Nach der unfreiwilligen Pause, bedingt durch die Absage des Großen Preises von Deutschland, schlägt der Formel-1-Tross am kommenden Wochenende seine Zelte in Budapest auf, wo mit dem Großen Preis von Ungarn das letzte Rennen vor der tatsächlichen Sommerpause stattfindet. Und dieses dürfte eine heiße Angelegenheit werden - zumindest was die Temperaturen betrifft, denn es werden Werte von rund 40 Grad erwartet.

Die Favoritenrolle ist auf dem Hungaroring klar verteilt, wenig überraschend wird der Sieg trotz der verhältnismäßig geringen Bedeutung von Motorpower nur über Mercedes führen. Teamintern hat Lewis Hamilton nach seinem Erfolg in Silverstone wieder Oberwasser gewonnen, zudem zählt der Hungaroring zu seinen absoluten Lieblingsstrecken. Der Brite gewann auf dem Kurs nahe Budapest bereits vier Mal und will sich naturgemäß mit dem fünften Streich in den Urlaub verabschieden.

Dafür, dass es dazu nicht kommt, will Nico Rosberg sorgen, der in der Weltmeisterschaft einen Rückstand von 17 Punkten aufweist, aber dennoch optimistisch ist, seinen Teamkollegen am Ende der Saison hinter sich zu lassen. "Er hat 17 Punkte Vorsprung momentan, aber das ist weit weniger als ein Rennen und kann sich schnell ändern. Daher bleibe ich am Ball und versuche das bald rumzudrehen", betont der Deutsche. "Ich freue mich jetzt auf Budapest und da wieder zu gewinnen."

Hamilton feierte 2013 in Ungarn seinen ersten Mercedes-Sieg, Foto: Mercedes AMG
Hamilton feierte 2013 in Ungarn seinen ersten Mercedes-Sieg, Foto: Mercedes AMG

Williams, Ferrari und Red Bull auf Augenhöhe?

Während alles andere als der neunte Silberpfeilsieg im zehnten Saisonrennen eine gehörige Überraschung wäre, zeichnet sich dahinter eine bunte Kampfgruppe um die Position des ersten Verfolgers ab. In Silverstone hatte noch Williams diese Rolle innegehabt und das Rennen lange Zeit sogar angeführt, der Hungaroring mit seinen vielen Kurven und wenigen Überholmöglichkeiten verfügt allerdings über eine völlig andere Streckencharakteristik und verlangt in erster Linie Downforce, was bekanntlich nicht die Stärke des FW37 ist.

"Dieser Kurs würde unserem Auto eigentlich nicht liegen, weil er sehr langsam ist, aber wir haben unseren Boliden während der letzten Rennen mit den Upgrades stark verbessert. Daher erwarte ich mir ein weiteres konkurrenzfähiges Wochenende", übt sich Felipe Massa trotz der wenig verheißungsvollen Ausgangslage in Zuversicht. In Monaco, wo ähnliche Rahmenbedingungen wie in Budapest vorherrschen, verpasste Williams mit beiden Autos die Punkteränge.

Während man in Grove also ein wenig vor dem Hungaroring zittert, kann es Red Bull Racing gar nicht erwarten, endlich auf eine Strecke zu kommen, auf der nicht pure Motorleistung, sondern die Aerodynamik ausschlaggebend ist. Renault plant erst für die Zeit nach der Sommerpause ein Power-Unit-Update, dennoch sollte der RB11 auf dem kurvigen Hungaroring wettbewerbsfähig sein. "Ungarn wird wahrscheinlich unsere stärkste Strecke des Jahres sein", glaubt Teamchef Christian Horner. Im Vorjahr gewann Daniel Ricciardo in Budapest - ein gutes Omen?

Kann sich Williams gegen Ferrari und Co. behaupten?, Foto: Sutton
Kann sich Williams gegen Ferrari und Co. behaupten?, Foto: Sutton

Die dritte Mannschaft im Bunde, die ein Auge auf den Platz hinter Mercedes geworfen hat, ist Ferrari. Für die Scuderia gilt ähnliches wie für Red Bull, die Streckencharakteristik des Hungarorings soll es richten.

"Ungarn wird besser, da bin ich mir sicher. Silverstone war kein optimales Wochenende, die anderen waren schneller. Ich denke, es wird dort besser", meint Kimi Räikkönen, der dringend wieder einmal ein Erfolgserlebnis benötigen würde, um sein Cockpit 2016 doch zu behalten, wenngleich sich Ferrari italienischen Medienberichten zufolge bereits mit Valtteri Bottas einig sein soll.

Force India zuversichtlich

Im Kampf um die Punkteränge rechnet sich Force India gute Chancen aus. Das Debüt des rundumerneuerten B-Autos in Silverstone ist geglückt, nun soll der verbesserte Wagen auch auf einer High-Downforce-Strecke zeigen, was er zu leisten im Stande ist. "Die langsamen und mittelschnellen Kurven sollten uns liegen und die Reifenwahl ist ein bisschen weicher als in Silverstone, das sollte uns helfen", glaubt Nico Hülkenberg.

Mit gedämpften Erwartungen reist McLaren in die ungarische Hauptstadt, obwohl Fernando Alonso zuletzt in Großbritannien zum ersten Mal in dieser Saison anschrieb. "Das Auto war in Silverstone zuverlässig, was mich positiv gestimmt hat. Und in Ungarn hoffen wir, noch mehr Performance herausholen zu können", betont der Spanier, wenngleich er mit größeren Fortschritten erst nach der Sommerpause rechnet.

Abschied von Bianchi

Überschattet wird das Rennwochenende von Jules Bianchis Tod am vergangenen Samstag. Zu Ehren des Franzosen, der vor neun Monaten in Japan verunglückte und am Dienstag in seiner Heimatstadt Nizza im Beisein zahlreicher Fahrerkollegen zu Grabe getragen wurde, wird kurz vor dem Start eine Schweigeminute abgehalten.