Seit dem ersten Tag der Saison führt Lewis Hamilton die Fahrerweltmeisterschaft an. Davongezogen ist er seinem ärgsten Kontrahenten aber nie. Nico Rosbergs größter Rückstand nach dem Bahrain GP betrug 27 Punkte. Nach dem Monaco GP waren es nur mehr 10 Zähler. In Kanada vergrößerte Hamilton wieder auf 17 Punkte, in Österreich verkürzte Rosberg wieder auf 10. In Silverstone stellte Hamilton dann wieder den Abstand von 17 Punkten her.

Hase Rosberg, Foto: Sutton
Hase Rosberg, Foto: Sutton

Hamilton spielt mit seinem Kontrahenten Hase und Igel, könnte man meinen. Rosberg in der Rolle des Hasen, Hamilton als Igel. "Können wir nicht eine Schildkröte für ihn nehmen", interveniert Rosberg scherzhaft.

Im Märchen allerdings versucht es der Hase 74 Mal, den Igel zu bezwingen. Beim letzten Versuch bricht er zusammen. Rosberg ist es in dieser Saison bereits drei Mal gelungen, Hamilton zu bezwingen. Die Parallelen sind also keineswegs perfekt, sie kreuzten sich schon nach fünf Rennen. Und zusammenbrechen wird Rosberg aller Voraussicht nach auch nicht.

Für Rosberg aber dennoch nicht die optimale Ausgangslage. Im vergangenen Jahr reiste er mit einem Heimsieg im Gepäck und 14 Punkten Vorsprung nach Budapest. "Natürlich wäre es mir lieber, die Punkte aus dem letzten Jahr zu haben und vorne zu sein", meint Rosberg. "Ich empfinde es aber nicht als nervig. Ich empfinde es als große Herausforderung, als spannend, als toll, immer mal zu gewinnen und als nicht so toll, als Zweiter ins Ziel zu kommen. Das ist klar. Aber jetzt brenne ich darauf, es in Ungarn wieder umzudrehen."

Hoffnung macht ihm vor allem eine Tatsache: "Es sind 17 Punkte. Das ist viel weniger als ein Rennen. Das geht so schnell. Es braucht nur mal ein Problem in irgendeiner Form bei ihm auftreten oder ein Fehler, und schon bin ich vorne in der WM. Das geht sehr schnell." Wie schnell das gehen kann, weiß Rosberg aus eigener Erfahrung. Im vergangenen Jahr reiste er mit 22 Punkten Vorsprung nach Singapur. Bei der Abreise war plötzlich Hamilton mit drei Punkten vorne.

"Silverstone war ein kleiner Rückschlag", gibt Rosberg zu. Um ein Haar hätte Rosberg den Rückstand auf drei Punkte verkleinern können, doch Hamilton hatte beim Timing des zweiten Boxenstopps den richtigen Riecher. "Aber in der Formel 1 kann alles passieren", macht er sich Mut. "Vor allem auf einer Strecke wie Ungarn, hier ist über die Jahre schon viel passiert. Wichtig ist es, den Abstand zu schließen und den Turnaround zu schaffen. So schnell wie möglich!"

Rosberg will Hamilton-Statistik nicht kennen

Ob Ungarn jedoch der richtig Ort dafür ist, ist fraglich. Hamilton führt die Liste der Rekordsieger auf dem Hungaroring gemeinsam mit Michael Schumacher an. Nico Rosberg hingegen stand in Budapest noch nicht einmal auf dem Podium.

Rosberg will von dieser Statistik nichts gewusst haben. Dafür weiß er beispielsweise, dass die Piloten während des Rennens in der ungarischen Hitze rund sechs Prozent ihres Körpergewichts durch Schwitzen verlieren. Ob er die Statistik absichtlich vergessen hat oder nicht, der WM-Zweite gibt sich kämpferisch: "Für mich spielt die Statistik keine Rolle. Ich habe die letzten anderthalb oder zwei Jahre gezeigt, dass ich es auf allen Strecken schaffen kann."

Rosbergs wunder Punkt sind allerdings noch immer die Bremsen. Schon seit der vergangenen Saison beklagt sich der Deutsche darüber, nicht das richtige Feedback von der Bremse zu erhalten. Es geht weniger um die Performance, als um das Gefühl. Das Problem: Rosberg hadert vor allem mit den Bremsscheiben.

Hamilton widerspricht beim Thema Bremsen

Änderungen an der Konstruktion der Bremsanlage lassen sich relativ schnell vornehmen. Die Bremsscheiben hingegen brauchen ewig. "Es dauert sechs Monate, um neue Scheiben zu brennen", erklärt Rosberg. Erst dann können erste Tests gefahren werden, woraufhin es wieder sechs Monate dauert, bis die Teile für den Renneinsatz produziert werden können.

Teamkollege Lewis Hamilton widerspricht allerdings. "Ich bin absolut glücklich mit den Bremsen", so der Brite in Ungarn. Rosberg habe sich in Silverstone auch nicht über die Bremsen beklagt. "Nico weiß ganz genau, dass ich sagen werde, dass es keine Probleme gibt. Ich kenne die Daten", stichelte der Weltmeister.

Mercedes nicht immer unschlagbar

Während es im Kampf gegen Lewis Hamilton um Nuancen geht, liegen zwischen Mercedes und der nicht-silbernen Konkurrenz Welten. Rosberg versucht den Ball allerdings flach zu halten: "Zuletzt sind wir auf sehr einzigartigen und speziellen Strecken gefahren. Deshalb muss man mit einem Trend vorsichtig sein. Es sieht so aus, aber man muss vorsichtig sein. Wir sind derzeit stark, aber ich erwarte, dass Ferrari dran sein wird."

"Ich erwarte von ihnen immer, dass sie da sind", so der werdende Vater. "Wir haben Rennen wie Malaysia und Bahrain gesehen, in denen Ferrari sehr nah dran war. Es gab ein paar Rennen in diesem Jahr, in denen es möglich war, uns zu schlagen." Allerdings nicht unter normalen Bedingungen. In Malaysia benötigte es eine Safety-Car-Phase dazu, bei allen anderen Rennen war Mercedes - sobald Rosberg und Hamilton ernst gemacht haben - meilenweit weg.