Erst im zehnten Saisonrennen schaffte es Red Bull Racing am vergangenen Wochenende zum ersten Mal im laufenden Jahr auf das Podium. Dafür gleich doppelt: Vor allem weil das Streckenlayout des Hungarorings dem RB11 besonders gut entgegen kam, fuhren Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat beim Ungarn Grand Prix in die Top-3. "Man hat gesehen: Wenn das Streckenlayout einer Rennstrecke mehr ähnelt als einer Beschleunigungsstrecke, dann sind wir wieder dabei", resümierte Helmut Marko.

Vor den kommenden Aufgaben nach der Sommerpause graut es dem Red-Bull-Motorsportberater allerdings: "In Spa und Monza werden wir wieder traurig ausschauen", sagte Marko in Ungarn. Eine Befürchtung, die Christian Horner teilt. "Wir müssen jetzt erstmal den Moment auskosten und dann über Spa, und besonders Monza, nach der Pause nachdenken. Die werden viel herausfordernder als Ungarn, also ist vielleicht Singapur unsere nächste Möglichkeit, um zu glänzen", zitiert Autosport den Teamchef von Red Bull.

Der Grund: Gerade die Hochgeschwindigkeitsstrecken von Monza und Spa erfordern rohe Motorpoweren und sollten den Red Bull mit ihren Ferrari und Mercedes unterlegenen Renault-Aggregaten entsprechend schlecht liegen. Dennoch will zumindest Horner nicht schon vorher aufgeben. Er setzt auf die Karte Wetter. "Wir werden weiterpushen, das Auto entwickeln und - das weißt du nie - es könnte in Spa ja auch nass sein. Dann musst du in einer Position sein profitieren zu können, sollte es bei anderen nicht ganz nach Plan laufen", sagt Horner.

Christian Horner lobt die Fortschritte an der Frontpartie, Foto: Sutton
Christian Horner lobt die Fortschritte an der Frontpartie, Foto: Sutton

Chassis und Mechanik verbessert

Aktuell laufe in Sachen Entwicklungsarbeit ohnehin einiges ziemlich gut in seinem Team, nachdem die Reglement-Änderungen für die laufende Saison Red Bull zunächst klar beeinträchtigt hätten. "Jetzt haben wir uns davon erholt. Die Aero-Jungs haben ein paar Verbesserungen an der Front des Autos gefunden, auch mechanisch gibt es ein paar Verbesserungen. Die vergangenen zwei, drei Rennen waren ziemlich positiv, was das Chassis angeht", lobt Honer.

Kritischster Punkt bleibt damit weiter der Motor. Erst im Training in Ungarn erwischte es in Daniel Ricciardos Auto einen weiteren Motor. Jetzt muss der Australier in den Training mit einem Rennmotor ran. Noch dazu soll Renault ein richtiges Upgrade für seine schwächelnde Power Unit Horner zufolge erst in Sochi bringen.

Mit dem schwachen Renault-Motor ist der Red Bull auf der Geraden ein leichtes Opfer, Foto: Sutton
Mit dem schwachen Renault-Motor ist der Red Bull auf der Geraden ein leichtes Opfer, Foto: Sutton

Das Problem ist und bleibt der Motor

Die Franzosen selbst sehen derweil die Fortschritte und feiern sich selbst - da kam das Ungarn-Doppelpodium gerade recht. "Unsere 'Gib niemals auf Mentalität' hat sich ausgezahlt. Nicht nur unsere Zuverlässigkeit wurde besser und hat uns durch das Rennen gebracht, auch die Performance wurde besser, so dass wir vorne an der Spitze kämpfen konnten", sagte Motorenchef Remi Taffin in Ungarn.

Dennoch: Für Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner ist und bleibt Renault die Enttäuschung der Saison. "Als sie bei den Wintertestfahrten damit begonnen haben, Motoren in die Luft zu jagen, hab ich mir gedacht: Das kann doch alles nicht wahr sein. Sie sind eine Enttäuschung, das kann man schon so sagen. Nüchtern betrachtet ist das eine ingenieurmäßige Bankrotterklärung. Es kann nicht sein, dass sie es nicht einmal halbwegs hinbekommen, dass Red Bull vorne mitfahren kann", sagt Danner.