Großbritannien war für McLaren zugleich Freude und Frust: Fernando Alonso nahm einen glücklichen Punkt aus Silverstone mit, doch das Qualifying unter regulären Bedingungen entwickelte sich zu einem Desaster für McLaren-Honda. In Ungarn wird zumindest von der Strecke her alles anders: Die verhassten schnellen Kurven sind hier nicht existent, der PS-Nachteil wirkt sich kaum aus. Deshalb kommt der Spanier guter Dinge nach Mogyorod nahe Budapest.

"Das wird ein interessantes Wochenende für uns, weil die Strecke eine komplett andere Charakteristik aufweist [als Silverstone]", sagte Alonso, der am kommenden Mittwoch 34 Jahre alt wird. "Es wird ein guter Test, weil wir sehen werden, wie konkurrenzfähig wir auf einer Strecke sind, auf der Power nicht zählt." Vollen Nutzen will er aus der neuen Power Unit ziehen, die Honda umsonst einbauen darf, nachdem die Strategy Group eine Regeländerung beschlossen hat, die rückwirkend ein fünftes Aggregat für den japanischen Neueinsteiger vorsieht. Alonso bestätigte aber, dass der neue Motor keine neue Spezifikation mit sich bringe.

Schnelle Kurven, nein danke: Wie gut kaschiert der Hungaroring die Schwächen von McLaren-Honda?, Foto: Sutton
Schnelle Kurven, nein danke: Wie gut kaschiert der Hungaroring die Schwächen von McLaren-Honda?, Foto: Sutton

Fortschritte werden klein ausfallen

Nicht nur hinsichtlich der Zuverlässigkeit, vor allem bei der Performance möchte der Doppelweltmeister in Ungarn Antworten einholen. Aber er warnt: "Wir müssen ruhig bleiben. Selbst mit großen Verbesserungen kommen wir nicht weit nach vorn, weil wir so weit zurückliegen." Deshalb mahnt er auch die einheimischen Medien, dass Wunderdinge oder eine Fahrt in die Punkte nicht direkt zu erwarten sind: "Ich sage es immer wieder: oft ist es nicht so gut sichtbar, wenn wir Verbesserungen machen, denn statt 17. sind wir dann 16. oder 15." Zwar sei es sehr erfreulich gewesen, nach vier Ausfällen in Folge in Silverstone wieder die Zielflagge zu sehen, doch mit Glück einen Punkt mitzunehmen sei nicht das Ziel.

In jedem Fall will er aber ein besseres Ergebnis im Qualifying holen als noch in England. "Es kann definitiv nur besser werden. Aber wir müssen das ganze Paket verbessern: bei der Power Unit gibt es viel Raum für Verbesserungen, auf Seiten der Aerodynamik gibt es Raum zur Verbesserung, auf der mechanischen Seite ein bisschen und bei der Zuverlässigkeit sehen wir vielen Problemen ins Auge - nicht nur im Rennen, sondern auch in den Trainingssitzungen." In jedem Fall will er sich mit einem guten Resultat in die Sommerpause verabschieden, denn danach stehen die Power-Strecken von Spa und Monza an, auf denen McLaren chancenlos sein wird.

Zwar wird sich Alonso voll auf seinen Job konzentrieren, doch der Tod von Jules Bianchi setzte auch dem sonst so beherrschten Spanier zu. "Es ist der Todesfall in meiner Formel-1-Karriere", philosophierte Alonso, der über seine Erinnerungen mit dem verstorbenen Franzosen sprach und teilweise nach den richtigen Worten suchen musste.