"Endlich reden wir über das Auto. Nicht die ganze Zeit, aber manchmal. Jetzt wird es interessant", frohlockt Günther Steiner, Direktor des Haas F1 Teams. 2016 will der US-Rennstall in die Formel 1 einsteigen. Das steht seit April vergangenen Jahres fest. Seitdem arbeitet das Team 100 Prozent an dem Projekt, endlich ein amerikanisches Team in die Formel 1 zu bringen. Und vor allem: es erfolgreich zu machen.

Bisher ging es allerdings nur darum, die Grundlagen dafür zu setzen. Eine Infrastruktur aufzubauen, Personal einzustellen, ein Konzept zu entwickeln und Partner zu suchen. Das meiste davon ist nun größtenteils erledigt, jetzt klettert man auf eine neue Ebene, es geht daran, sich dem Auto zu widmen. "Deshalb machen wir es ja. Wir wollen ein Auto bauen. Bisher ging es nur um das Konzept, nicht um die Teile am Auto und da sind wir jetzt angekommen. Ich würde sagen, dass wir im Plan liegen. Ein paar Dinge sind noch etwas hinterher, aber ein bisschen weiter, aber insgesamt sind wir im Plan. Alles läuft stabil", sagt Steiner bei gpupdate.net.

Erfahrung in aktuellen F1-Boliden? Haben Vergne und Gutierrez reichlich, Foto: Sutton
Erfahrung in aktuellen F1-Boliden? Haben Vergne und Gutierrez reichlich, Foto: Sutton

Das muss ein Wunschfaher mitbringen

Vor allem auf Mitarbeiterseite werde sich in den kommenden Monaten allerdings noch einiges bewegen, was auch an langen Kündigungsfristen für Haas interessanten Personals liege. Insbesondere zu nennen sind in diesem Zusammenhang die Fahrer. Erst kürzlich Gene Haas erklärt, es gebe bereits eine Kandidatenliste, darauf zehn Namen. Wenig überraschend nannte der Teambesitzer Jean-Éric Vergne und Esteban Gutiérrez als potentielle Piloten. Immerhin kooperiert Haas eng mit Ferrari.

Entschieden sei aber nichts, versichert auch Steiner, nennt allerdings einen groben Termin: "Es braucht etwas Zeit. Aber hoffentlich können wir am Ende des Sommers etwas verkünden." Favoriten für die beiden Cockpits gebe es derzeit allerdings nicht - auch nicht die beiden Ferrari-Reservisten. Die würden allerdings genau das von Steiner gewünschte Profil erfüllen. "Jemand, der noch in seinen Zwanzigern ist, aber erfahren ist und diese Autos gefahren hat, wäre ideal für uns. Alles ist neu - das Team, das Auto, also brauchen wir ein paar erfahrene Leute", sagt Steiner.

Kleinteilige Aufgabenverteilung

Derselbe Grund bewegte das Team dazu, Hilfe von allen Seiten, die sich anboten, anzunehmen. Dallara hilft beim Chassis, Ferrari stellt Windtunnel und liefert das Knowhow bei Getriebe, Motor und Co - oder die Komponenten gleich komplett. Das Resulat ist eine - auch geografisch - ungewöhnliche Verteilung der Aufgaben im Team: Verwaltungssitz und CFD in der "Homebase" in Kannapolis, wo schon das NASCAR-Team residiert, F1-Team selbst und Logistik am ehemaligen Marussia-Sitz in Banbury, Großbritannien und schließlich eben Design und Entwicklung in Italien.

Die Kommunikation und Zusammenarbeit funktionere aber gut, versichert Steiner. Auch, wenn die Zertreuung für ihn viel Reiserei bedeute. Noch dazu müsse das kein Nachteil sein. "Wäre es einfach nur an einem großen Ort zu sein? Absolut. Aber könnten wir dort tun, was wir tun wollen, nämlich mit unseren technischen Partner zu arbeiten?", fragt Steiner. Bei Toyota habe das Riesenwerk in Köln zum Beispiel nicht funktioniert. "Wir müssen es zum Arbeiten bringen", sagt Steiner.

Steiner holt gerne Rat bei Ferrari ein, Foto: Sutton
Steiner holt gerne Rat bei Ferrari ein, Foto: Sutton

Racing statt Entwicklung

Der wichtigste technologische Parter auf diesem Weg ist ganz Ferrari. Das machte schon Gene Haas selbst kürzlich deutlich, indem er erklärte Ferrari habe im Gegensatz zu allen anderen Teams, das per Reglement maximal mögliche Paket angeboten. Alle zwei Wochen testet Haas im Windkanal der Scuderia und erhält auch sonst Hilfe durch Rat und Tat. Steiner erklärt mit einem einfachen Beispiel, warum das so wichtig ist. "Wenn wir ein Lenkrad bauen - würde es besser sein, als das von Ferrari oder Mercedes? Nein. Aber würde es zwei Leute drei Jahre beschäftigen es zuverlässig und genauso gut zu machen? Ja. Und wie viel kostet das? Würde es einen Performance-Unterschied bringen? Niemals. Wir wollen uns darauf konzentrieren Rennen zu fahren", rechtfertigt Steiner das viel kritisierte Kooperationsmodell.

Vor allem Manor muss sich deshalb fürchten, bald zwei weitere Autos zwischen sich und der seltenen Chance auf Punkte zu sehen. Letztere sind sogar das Ziel von Haas F1. So enden wie die vergangen Einsteigerteams in der Königsklasse will das Team nicht. Auch deshalb griff Haas dankbar zu, wenn es hieß 'Wir helfen euch'. In Amerika gehört schließlich das Denken in größeren Dimensionen zum guten Ton. "Es ist schwierig vorherzusagen, weil wir nicht wissen wir gut die Gegner sind, da versuchst du ein bewegliches Ziel zu treffen. Aber wir wollen uns natürlich respektabel schlagen und wir wollen ein paar Punkte", sagt Steiner.