Der Hungaroring gilt als das Monaco des Ostens, denn die winklige Streckencharakteristik ist dem Straßenkurs nicht ganz unähnlich. Nicht selten wird die nur 4,381 Kilometer kurze Piste am Rande der Gemeinde Mogyoród, nordöstlich von Budapest, zur Hitzeschlacht. Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke sind dort keine Seltenheit. Für Mensch und Maschine eine unheimliche Belastungen.

Besonders die Reifen der Boliden leiden schnell unter der ungarischen Sonne und geraten dann aus ihrem optimalen Arbeitsfenster. Die 14 Kurven der Strecke sind recht eng, wodurch die Reifen immer wieder durch starkes Abbremsen und Beschleunigen in die Mangel genommen werden. Wie oft Hamilton, Vettel & Co. am Sonntag stoppen werden, ist noch unklar. In der Vergangenheit waren drei Stopps aber keine Seltenheit.

Neben den Gummis und der richtigen Boxenstopp-Strategie kommt dem Qualifying wohl die größte Bedeutung zu. Überholstellen sind auf dem Hungaroring rar gesät.Wer an seinem Vordermann vorbei will, verlagert seine Attacken in der Regel in die Boxengasse und in die DRS-Zonen.

Daniel Ricciardo siegte im letzten Jahr in Ungarn, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo siegte im letzten Jahr in Ungarn, Foto: Sutton

Geduld und Präzision gefragt

Im ersten Sektor befinden sich beide DRS-Zonen auf der Start-und Zielgeraden. Danach folgt die Spitzkehre. Nachdem die Fahrer diese im zweiten Gang genommen haben, beschleunigen sie bis in den sechsten hoch. Die dann folgende Bremszone für Turn 2 führt bergab.

Hier passiert es schnell, dass der Bremspunkt verpasst wird, ein Rad blockiert und der Fahrer die Ideallinie beim Einlenken nicht trifft. Überdies verlockt diese Kehre dazu, zu früh wieder aufs Gas zu steigen. In diesem Fall passt aber die Linie für den folgenden Rechtsknick nicht optimal und das wiederum kostet Schwung für die anschließende kurze Gerade. Aufgrund dessen fordert diese Passage von den Piloten viel Geduld und Präzision.

70 perfekte Runden

Auch die Passage zwischen Kurve acht und neun stellt für die Fahrer eine Gefahr dar. Wer in Kurve 8 zu viel will, gefährdet seine Linie in Kurve 9 und wer dort Schwung verliert, leidet nachhaltig darunter. Denn der anschließende Turn 10 wird absolut voll genommen und erst vor Turn 11 wird wieder gebremst. Kurve 14, die letzte Kurve der Runde wird, im dritten Gang mit 130 bis 150 km/h genommen und ist insofern untypisch, da sich hier nicht die klassische Abfolge abspielt, wo der Fahrer anbremst, einlenkt und sofort wieder aufs Gas geht.

Stattdessen bleiben die Piloten die ganze 180-Grad-Kurve über leicht auf dem Gas und balancieren mit kurzen Gasstößen eventuelle Tendenzen zum Untersteuern aus. Erst am Ende der Kurve treten sie wieder voll aufs Pedal. Wer in Ungarn um den Sieg mitreden möchte, muss alle Sektoren perfekt zusammenbringen - und das im Rennen ganze 70 Mal. Im Glutofen der Puszta heißt es somit: Kühlen Kopf bewahren und keinen Fehler machen.