschaffen - Williams scheiterte und suchte vergeblich nach Sponsoren, die Wolff auf ihrem Weg unterstützen sollten.

"Viele unserer Partner finden es generell gut, dass wir Frauen in den exponierten Positionen haben und nutzen mich und Susie auch, um sich zu profilieren", so Williams. "Aber es gibt derzeit in der Tat keine reine Frauenmarke in der Formel 1. Am dichtesten dran ist noch unser Sponsor Unilever, eine Unisexmarke. Warum die Frauenmarken Rennfahrerinnen nicht unterstützen wollen, weiß ich auch nicht. Ich finde es aber interessant", klagt die Engländerin. Es könne nicht daran liegen, dass die Formel 1 eine Männerwelt sei, zumal 38 Prozent der Fernsehzuschauer weiblichen Geschlechts seien.

An Susie Wolff liegt es nach Meinung Williams' jedenfalls nicht. "Sie hat im Simulator mitgeholfen, das Auto zu entwickeln, dass unsere Fahrer bei jedem Grand Prix fahren. Und wenn sie nicht gut dabei wäre, glauben Sie wirklich, dass wir sie behalten würden? Wir sind ein Weltmeisterteam mit riesigen Ambitionen. Ich setze doch nicht unsere Zukunft aufs Spiel, indem ich eine Fahrerin einsetze, die nicht weiß, was sie tut", verteidigt Williams Wolff und fügt an: "Für mich ist Susie wertvoller Teil unseres Teams mit einer speziellen Funktion, und sie füllt diese Funktion sehr effektiv. Ansonsten wäre sie nicht hier."

Grid Girls gehören nach Meinung von Claire Williams zur Formel 1 dazu, Foto: Mirja Geh/Red Bull Content Pool
Grid Girls gehören nach Meinung von Claire Williams zur Formel 1 dazu, Foto: Mirja Geh/Red Bull Content Pool

Niemand hat die Gridgirls gezwungen

Angesprochen auf die Grid-Girl-Debatte, die seit dem Monaco GP geführt wird, hat die Tochter von Frank Williams allerdings eine klare Meinung. "Gridgirls haben einfach eine lange Tradition im Motorsport. Ich weiß nicht, ob es nötig ist, sie zu verbannen. Warum sollte das ein überholtes Frauenbild sein? Diese Frauen werden nicht gezwungen, das zu tun, oder?"

Das Frauen wegen ihres guten Aussehens kein Strick gedreht werden darf ist für die 39-Jährige selbstverständlich. "Wenn Frauen ihr Aussehen zu ihrem finanziellen Vorteil nutzen können, wer hat das Recht, ihnen das zu verbieten. Niemand würde mich bezahlen, um ein Gridgirl zu sein. Aber wenn es das ist, was sie wollen, dann sollten sie das auch tun dürfen. Es ist eine demokratische Welt", spricht sie Williams für die Gridgirls aus.