Carmen Jorda hat sich mit etwas Abstand zu den vergangenen Sticheleien der Damen-Beauftragten der FIA, Michèle Mouton, geäußert. Statt gegen die Vorwürfe der Marketing-Fahrerin zurückzuschießen, reagierte die Lotus-Entwicklungsfahrerin äußerst gelassen und schlug ein direktes Treffen mit Mouton an einem Rennwochenende vor. Diesen Plan hatte Jorda schon vor zwei Jahren gehabt, doch letztendlich war es nie zu einem persönlichen Plausch unter Frauen von Angesicht zu Angesicht gekommen.

"Ich habe versucht sie zu kontaktieren, aber wir haben es nie geschafft, uns zu treffen", sagte Jorda gegenüber Motorsport.com. "Es war schwierig, mit ihr Kontakt aufzunehmen, aber ich sagte: 'Komme doch mal zu einem Rennen.' Das ist aber nie geschehen. Ich versuche es noch einmal und lade sie ein. Ich möchte ihr zeigen, was ich da mache und was ein F1-Auto ein."

Carmen Jorda begleitet Lotus zu allen Rennen, Foto: Sutton
Carmen Jorda begleitet Lotus zu allen Rennen, Foto: Sutton

Jorda überrascht von Mouton

Von Moutons Verbal-Offensive zeigte sich die ambitionierte Spanierin dann doch ein wenig verstimmt. Sie zweifelte an, ob die frühere Rallye-Pilotin Mouton sich auch in der Welt der Formel 1 auskennt. "Es hat mich wirklich überrascht, denn wenn man jemanden nicht kennt - sie mich nicht und ich sie nicht - dann sollte man nicht so darüber sprechen", sagte Jorda. "Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, ihr mein Programm vorzustellen." Bislang war Jorda ausschließlich im Simulator unterwegs. Die 27-Jährige hofft allerdings auf einen realen Einsatz bei einem der ausstehenden Filmtage.

Jorda weiter über Mouton: "Sie hatte gute Ergebnisse im Rallye-Sport und gab uns einen Grund, an den Motorsport zu glauben. Ich denke aber nicht, dass Rallye das gleiche ist wie die F1. Deshalb war ich so überrascht. Vielleicht ist sie früher mal ein Formel-1-Auto gefahren. Ich habe aber nie gesehen, dass sie etwas Vergleichbares zur F1 gefahren ist. Ich habe nichts gegen Rallye, aber ich weiß nichts darüber. Und vielleicht weiß sie nichts über die Formel 1."

Carmen Jorda bei der Amber Lounge Fashion Show, Foto: Sutton
Carmen Jorda bei der Amber Lounge Fashion Show, Foto: Sutton

Mehr Marketing als Sport

Ausgelöst worden war die Diskussion nach einer Aussage von Mouton vor rund zwei Wochen. "Wenn ich Vorschläge machen sollte, welche Frauen das Zeug dazu haben, um es in die Formel 1 zu schaffen, dann würde ich Simona de Silvestro, Danica Patrick, Susie Wolff nennen oder auch Beitske Visser, die in der Formel Renault 3.5 eine gute Vorstellung zeigt", hatte die Französin gesagt. "Andere, weniger erfolgreiche, haben es trotzdem im Motorsport nach oben geschafft, aber das hat mehr mit Marketing zu tun."

Carmen Jorda hofft auf einen Lotus-Testeinsatz, Foto: Sutton
Carmen Jorda hofft auf einen Lotus-Testeinsatz, Foto: Sutton

Mouton: Klassensieg in Le Mans

In der Tat saß Mouton noch nie in einem Formel-1-Auto. Ihr motorsportliches Talent stellte die heute 64-Jährige jedoch in der Welt des Rallye-Sports unter Beweis. Zwischen 1974 und 1986 fuhr sie in der Rallye-Weltmeisterschaft und brachte es auf vier Laufsiege. 1982 gewann sie hinter Walter Röhrl sogar die Vize-Weltmeisterschaft im legendären Audi Quattro.

Weniger bekannt ist Moutons Ausflug in die Sportwagen-Welt. 1975 startete sie bei den legendären 24 Stunden von Le Mans. Gemeinsam mit ihren Landsfrauen Marianne Hoepfner und Christine Dacremmont bildete sie ein rein-weibliches Trio. Die drei Damen starteten in der 2-Liter-Klasse mit dem Prototypen Moynet LM75, der knapp 200 PS leistete. Im Gesamtklassement belegten sie den 21. Rang und sicherten sich völlig überraschend den Klassensieg.

Bei den Fans kommt Carmen Jorda gut an, Foto: Sutton
Bei den Fans kommt Carmen Jorda gut an, Foto: Sutton

Carmen Jordas Karriere im Motorsport

  • 2006-2008: Spanische Formel 3 (51 Rennen - P9 als bestes Ergebnis)
  • 2009: Le Mans Series LMP2 / Euro F3 Open
  • 2010: Indy Lights (5 Rennen)
  • 2011: Lamborghini Super Trofeo
  • 2012-2014: GP3 (44 Rennen - P13 als bestes Ergebnis)