Ganz bitterer Sonntag für Kimi Räikkönen in Ungarn. Nach groben Problemen im Training am Freitag (Frontflügel-Abriss) und Samstag (Motorleck), startet der Iceman phänomenal in das Rennen. Nach zwei Kurven hat er sich vom fünften Startplatz hinter Teamkollege Sebastian Vettel auf Rang zwei katapultiert. Die Mercedes sehen blass aus.

"Das waren die besten Starts des ganzen Jahres. Ich war etwas unsicher, was Seb machen würde, wenn ich nah an ihn heran gefahren wäre. Deshalb habe ich es gegen Nico außen herum probiert und bin da geblieben. In der zweiten Kurve hat er zu spät gebremst und so waren wir (die Ferrari) dann hintereinander", schildert Räikkönen den furios-fantastischen Ferrari-Auftakt.

Genauso geht es zunächst weiter. Das Problem Hamilton erledigt sich selbst, Rosberg fahren Vettel und Räikkönen auf und davon. "Es war ganz komfortabel dann. Wir waren gut unterwegs, waren vor ihnen, hatten eine gute Speed und waren schneller als sie. Wir sind ihnen ganz gut weggefahren, nicht ganz leicht, aber wir waren schneller", schwärmt der Iceman von der Pace seines SF15-T.

In Kurve zwei überholt Räikkönen den Mercedes von Rosberg, Foto: Sutton
In Kurve zwei überholt Räikkönen den Mercedes von Rosberg, Foto: Sutton

MGU-K-Ausfall & Safety Car zerstören das Rennen

Doch gerade als er sich einen Puffer im zweistelligen Sekundenbereich herausgefahren hat, kündigt sich Unheil an. "Ich konnte hören, wie sich der Sound auf einmal verändert hat. Es würde schlimmer und schlimmer. Erst dann habe ich einen Power verloren, aber den Soundunterschied hatte ich schon vorher gehört", erinnert sich Räikkönen. Das Problem: Ein Komplettausfall der MGU-K. Ab sofort muss Räikkönen also auf einen ganzen Batzen Leistung verzichten. Ausgerechnet, als endlich einmal alles reibungslos läuft. Ausgerechnet auf der Strecke, an der traditionell besonders viele Fans Räikkönen anfeuern.

Andererseits hilft der Faktor Hungaroring in diesem Fall. Dort zählt Power ohnehin kaum, weshalb sich selbst Alonso mit dem McLaren zwar auf der Geraden zurückrundet, aber die Rundenzeiten Räikkönens zumindest nicht dramatisch einbrechen. "Auf der ganzen Runde waren wir überraschenderweise gar nicht mal so schlecht", bestätigt Räikkönen.

Zum Verhängnis wird dem Finnen erst das Safety Car. Als das auf die Strecke kommt, löst sich der ganze Vorsprung auf einen Schlag in Luft auf. Bei Re-Start ist Räikkönen dann ein leichtes Opfer - selbst für die leistungsschwachen Red Bull. "Das war ganz schlecht mit dem Safety Car, denn auf der Geraden haben wir dann Positionen verloren", berichtet Räikkönen. Auch ein versuchter Reset des Systems an der Box hilft nicht weiter - Räikkönen muss seinen Ferrari nach 55 Runden abstellen.

Nach dem Re-Start ist Räikkönen auf der Gerade ein leichtes Opfer, Foto: Sutton
Nach dem Re-Start ist Räikkönen auf der Gerade ein leichtes Opfer, Foto: Sutton

"Klar, das ist enttäuschend. Wieder ein schlechtes Rennen mehr. Ein Doppelsieg wäre natürlich viel besser für das Team gewesen. Wir hatten heute die Speed und hätten ein besseres Resultat verdient gehabt - mehr als nur einen Sieg. Ohne mein Problem hätten wir sehr leicht einen Doppelsieg holen können, aber im Moment laufen die Dinge immer so schlecht es eben geht", ärgert sich Räikkönen, bleibt aber ruhig. Einen Vorwurf gegen das Team? Nein. Sogar zu Scherzen ist er aufgelegt. Ob er sauer sei? "Das Bier hat mir geholfen", sagt er. "Er könnte das Team für das, was passiert ist, kritisieren, aber das hat er nicht. Er ist ein Teamplayer", sagt Ferrari-Testfahrer Marc Gene.

Von den anderen Seiten seines Teams und auch von der Konkurrenz ernet der Iceman viel Mitleid, aber auch Anerkennung für sein Rennen. "Sehr traurig für Kimi", sagt Technikchef James Allison. "Kimi ist ein super Rennen gefahren, aber leider aufgrund vieler Gründe nicht bis zum Schluss. Ich bin wirklich enttäuscht. Aber das ist eben die Formel 1, solche Dinge passieren, so läuft das Spiel hier. Wir müssen es nun akzeptieren, und noch einmal Gratulation an Kimi, für das, was er heute geleistet hat", lobt Teamchef Maurizio Arrivabene.

Alle Mühe hilft nicht - Räikkönen muss aufgeben, Foto: Sutton
Alle Mühe hilft nicht - Räikkönen muss aufgeben, Foto: Sutton

Lauda leidet mit

Dessen Pendant bei Mercedes scheint derweil erleichtert, dass die Technik zumindest einen Ferrari beseitigt hat. "Wir müssen uns jetzt Gedanken machen. Der Ferrari war das schnellste Auto hier. Da sieht man, wie schnell das gehen kann. Ohne Probleme bei Kimi wären die 1 und 2 gewesen", sagt Toto Wolff. Niki Lauda bestätigt: "Kimi tut mir heute Leid, ohne Problem wäre er Zweiter gewesen."

Schließlich meldet sich sogar Sergio Marchionne zu Wort. "Leider konnten wir heute keinen Doppelsieg feiern, der in Reichweite war, weil wir an Problem an Kimis Auto hatten. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass wir niemals unseren Fokus verlieren dürfen. Wir müssen weiterarbeiten, um die Lücke zu verkleinern und dürfen niemals den Faktor Zuverlässigkeit ignorieren", sagt der Ferrari-Präsident.

Genauso sieht es Räikkönen. "Es ist ja weit weg von dem Desaster von vergangenem Jahr mit all den Problemen und Fehlern. Aber wir müssen sicherstellen, dass wir keine solchen Probleme mehr haben. Wir hatten das ja schon am Samstag hier. Das ist der Schlüssel für uns. Wir pushen weiter und ich bin sicher, dass wir großartige Resultate und Rennen haben können", hofft der Finne.