Nach dem tragischen Verlust von Jules Bianchi ist das Ungarn-Wochenende für das Manor Marussia F1 Team alles andere als normal. Hinzu kommt, dass erstmals in dieser Saison ein dritter Fahrer zum Einsatz kam: Fabio Leimer ersetzte Roberto Merhi am Freitagmorgen. Der Spanier kletterte am Nachmittag wieder in den MR03 und sorgte mit einer spektakulären Szene für Aufsehen, als er in der schnellen Linkskurve (je nach Zählung Turn 4 oder 5) auf dem Kunstrasen wegrutschte und seinen Boliden artistisch wieder einfing. Auf dem engen Hungaroring landeten die Manor-Piloten jeweils abgeschlagen auf den letzten Plätzen.

Will Stevens konnte beide Trainings fahren und schloss sie jeweils auf Rang 18 ab. Leimer distanzierte er am Vormittag um knapp eine Sekunde, am Nachmittag hatte er gegenüber Merhi um ganze zwei Tausendstelsekunden das Nachsehen. "Es war ein guter Tag und ich bin zufrieden", sagte er nach dem Training. "Wir haben viele Informationen gesammelt, durch die wir uns in der Nacht durcharbeiten werden. Es ist ziemlich schwierig da draußen mit den hohen Temperaturen. Der Longrun am Ende des zweiten freien Trainings war vielversprechend und gibt uns eine Richtung, in die wir morgen gehen können."

Emotionales Wochenende für Bianchi

Merhi schaffte es, trotz 90 Minuten weniger Trainingszeit in 1:29.113 Minuten die schnellste Manor-Runde des Tages absolvierte. "Ich fühle mich positiv für dieses Wochenende", sagte ein zufriedener Spanier. "Zunächst fühlte ich mit den Einstellungen nicht wohl, aber das Team hat Veränderungen vorgenommen und ich war viel zufriedener." Sein Kabinettsstück in der Qualifying-Simulation sah spektakulär aus, kostete aber Zeit. "Da kommt noch wesentlich mehr", versprach der 24-Jährige. Im Longrun hingegen habe er nicht das Optimum aus seinen Reifen herausholen können. "Hoffentlich wird es am Sonntag kühler und ich kann unsere wirkliche Pace zeigen."

Teamchef John Booth stellte den emotionalen Aspekt des Wochenendes in den Vordergrund: "Die letzten Tage waren extrem schwierig für unsere Teammitglieder, aber ich bin sehr stolz, wie jeder den Verlust mit der nötigen Konzentration auf die Vorbereitung für das Wochenende kompensiert hat. So traurig es ist, wir haben viele tolle Erinnerungen an ihn, die uns durch diese Zeit helfen." Und solche gibt es auch für den Hungaroring, auf dem Bianchi im Vorjahr mit einer bärenstarken Leistung das Q2 erreichte. Dieses Jahr hingegen ist Manor davon weit entfernt: Das nächstbeste Fahrzeug, der Sauber von Marcus Ericsson, lag am Freitagnachmittag 2,3 Sekunden vor Merhi.