Überglücklich, aber sichtlich geschafft kam Lewis Hamilton nach dem zweiten freien Training zur Medienrunde. Nach zwei Bestzeiten und einer schnellsten Rundenzeit von 1:23.949 Minuten - der einzigen Zeit unter 84 Sekunden - sieht die Welt für den WM-Führenden sehr gut aus. "Das hat heute richtig Spaß gemacht! Ich glaube langsam, dass dies meine Lieblingsstrecke sein könnte. Alles geht fließend ineinander über - das fühlt sich richtig Old-School an.", strahlte er nach einer souveränen Vorstellung. Wo andere mit ihren Boliden kämpften wie Toreros, hielt der Engländer seinen Mercedes W06 Hybrid schnurstracks auf Kurs.

Aus der Anstrengung machte er jedoch kein Geheimnis: "Es ist so heiß, dass man denkt, dass wir in einer Sauna fahren würden! Man ist dank der ganzen feuerfesten Wäsche schon ganz durchgeschwitzt, bevor man überhaupt ins Auto einsteigt. Ich habe allein in dieser Session ein halbes Kilo verloren. Bei diesen Bedingungen ist es eine riesige Herausforderung, eine gute Runde hinzubekommen." Anders als Rosberg, der diverse Fehler in seinen schnellen Runden hatte, gelang es ihm jedoch.

Für das Rennen am Sonntag ist kühleres Wetter vorhergesagt - das könnte sich als Segen und Fluch zugleich auswirken: "Dann ist es physisch nicht ganz so anstrengend, aber dadurch verändert sich natürlich auch die Balance etwas." Und den Vorteil des klar am besten liegenden Autos womöglich aufgeben zu müssen ist eine weniger schöne Perspektive. Zumal Mercedes nicht alle gewünschten Daten am kühleren Vormittag sammeln konnte, wie Paddy Lowe erläuterte: "Die Temperaturen vom Vormittag sehen wir als repräsentativer für das Rennen am Sonntag an. Jenes Training wurde aber von zwei roten Flaggen unterbrochen. Deshalb konnten wir nicht so viel erledigen wie wir wollten."

Hatten schon schlechtere Zeiten: Hamilton und Rosberg führen den Krieg nur noch auf der Strecke, Foto: Sutton
Hatten schon schlechtere Zeiten: Hamilton und Rosberg führen den Krieg nur noch auf der Strecke, Foto: Sutton

Verhältnis zu Rosberg weniger angespannt als 2014

Zusätzlich gilt es auch noch einen überraschenden Angriff von Red Bull abzuwehren. Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo schoben sich trotz des Motorschadens beim Australier am Nachmittag zwischen die Silberpfeile. Hamilton findet das jedoch klasse: "Das ist gut, das ist gut. Je mehr Gegner, je mehr Kämpfe wir haben, umso besser! Unser Auto fühlt sich hier stark an. Ich bin bislang zufrieden und bereit für den Kampf." Niki Lauda sieht es entspannt: "Mir war klar, dass Red Bull hier, wo es weniger auf den Motor und mehr auf das Chassis ankommt, stark sein würde. Aber Lewis hat einen Vorsprung von vier Zehnteln herausgefahren. Für mich ist das eine Normalsituation."

Nach dem teils sehr emotionalen Kampf in der Saison 2014 läuft das Duell der beiden Mercedes-Piloten heuer scheinbar etwas weniger intensiv neben der Strecke ab. Lauda bestätigte: "Es läuft sehr harmonisch unter diesen schwierigen Bedingungen dieser zwei egozentrischen Fahrer. Sie haben schon Schlimmeres erlebt im letzten Jahr. Sie bekämpfen sich aber nach wie vor auf höchstem Niveau. Das Duell ist noch immer dasselbe, die Harmonie ist aber neutral, würde ich sagen."