Einen so dramatischen Leistungssprung hatten wohl doch nur die wenigsten Red Bull Racing zugetraut. Auf dem Hungaroring präsentiert sich das ehemalige Weltmeisterteam im alten Glanz. Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo beendeten das Freitagstraining auf den Plätzen zwei und vier, schoben sich damit zwischen die beiden Mercedes und handelten sich gerade einmal Rückstände von 0,35 bis 0,5 Sekunden auf die Tagesbestzeit von Lewis Hamilton ein. Williams und Ferrari? Weit dahinter.

"Es war einer unserer besseren Freitage. Der Kurs passt zu unserem Auto und wir haben ein paar Updates dabei. Keine großen Veränderungen, wir haben einfach die Balance richtig hinbekommen und hatten auch ein bisschen mehr Power", erklärt Ricciardo den Fortschritt seines Teams. "So nah an Mercedes habe ich uns aber nicht erwartet, warten wir mal ab, was morgen im Qualifying passiert. Vielleicht hatten sie einfach ein bisschen mehr Benzin drin. Ich erwarte, dass Rosberg wieder zurück vor uns kommt", bremst der Drittschnellste des Tages die ganz große Euphorie auf noch mehr.

Helmut Marko sieht das etwas anders. "Wir sind mit viel Benzin gefahren", sagt der Motorsportberater. "Die neuen Teile haben sich auch positiv ausgewirkt und wir hatten einen guten Reifenverschleiß. Mit den Zeiten sind wir zufrieden, wir scheinen Ferrari und Williams im Griff zu haben. Bei Mercedes ist schwer zu sagen, wie nah sie schon am Limit sind."

Der Motorschaden am RB von Ricciardo kostet keine Startplätze, Foto: Sutton
Der Motorschaden am RB von Ricciardo kostet keine Startplätze, Foto: Sutton

Kvyat traut dem Glück noch nicht

Eher seinem Teamkollegen folgt da der zweitplatzierte Kvyat. Der Russe wagt noch keine Prognose zum genauen Leistungsniveau. "Das werden wir sehen, wenn Sonntag ist. Es fühlt sich natürlich besser an Zweiter zu sein als Zwölfter, aber es ist eben erst Freitag. Es ist zu früh, um irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Wir müssen auch noch schauen, welcher Reifen besser arbeitet und im Rennen herausfinden, wo wir stehen", sagt Kvyat.

Ein ganz einfache Erklärung liefert er schließlich doch: "Gutes Auto, guter Fahrer - das ist genug!", scherzt er. "Hoffentlich erledigen wir unsere Hausaufgaben jetzt gut. Morgen werden alle hart pushen. Das müssen wir auch." Ansonsten habe man im Training wohl mehr oder weniger dasselbe Programm gefahren wie die anderen Teams auch. Allerdings habe Red Bull sowohl bei den Longruns als auch bei den Shortruns ziemlich konkurrenzfähig ausgesehen.

Daniel Ricciardo schaltet verbal einen Gang höher. "Unsere Pace auf den Longruns war richtig stark und mein Ingenieur hat mir gesagt, dass wir mit dem Soft sogar die Schnellsten auf der Strecke waren. Aber dann hatten wir dieses Problem, gerade als ich einen Witz machen wollte, dass jetzt sowas passieren könnte", sagt Ricciardo. Das Problem? Mal wieder ein Motorschaden, 30 Minuten vor Ende des zweiten Trainings. "Es gab viel Rauch und ich habe die Leistung komplett verloren. Es ist der alte Motor, nicht der neue, den ich morgen und im Rennen nutzen werde, also bekomme ich dafür keine Strafe", beruhigt Ricciardo.

Zeigen Kvyat und Red Bull Ferrari und Williams mal wieder das Heck?, Foto: Sutton
Zeigen Kvyat und Red Bull Ferrari und Williams mal wieder das Heck?, Foto: Sutton

Ricciardo: Zweite Kraft ist drin

Das Problem sei neben anderen kleinen Baustellen hier und da also weniger schlimm. "Wir sehen konkurrenzfähiger aus hier. Das ist wichtig. Wir müssen jetzt die Pace für morgen mitnehmen. Dass wir sie in beiden Sessions mit beiden Autos hatten, ist gut. Wir beide sind zufrieden mit dem Auto", sagt Ricciardo.

Während der Australier einen Angriff auf Mercedes für unwahrscheinlich hält, könne die direkte Verfolgerrolle absolut drin sein. Ferrari und Williams jedenfalls ließ Red Bull am Freitag alt aussehen. "Wenn wir das zweitbeste Team sein könnten, dann wäre es ein echt gutes Rennen. Du weißt aber nicht, was sie machen und wie viel sie gegeben haben. Ich bin sicher, dass wir nicht eine halbe Sekunde vor Ferrari sind, aber wenn es eine Zehntel ist, nehme ich das gerne so", sagt Ricciardo.