1. - S wie Startaufstellung

"Das ist auf diesem Kurs ein Lichtjahr. Normalerweise gehts da um Tausendstel oder ein Zehntel. Nico wird sich mit Sicherheit wundern, was der Lewis im gleichen Auto für eine Fabelzeit hingelegt hat", sagte Niki Lauda direkt nach der dominanten Pole-Runde von Lewis Hamilton. Und Rosberg wunderte sich tatsächlich - über sein Auto. Eigentlich hatte er alles auf ein Qualifying-Setup gesetzt, da die Startposition in Ungarn so wichtig ist. "Aber es war ein absolutes Rennsetup, das im Qualifying überhaupt nicht funktioniert hat", sagt er zu Motorsport-Magazin.com.

Zumindest auf den zweiten Platz rettete sich der Deutsche, knapp vor Landsmann Sebastian Vettel. Der landete seinerseits noch knapper vor seinem ehemaligen Teamkollegen Daniel Ricciardo. Aus Reihe drei ins Rennen gehen Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas. Dahinter starten Daniil Kvyat, Felipe Massa, Max Verstappen und Romain Grosjean ebenfalls aus den Top-10. Erster Mann mit freier Reifenwahl ist Nico Hülkenberg.

2. - S wie Start

Hamilton hat den Sieg fest im Visier, Foto: Sutton
Hamilton hat den Sieg fest im Visier, Foto: Sutton

Der Start kommt auf dem Hungaroring einer Vorentscheidung gleich. Auf dem engen Kurs lässt es sich nur schwer überholen. Nico Rosberg ist im Duell mit Lewis Hamilton sogar zur Attacke auf dem kurzen Stück bis Kurve eins gezwungen. Strategisch gibt bei Mercedes danach immer der Führende die Richtung vor. Doch gerade in Sachen Start gab es am Samstagvormittag ein Problem am W06 von Rosberg. Bei einem Probestart schaltete sich der Motor kurzerhand ab.

"Wenn das morgen am Start passiert, dann ist das Rennen gelaufen. Aber wir haben eine Lösung dafür: Man muss eine andere Prozedur durchführen, dann geht es", beruhigt Rosberg sich selbst. Niki Lauda garantiert zudem, das Problem werde es nicht mehr geben. Trotzdem: "Wenn man einmal erster in Kurve eins ist, ist das schonmal das halbe Rennen", sagt Lauda. Entsprechend freut sich Hamilton über die paar Meter Vorsprung in Reihe eins: "Die Pole ist wichtig."

Genauso sehen es der Mann dahinter, Sebastian Vettel, und Toto Wolff. "Der Start spielt eine große Rolle, danach wird es schwierig", sagt der Mercedes-Teamchef. Noch dazu bietet die Pole Hamilton einen Vorteil, genauso Vettel Rang drei und Kimi Räikkönen Rang fünf. "Ich stehe morgen immerhin auf der sauberen Seite der Startaufstellung", hofft der Finne. "Normalerweise ist es hier ein bisschen ein Vorteil von der linken, sauberen Seite zu starten, das stimmt", bestätigt Vettel. Rosberg wiegelt ab, so groß sei der Vorteil nun auch wieder nicht. Er glaubt fest an sein Glück am Start: "So durcheinander, wie die Starts in letzter Zeit liefen, ist es eine Chance."

Sticht ein wenig Rot zwischen die Silberpfeile?, Foto: Sutton
Sticht ein wenig Rot zwischen die Silberpfeile?, Foto: Sutton

3. - S wie Strategie

Zwei oder drei Stopps? Diese Frage wird die Strategieabteilungen der Teams heute Nacht beschäftigen. Während Pirelli aus Reifensicht eine Zwei-Stopp-Strategie empfiehlt, könnte bei manchem Team die Entscheidung anders ausfallen. Mercedes etwa schwankt noch. "Die Entscheidung treffen wir erst morgen. Bei den Berechnungen sind die gleichen Zeiten herausgekommen", erklärt Niki Lauda.

Grund dafür: Weil die Reifen doch recht schnell verschleißen, wäre ein Drei-Stopper bei Laborbedingungen schneller. Allerdings bestehen für Mercedes gleich zwei Gefahren: Einerseits könnte es Ferrari erneut gelingen, die Reifen besser am Leben zu halten und einmal weniger zu wechseln. Andererseits "muss man bedenken, dass man mit drei Stopps Verkehr einbeziehen muss, hinter dem man Zeit verlieren kann", sagt Lauda. Daher sei die Zwei-Stopp-Variante die sicherere.

Die Reifen könnten im Rennen zum Zünglein an der Waage werden., Foto: Sutton
Die Reifen könnten im Rennen zum Zünglein an der Waage werden., Foto: Sutton

Wegen eines weiteren Faktors könne man das allerdings noch nicht entscheiden: den Bedingungen am Sonntag. "Es soll acht bis zehn Grad kühler werden, das ist ein riesiger Unterschied für die Strategie, die Reifen und den Asphalt", erklärt Lauda. Daher müsse man die Entscheidung von den Temperaturen am Sonntag abhängig machen. Teamintern sind die Fahrer unterdessen gezwungen, dieselbe Strategie zu fahren. Rosberg kann diesen Faktor also nicht gegen Hamilton ausspielen, sollte er den Start verlieren. Höchstens in puncto Reifenwahl besteht also eine Möglichkeit.

Besonders aufpassen sollten allerdings sowohl Ferrari als auch Mercedes auf Daniel Ricciardo. Der Australier hat sich im ersten Qualifying-Abschnitt als einziger Fahrer einen Satz weicher Reifen gespart. Als wäre das als Spannungsfaktor nicht genug, gibt es immernoch das Safety Car ...

4. - S wie Sauna

"Es war unfassbar heiß. Es hat sich heißer angefühlt als eine Sauna. Ehrlich gesagt kann ich gar nicht in Worte fassen, wie es in diesem Anzug ist", sagte Lewis Hamilton, nachdem er am Freitag aus dem Cockpit geklettert war. Die Hitze spielt in Ungarn fast in jedem Jahr eine Hauptrolle, so auch 2015. Für das Rennen erwarten die Meteorologen allerdings eine leichte Abkühlung - das Quecksilber soll sich unter der 30-Grad-Marke einpendeln.

Dennoch warm genug, um Mercedes' Niki Lauda ein paar Sorgenfalten in die Stirn zu furchen. Der Grund: Ferrari. "Sie sind mit ihrer Reifenstrategie bei großer Hitze - die erwarteten 30 Grad reichen aus - relativ schnell. Ferrari zeigt hier wieder seine alte Stärke", warnt Lauda. Ganz den Speed seines Teams könnten die Roten aber nicht gehen, hofft er. Toto Wolff sieht das ähnlich: "Es sieht so aus, als würden ihnen die heißen Temperaturen gut tun. Ihr Auto performt da besser, das haben wir schon in Malaysia gesehen."

Das Wetter ist in Ungarn immer ein wichtiger Faktor, Foto: Sutton
Das Wetter ist in Ungarn immer ein wichtiger Faktor, Foto: Sutton

Sebastian Vettel springt da natürlich gleich drauf an. "Heute war es heiß - 36 oder 37 Grad - also sind 28 Grad noch immer ziemlich heiß. Ich denke morgen wird es also auch heiß sein. In England würden sie es eine Hitzewelle nennen", stichelt Vettel scherzhaft in Richtung Mercedes, die mit Brackley und Brixworth bekanntlich an gleich zwei britischen Standorten vertreten sind.

Während bei Mercedes und Ferrari vollkommen klar ist, auf welches Wetter man hofft, gibt sich Red Bull eher gelassen, wobei größere Hitze wohl willkommener wäre. "Es scheint, dass wir unter allen Bedingungen eine gute Performance zeigen. Ich würde gern sagen, dass wir unter den kühleren Bedingungen ebenso stark sind, aber wir waren gestern unter den heißen Bedingungen stark auf dem Longrun", sagt Daniel Ricciardo. Williams hofft dagen eher auf Abkühlung. "Wir werden sehen, wie sich der Temperaturveränderungen morgen auswirken werden. Die etwas kühleren Bedingungen sollten uns helfen", sagt Performance-Chef Rob Smedley. "Die kühleren Temperaturen könnten uns morgen in die Karten spielen", bestätigt Felipe Massa.

5. - S wie Strecke

Monaco des Ostens. So wird der 4,3 Kilometer kurze Hungaroring gerne bezeichnet. Grund dafür sind nicht Glanz und Glamour, sondern die winkelige Streckencharakteristik mit größtenteils langsamen bis mittelschnellen Kurven. Das, gepaart mit einem recht rutschigen Asphalt und nur einer nennenswerten Geraden, sorgt in Ungarn für wenig Überholchancen. Am Ende der nur 790 Meter langen Start-Ziel-Geraden bietet sich dank DRS noch die beste Gelegenheit. "Es wird ein hartes Rennen, weil man hier nicht wirklich überholen kann", bestätigt Jenson Button. Mit seinem McLaren sei es sogar fast unmöglich.

In Ungarn reiht sich Kurve an Kurve, Foto: Sutton
In Ungarn reiht sich Kurve an Kurve, Foto: Sutton

Das besondere Layout sorgt zudem für einige Verschiebungen des Kräfteverhältnisses. Red Bull kommt wesentlich besser zurecht, während Williams - wie schon in Monaco - zu kämpfen hat. "Dieser Kurs ist für uns nicht so gut wie manch andere Strecken", sagt deren Performance-Chef Rob Smedley. Besonders gut liegt der Hungaroring allerdings ganz offensichtlich Lewis Hamilton, der eine überragende Pole-Zeit fuhr. "Ich glaube langsam, dass dies meine Lieblingsstrecke sein könnte. Sie ist wie eine Go-Kart-Strecke, eine harte Strecke mit schwierigen Kurven", beschreibt Hamilton.

Daher sei dessen herausragende Leistung auch nicht weiter erstaunlich, meint Niki Lauda. "Wenn einem Fahrer die Strecke liegt und er sie mag, dann ist klar, dass er gut performt. Zwischen den Fahrern darf es aber keinen Unterschied machen, ob sie eine Strecke lieben oder nicht. Man muss auf allen Strecken eine gute Speed herausholen", sagt der Mercedes-Aufsichtsratschef.

2001 und 1994, 1998 sowie 2004 siegte Schumacher in Ungarn, Foto: Sutton
2001 und 1994, 1998 sowie 2004 siegte Schumacher in Ungarn, Foto: Sutton

6. - S wie Sieg-Rekorde

Mercedes könnte am Rennsonntag in Ungarn mal wieder für ein neues Kapitel in den Geschichtsbüchern der Formel 1 sorgen. Dazu braucht es nicht einmal einen Doppelsieg. Stehen nach den 70 Runden beide Piloten auf dem Podium, haben die Silberpfeile einen neuen Rekord aufgestellt. Zehn Mal in Folge hat es noch kein Team zuvor mit beiden Fahrern zur Siegerehrung geschafft. Steht dort Lewis Hamilton auf der obersten Stufe des Treppchen, so darf sich der Brite seinerseits über einen neuen Bestwert freuen. Mit dann fünf Siegen hätte der WM-Spitzenreiter Michael Schumacher als noch gemeinsamen Ungarn-Rekordsieger übertrumpht.

7. - Super-Bullen

Das wäre doch mal ein Duell. Am Sonntag könnte es zum Schlagabtausch zwischen Sebastian Vettel und seinem ehemaligen Rennstall kommen. Red Bull präsentiert sich auf dem Hungaroring erwartet stark. Daniel Ricciardo startet direkt neben Vettel von Rang vier, Daniil Kvyat immerhin von Platz sieben. "Es ging extrem eng zu zwischen Daniel und Sebastian. Daniil war nicht so glücklich mit dem Auto, aber auch er hat morgen gute Chancen. Unsere Pace bei den Longruns ist jedenfalls ermutigend", sagt Teamchef Christian Horner.

Ricciardo und Vettel verabreden sich zum Duell, Foto: Sutton
Ricciardo und Vettel verabreden sich zum Duell, Foto: Sutton

Ermutigend ist sogar noch untertrieben. Am Freitag beeindruckte Red Bull mit Zeiten, die absolut in der Mercedes-Liga spielten. Ferrari kam da nicht ganz heran. "Ich glaube wirklich, dass wir eine Chance haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns Ferrari morgen schnappen können. Unsere Longrun-Pace gestern hat gepasst", es wird ein starkes Rennen für uns, sagt Ricciardo. Die gute Performance sorgt für ein noch breiteres Grinsen im Gesicht des Australiers. "Ich hätte auch auf Pole fahren können, aber ich dachte, Vierter ist ausreichend", scherzt der 26-Jährige.

Ricciardo: Keine Angst vor Defekten, Foto: Sutton
Ricciardo: Keine Angst vor Defekten, Foto: Sutton

Die Zuverlässigkeit könnte den Traum vom ersten Saisonpodium jedoch schon vorzeitig platzen lassen. Das große Risiko eines Defekts der Renault-Power-Unit zeigte sich erst am Freitag. Ricciardo glaubt allerdings fest an keine Wiederholung: "Der Motor gestern war ein altes Fabrikat. Daher war es ziemlich dasselbe, was in Bahrain passiert ist. Die Zuverlässigkeit ist deutlich besser. Ich fürchte mich daher nicht vor einem Problem."