Im Lager von Red Bull Racing war man sich einig: Wenn es in dieser Saison ein Erfolgserlebnis zu feiern gibt, dann am ehesten auf dem Hungaroring, wo die Aerodynamik und nicht der Motor der entscheidende Faktor ist. Und genau so sollte es auch kommen: Daniil Kvyat beendete den turbulenten Ungarn GP auf dem zweiten Platz, während sein Teamkollege Daniel Ricciardo als Dritter ebenfalls den Sprung auf das Podium schaffte.

"Man hat gesehen, wenn das Streckenlayout einer Rennstrecke mehr ähnelt als einer Beschleunigungsstrecke, dann sind wir wieder dabei", resümierte Motorsportberater Dr. Helmut Marko zufrieden. Dabei sah es zu Beginn des Rennens gar nicht danach aus als könnte Red Bull die Vorteile des RB11 auf der kurvigen Strecke ausspielen, denn Ricciardo kam ausgesprochen schlecht vom Start weg. Erst das Safety Car nach dem Crash von Nico Hülkenberg im letzten Renndrittel führte dazu, dass sich der Australier plötzlich in der Spitzengruppe wiederfand.

Zwei Pokale für Red Bull, Foto: Sutton
Zwei Pokale für Red Bull, Foto: Sutton

Ricciardo an Kollisionen schuldlos

Insgeheim hatte man sich bei Red Bull sogar Hoffnungen auf den ganz großen Wurf gemacht. "Wir haben eigentlich leicht mit einem Sieg spekuliert, weil wir zum Schluss die einzigen mit weichen Reifen waren", spielte Marko auf die Ausgangssituation nach der Safety-Car-Phase an. Doch dazu kam es nicht, weil Ricciardo in zwei Kollisionen verwickelt wurde. Zunächst wurde er von Lewis Hamilton torpediert, wofür dieser bestraft wurde, und dann krachte der Australier mit Nico Rosberg zusammen und schlitzte dessen Reifen auf, was aber keine Sanktionierung durch die Stewards nach sich zog.

"Beide Kollisionen waren eigentlich unverschuldet, weil man ihm keinen Platz gelassen hat", nahm Marko Ricciardo in Schutz, der sich als Konsequenz des Zusammenstoßes mit Rosberg eine neue Nase abholen musste und den zweiten Rang an Kvyat verlor. "Daniil Kvyat ist der erste Russe, der einen zweiten Platz belegt hat, das ist für Sochi sehr wichtig", zollte Marko auch dem 21-Jährigen Respekt, der sich nach einem schwierigen Saisonstart mittlerweile bei Red Bull etabliert hat.

Ricciardos Frontflügel ging zu Bruch, Foto: Sutton
Ricciardos Frontflügel ging zu Bruch, Foto: Sutton

Mercedes-Dominanz unverändert

Dass der Sieg in Person von Sebastian Vettel an Ferrari ging, überraschte den Österreicher nicht wirklich. "Hier ist das Überholen wahnsinnig schwierig und wenn man vorne fährt, kann man sich sein Tempo einteilen, man hat keine Dirty Air und die Reifen werden nicht beansprucht", betonte er. "Wir hätten das Tempo von Ferrari auch gehen können, aber unsere Starts waren noch schlechter als jene von Mercedes, deshalb haben wir das Safety Car gebraucht, um wieder vorne mitfahren zu können."

Obwohl Mercedes zum ersten Mal seit dem Beginn der Hybrid-Ära nicht den Sprung auf das Podium schaffte, glaubt Marko nicht, dass sich die Machtverhältnisse in der Formel 1 geändert haben. "Für die Weltmeisterschaft ändert es eigentlich nichts, es bleibt bei der Dominanz", hielt er fest. Nachsatz: "Aber es war einmal erfrischend, ein Podium mit einer andere Besetzung zu sehen."